"Gesicht" der Pottensteiner Teufelshöhle in Ruhestand

4.9.2018, 22:00 Uhr

1974 wurde der heute 63-jährige Karl Josef Deinlein als Höhlenführer beim Zweckverband fest angestellt. Schon vorher hat der passionierte Naturfreund aber schon an den Wochenenden als Höhlenführer ausgeholfen. Da war Deinlein noch als Maurer bei der früheren Pottensteiner Baufirma Deiml beschäftigt, bei der er dieses Handwerk auch gelernt hat. Begeistert war er schon immer von der Teufelshöhle, so dass er damit auch seinen Traumjob gefunden hat.

Im Jahre 2007, zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum, wurde Deinlein zum Betriebsleiter und Vorarbeiter ernannt. Schon zuvor war er stellvertretender Betriebsleiter. Betriebsleiter in der Teufelshöhle bedeutet viel Verantwortung, vor allem was die Sicherheit betrifft. Da kam Deinlein sehr zugute, dass er gelernter Maurer ist. Als Betriebsleiter konnte er so alle Arbeiten koordinieren und auch mal selbst mit Hand anlegen, als beispielsweise die ganzen Wege und Stufen in der Tropfsteinhöhle neu betoniert wurden. Oder im Außenbereich im gesamten Umgriff der Höhle die Wege neu gemacht wurden.

Zweimal wurden während seiner langen Dienstzeit in der Teufelshöhle die gesamten Geländer erneuert. In den 1980er Jahren wurden verzinkte Geländer eingebaut, vor fünf Jahren wurden alle Geländer in Edelstahl ausgetauscht. Zweimal wurde in den 44 Jahren auch die komplette elektrische Beleuchtung modernisiert. 1977 wurde erdverkabelt und 2007 dann alles auf die stromsparende LED-Technik umgestellt. Die Wasserleitung wurde in die Höhle verlegt, um Reinigungsarbeiten durchführen zu können und auch Telefone wurden in der Höhle für Notrufe installiert. Vor über 25 Jahren wurde dann auch die Therapiestation eingerichtet.

Als Deinlein als Höhlenführer anfing, kamen noch weit mehr Besucher als heute. 300 000 Besucher im Jahr waren es bis zur Wende im Durchschnitt. Heute hat sich die Besucherzahl etwa halbiert und auf rund 150 000 Besucher pro Jahr eingependelt. Den Besucherrückgang führt Deinlein auch auf die vielen neuen Einrichtungen der Pottensteiner Erlebnismeile zurück, die im Laufe der Zeit immer mehr wurden. Früher habe es eben als fast einzige Attraktion in Pottenstein nur die Teufelshöhle gegeben. "Früher kamen auch wesentlich mehr Busse", erinnert sich Deinlein, der in den 44 Jahren etwa zwölf Millionen Besucher durch die Teufelshöhle geführt hat.

Früher seien die Leute auch viel wissbegieriger gewesen, weil sie Vieles noch nicht kannten. "Heute ist das anders, weil sich die meisten Besucher schon vorher im Internet informieren." Auch das Besucherverhalten habe sich grundlegend verändert. Früher bezahlte man den Eintritt anstandslos, heute wird oft an der Kasse verhandelt und gefeilscht. Man will alles billiger haben.

"Höhlenführer zu sein ist schon sehr anstrengend. Denn bei jeder Führung muss der Höhlenführer 300 Stufen rauf und runter steigen. Und das in Stoßzeiten oft fünf bis sechs Mal am Tag. Dazu braucht es mindestens zwei Höhlenführer, in Spitzenzeiten aber vier und mehr. Sonst ist das nicht zu bewältigen, zumal es keine festen Führungszeiten gibt. Es waren aber auch sehr schöne Zeiten in der Höhle. Zum Beispiel bei den Kabarettabenden im Rahmen der Reihe ,Kultur in der Teufelshöhle‘", erzählt Deinlein.

Sein Beruf habe ihm aber auch immer Spaß gemacht. Bis auf wenige Ausnahmen. Nämlich dann, wenn Menschen sehr unvernünftig sind. Vor kurzem war ein Notfall in der Höhle. Ein Mann erlitt einen Herzinfarkt an der Kreuzigungsgruppe. Deinlein entschied als Betriebsleiter die Höhle für den Publikumsverkehr zu sperren, damit der Rettungsdienst ungehindert helfen konnte. Das passte einigen Besuchern an der Kasse gar nicht. "Die wollten unbedingt in die Höhle", so Deinlein. Der Mann konnte zum Glück gerettet werden.

Eigentlich ist Deinlein seit Ende August schon im Ruhestand. An vier Tagen in der Woche sitzt er aber immer noch an der Kasse. Bis zu Saisonende jedenfalls, denn jetzt einen neuen Höhlenführer einzustellen, gehe nicht. Ob er nächstes Jahr als Rentner noch ab und zu als Höhlenführer aushilft, werde sich zeigen. Erst einmal will er kürzer treten und sich mehr um seine Familie kümmern. Denn die sei oft zu kurz gekommen, vor allem an den Wochenenden. "Ich werde nun mehr Zeit haben für meine Enkelkinder. Die sind zwei und fünf Jahre alt", freut sich Deinlein. Die Teufelshöhle wird immer seine Handschrift tragen.

Keine Kommentare