"Bunkermann" wirtschaftete in eigene Tasche

19.6.2015, 07:00 Uhr

© Foto: Andreas Harbach

Die Liste des Staatsanwaltes gegen Christian R. (35) ist lang. Nach fast sechs Monaten in Untersuchungshaft ist aber immer noch nicht alles abgearbeitet. Am 22. Juli beginnt vor dem Landgericht Bayreuth der Prozess gegen den Bunkermann aus Himmelkron: Ihm wird Untreue vorgeworfen – er soll mindestens ein Unternehmen um fast 300 000 Euro betrogen haben; ihm wird zudem vorsätzlicher strafbarer Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen vorgeworfen: In seinem Bunker hatte er unter anderem auch Sprengstoff.

Außerdem wird ihm Besitz verbotener Gegenstände vorgeworfen – er soll sich im Ausland Waffen besorgt haben, ohne eine Erlaubnis dafür zu besitzen; und ihm wird der Besitz von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen – in seinem Bunker lagerte eine große Menge an Hasch.

Doch nicht nur das hat die Polizei in seinem Haus gefunden, als sie bei einer Durchsuchung auf den Bunker im Keller seines Hauses in Himmelkron stieß. Nach Recherchen der Nordbayerischen Nachrichten lagerten dort auch Akten. Akten der Firmen, die er betrogen haben soll. Der Steuerberater — er war einer der Besten bei der bayerischen Prüfung seines Jahrgangs und erhielt ein Stipendium zum Bilanzbuchhalter — arbeitete auf selbstständiger Basis. Die Arbeitgeber, hauptsächlich ein Mittelständler der Region, vertrauten darauf, dass er die Bücher in Ordnung hielt.

Aber es stellte sich heraus, da ist sich der Staatsanwalt sicher, dass er sie eher frisierte. Und in seine eigene Tasche wirtschaftete. Er soll dabei mit geheimen Konten operiert haben und stets kleinere Beträge für sich abgezweigt haben. Auch im Ausland soll er dafür Konten eingerichtet haben, was aber bisher nicht bestätigt ist. Als ein Unternehmen ihn anzeigte, kam der Fall ins Rollen. R. selbst wirft nach Informationen des Kuriers den betroffenen Unternehmen vor, selbst die Bücher nicht in Ordnung gehalten zu haben. Eine Aussage-gegen-Aussage-Situation vor Gericht also? Ein Unternehmer: „Ich kann das Gegenteil beweisen.“

Weder Christian R. noch sein Anwalt möchten mit der Presse sprechen. „Ein laufendes Verfahren.“ Doch sicher ist: In dem Bunker war mehr als Waffen, Sprengstoff und Rauschgift. Es waren auch Akten der betroffenen Firmen darin und Dateien. Den Polizisten hat Christian R. weismachen wollen, in seinem Bunker seien nur Lebensmittel gelagert. Ein Spezialkommando aus München öffnete den Tresor, dazu wurden auch Sprengstoffexperten hinzugezogen – die Angst war groß. Auch aus den betroffenen Unternehmen berichten Leute, dass sie Angst hatten. Der Bunkermann fuhr in seinem weißen Lieferwagen Waffen und Sprengstoff durch die Gegend. Familienmitglieder sagten den NN, Christian R. habe sich vor den Russen gefürchtet. Oder vor dem Weltuntergang. Er ist aber nicht in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht, sondern sitzt – ganz normal – in Untersuchungshaft. Allerdings soll er vor Gericht auch begutachtet werden.

Seit Jahren Schmerzpatient

Sicher ist: R. ist Schmerzpatient, seit vielen Jahren. Er hat starke und länger anhaltende Schmerzen an der Hand. R.s Art von Leiden führt häufig zu einer Bewegungs- oder sogar Funktionseinschränkung. Deshalb hat er viele Jahre Oxicodon genommen, ein extrem starkes Schmerzmittel, das abhängig machen kann und viele Nebenwirkungen hat. Ob sich dadurch seine Persönlichkeit verändert hat, muss ein psychiatrischer Gutachter entscheiden. R. könnte auch seine Krankheit, Morbus Sudeck, als Grund für die Menge an Rauschgift angeben. Er hat nicht damit gehandelt, es also offensichtlich nur für den Eigengebrauch angeschafft.

So angewiesen war R. auf schmerzstillende Mittel, dass er sich sein Medikament bei einer Apotheke in einer größeren Menge besorgt hat – und bis heute nicht bezahlt hat.

Dem Bunkermann drohen mehrere Jahre Haft. Zehn Verhandlungstage sind für den Prozess angesetzt. „Die wird es auch brauchen“, sagt ein am Verfahren Beteiligter.

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