Erzbistum stellt katholische Landvolkshochschule in Frage

5.12.2016, 19:31 Uhr
Erzbistum stellt katholische Landvolkshochschule in Frage

© Foto: Berny Meyer

In diesem Oktober hat die Ordinariatskonferenz auf dem Bamberger Domberg beschlossen, das „gesamte Bildungskonzept der Erzdiözese zukunftsfähig zu machen“, wie Pressesprecher Harry Luck bestätigt (die Ordinariatskonferenz ist das wöchentlich tagende „Kabinett“ des Bischofs). Das Bistum unterhält zehn Bildungshäuser (siehe gelben Kasten). Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels rechnet die Kirche mit weniger Gläubigen und daher zurückgehenden Einnahmen aus der Kirchensteuer.

„Die Mittel, die wir haben, wollen wir für unsere Kernaufgaben einsetzen“, so Luck. Das Bistum investiere derzeit auch viel in die Sanierung der zwei Diözesan-Schulen, die beiden Maria-Ward-Schulen in Nürnberg und Bamberg. Bildung habe für die Erzdiözese weiter eine „hohe Priorität“. Aber das Geld wird wohl nicht mehr im gleichen Maße für dieselben Einrichtungen fließen.

Zurück in die Burg?

Jedenfalls hat die Ordinariatskonferenz dem Trägerverein der KLVHS, der die Einrichtung auf dem Feuerstein betreibt, „einen Beschluss vorgelegt, nach dem der Verein Landvolkshochschule aufgelöst, das Gebäude aufgegeben und die Landvolkshochschule wie vor 40 Jahren wieder in die Jugendburg integriert werden soll“. So schrieb der Vereinsvorsitzende Fritz Kroder in einer Mitteilung an das jüngste Ehemaligentreffen vor einer guten Woche. Würde dieser Beschluss umgesetzt, hieße das auch, „dass unser Haus dann irgendwann abgerissen wird“.

Die KLVHS auf dem Feuerstein ist keine normale Volkshochschule, sagt ihr langjähriger Leiter Heiner Neuner. Über 9000 Übernachtungen werden jährlich hier gezählt, bei mehr als 300 Veranstaltungen. Neuner kann und will sich nicht vorstellen, dass sein Haus geschlossen wird: „Es ist auch ein Stück weit Heimat.“

Wer die KLVHS „verpflanzen“ will, sagt Neuner, „der muss auch dem Thema Heimat gerecht“ werden. Laut Fritz Kroder hat nämlich die Ordinariatsspitze angeboten, die KLVHS könne mit dem Haus Frankenthal in Vierzehnheiligen zusammengehen. Kroder in seiner Mitteilung an die Ehemaligen: „Ich empfinde das als abwertend und verletzend, auch allen unseren Gästen und den vielen gegenüber, die sich für unser Haus ehrenamtlich engagieren.“ Er werde für den Fortbestand auf dem Feuerstein kämpfen.

Noch nichts entschieden

Gegenüber unserer Zeitung bekräftigte Kroder seinen Kampfeswillen: „Noch ist nichts entschieden.“ Es gebe Gespräche und es würden „Modelle der Zusammenarbeit“ entwickelt. Vor allem weist Kroder darauf hin, dass der Trägerverein unabhängig sei und die Erzdiözese unter den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern keine Mehrheit habe. Klar sei auch: „In die Burg wollen wir nicht, das steht für uns nicht zur Diskussion, da passt die ganze Konzeption nicht.“ Vorstellbar seien allerdings mehr Kooperationen im baulichen Bereich mit der Burg.

Fritz Kroder und der Trägerverein diskutieren derzeit, wie sie die Ausrichtung der KLVHS als katholische Bildungseinrichtung im ländlichen Raum neu und zukunftssicher definieren können. Zupass kommen dabei sicher die wiederholten Zertifizierungen für die Qualität des Bildungskonzeptes sowie des nachhaltigen, bio- und umweltorientierten Wirtschaftsbetriebes. Im Januar sollen nun Gespräche mit dem Bistum stattfinden. Der Verein als solcher, sagt Kroder, sehe momentan „keine Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen“.

Über 20 Menschen haben in der Landvolkshochschule auf dem Feuerstein ihren Arbeitsplatz. Ihre Anstellung, sagt Heiner Neuner, „ist in keinster Weise gefährdet“. Die Erzdiözese ist Sachträger der Bildungseinrichtung und für einige, zum Beispiel für ihn als Leiter, auch Anstellungsträger. Der Trägerverein betreibt die KLVHS aber in Eigenregie.

Keine Kommentare