Gasthaus "Zur Linde" in Höfen schließt

22.4.2018, 08:00 Uhr
Gasthaus

© Brigitte Grüner

"Ich schaffe es alleine einfach nicht", sagt sie mit Bedauern. Seit dem Tod von Ehemann Hermann Anfang März "schmeißt" sie den Laden alleine: Immer unterwegs zwischen Zapfhahn, Küche und Service. Die beiden Kinder Tanja und Christian arbeiten in anderen Berufen und haben auch nicht das Interesse, einen gastronomischen Betrieb zu übernehmen. Obwohl sie zu Stoßzeiten immer gerne geholfen haben.

Auch die Eltern des gelernten Kochs Hermann Roth, Lieselotte und Hans, waren gerne mit im Einsatz, wenn Hilfe benötigt wurde. Besonders an der Kirchweih oder bei besonderen Anlässen und Veranstaltungen war jede helfende Hand gerne gesehen. Auch Verwandte haben die Betreiber unterstützt.

Jede Möglichkeit durchdacht

"Das kann ich nicht immer verlangen", ist sich Dagmar Roth bewusst. Sie hat zusammen mit den Kindern lange überlegt und jede Möglichkeit durchdacht. Gegen einen Verkauf des Wohn- und Gasthauses sprach, dass sie sich dann selbst hätten eine neue Wohnung suchen müssen.

Gegen eine Verpachtung sprach die Tatsache, dass vorher investiert werden müsste. Die Küche entspricht nicht mehr modernem Standard, sondern war bei der Übernahme des Lokals 1995 eingerichtet worden. Auch die Heizung müsste erneuert werden. Jetzt sei der passende Anlass für eine Schließung des Lokals, sagt die Wirtin mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

"Meine Gäste werde ich vermissen." Sie will sich selbst nochmal verändern. Vor der Hochzeit war die frühere Betzensteinerin als Verwaltungsangestellte in der Justizschule tätig. Dem Ehemann zuliebe ging sie mit in die Gastronomie. Hermann Roth hatte am Nürnberger Flughafen als Koch gelernt und später bei der Kaiser Bräu in Neuhaus gearbeitet.

Viele Gäste ab dem ersten Tag

Sein Traum war aber die Selbstständigkeit als Wirt. 1995 bot sich die Möglichkeit, das zu dieser Zeit seit drei Jahren leer stehende Gasthaus Zur Linde in Höfen zu pachten. "Für mich war der erste Tag ein Sprung in das kalte Wasser", erinnert sich Dagmar Roth. Am 1. Mai 1995 hat die Familie das Lokal eröffnet. Gleich am ersten Tag kamen viele Gäste. "Es gab noch keinerlei Routine, alles war neu." 1997 zog die Familie in das Obergeschoss ein, 2009 wurde das Anwesen gekauft.

Es waren schöne Jahre. Das Ehepaar hat allerdings miterleben müssen, dass die Menschen immer seltener ins Wirtshaus kamen. Zum Essen am Wochenende schon; aber die Gäste, die früher am Abend auf ein Bier vorbei kamen oder sich zum Kartenspiel trafen, wurden immer weniger. Die älteren Kunden leben nicht mehr, Jüngere gehen nicht so oft ins Wirtshaus, hat Dagmar Roth festgestellt.

Diese Entwicklung ist nicht nur in Höfen spürbar. Und dennoch konnten sich über viele Jahrzehnte in dem kleinen Ortsteil von Neuhaus – der früher eigenständige Gemeinde in Oberfranken war – zwei gut bürgerliche Gasthäuser halten. Das habe wohl an der guten Küche und dem guten Ruf gelegen.

Auch ein abwechslungsreiches Angebot auf der Speisekarte und die beliebten gebackenen Karpfen seien wohl für die Gäste interessant gewesen. Zudem gab es einen gemütlichen Biergarten im Schatten einer Linde – daher der Name des Lokals – und viele Ausflügler, die besonders an Wochenenden und Feiertagen bei der Durchfahrt auf die Wirtshäuser in Höfen aufmerksam wurden.

So kamen die Gäste auch nicht nur aus den Gemeinden der Frankenpfalz, sondern auch aus dem Nürnberger Raum. Im Sommer hielten oft Motorradgruppen, unter anderem aus Regensburg.

Gäste hielten die Treue

Mitte März 2017 hatte die Familie von der unheilbaren Krankheit von Hermann Roth erfahren. Er gab aber nicht klein bei, sondern blieb solange es ihm möglich war, als Chefkoch in seiner Küche oder gab zumindest viele Ratschläge. Roth stammte aus Höfen; viele Gäste hielten seit der Eröffnung am 1. Mai 1995 die Treue.

Ohne die Unterstützung der Familie wäre der Betrieb nicht möglich gewesen, betont Dagmar Roth. Freizeit gab es selten. Immer habe man an morgen denken müssen und Einkaufslisten geschrieben. 30 Jahre war das Paar verheiratet, seit 1995 im Familienbetrieb von früh bis spät gemeinsam im Einsatz. "Das waren doppelte Ehejahre", blickt sie zurück.

Und denkt gleich wieder voraus: An die Gäste, die noch Gutscheine haben. Diese können nämlich nur bis 1. Mai eingelöst werden. Danach wird das Gewerbe abgemeldet. Die Gasträume möchte Sohn Christian irgendwann zu einer Mietwohnung umbauen. Was bleibt, ist die Erinnerung an gesellige Stunden und an nette Gäste.

Mehr zum Gasthaus Zur Linde in unserer Rubrik Essen & Trinken

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