Kirchahorner Feuerwehrler im Zentrum der Katastrophe

8.2.2020, 06:55 Uhr
Kirchahorner Feuerwehrler im Zentrum der Katastrophe

© Foto: Rick Rycroft/AP/dpa

Der Flug ging über München und Abu Dabi, an die Südostküste von Australien, nach Bega, in der Nähe von Sydney. Es sind zehn Stunden Zeitverschiebung. Beim Telefonat mit Pfeufer ist er kurz vor dem Abendessen, in Deutschland ist es sieben Uhr am Morgen.

"Es gibt heiße und kalte Tage", sagt Pfeufer, gestern waren es um die 42 Grad und immer schlechte Luft durch den Qualm der Buschbrände. Und wenn es mal regne, dann so heftig, dass es zu Überschwemmungen komme. Das habe er aber bislang nicht erlebt. In Bega ging er zum dortigen Campingplatz, meldete sich bei der Feuerwehr und bot seine Hilfe an. "Die wussten schon, dass ich komme", erzählt er. Die Frau in Sydney, bei der er bei seiner Ankunft den Mietwagen geholt hat, hatte ihn angekündigt. Ihr hatte er von seinem Vorhaben erzählt.

Matratzenlager in der Turnhalle

Kirchahorner Feuerwehrler im Zentrum der Katastrophe

© Foto: Pfeufer/privat

 Der Campingplatz wurde am nächsten Tag zum Evakuierungszentrum, in einer Turnhalle wurden Matratzenlager errichtet. Dabei half Florian Pfeufer. Bei den Löscharbeiten selber war er nicht dabei, aber er hat Essen an die Feuerwehrleute ausgefahren. Das wurde von der Army gekocht, die Organisation hatte die Regierung übernommen, die auch eine Sozialarbeiterin gestellt hatte. Pfeufer hat auch viele Reparaturen ausgeführt oder ausgebrannte Bäume, die auf Häuser zu fallen drohten, abgesägt. "Ich kenne mich durch meine Feuerwehrtätigkeit ja mit der Motorsäge aus", sagt er.

Pfeufer ist mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen. "Das geht manchmal schon ganz schön nahe", sagt er. Erst sei man traurig, müsse aber lernen, sich abzuschirmen und wenn man abends dann weg sei, sei auch eine emotionale Distanz da.

Der Kirchahorner hat Spenden in der Heimat für ein Pärchen organisiert, das sein Haus verloren hat. Per Paypal haben Freunde und Bekannte an die 1400 Euro überwiesen, von denen er Gutscheine für Sprit, Lebensmittel und Reparaturarbeiten für dieses Paar besorgt hat. "So haben sie zumindest einen kleinen Start", sagt er. Aber er treffe immer wieder neue Leute mit ähnlichen Schicksalen. Die Buschbrände selber sieht Florian Pfeufer nur aus der Ferne. "Da kommt auch nur die australische Feuerwehr hin, es ist eine Schutzzone errichtet", erzählt er. Es sei alles verqualmt. Es würden Schneisen gebrannt, sogenannte "back burnings". Bevor die Feuerstürme kommen und die Häuser vernichten, hat man das Gelände dazwischen niedergebrannt. Man müsse auf den Wind vertrauen.

"Kein nationales Thema"

Für Pfeufer ist sein Einsatz eine Erfahrung fürs Leben. "Das ist ein internationales, kein nationales Thema", sagt er, "am Klimawandel sind wir alle Schuld." Jeder müsse seinen Lebensstil ändern. Wenn er wieder zu Hause ist, will er einen Vortrag über seine Aktion halten und Bilder zeigen, um das Bewusstsein wachzurütteln. Was ihn besonders beeindrucke, sei, wie die Leute sich gegenseitig helfen und auch, dass sie nicht aufgeben. Manche hätten schon zweimal ihr Haus verloren und würden dann noch einmal anfangen oder jemandem anderen beim Aufbau helfen. "Das ist eine ganz andere Mentalität, ein anderes soziales Verhalten." Und: "Auf solch eine Situation, wie sie hier zurzeit in Australien herrscht, wäre Deutschland nicht vorbereitet." Man müsse zusammenhalten, mehr Menschlichkeit zeigen.

Momentan hält sich Pfeufer in Cobago auf und unterstützt die Hilfsorganisation "Blaze Aid". Sie baut Zäune für Bauern wieder auf, damit deren Vieh nicht davonläuft. Und sie sägen die ausgebrannten Bäume ab, die auf Häuser, Stromleitungen und Zäune zu fallen drohen. Pfeufer erfährt auch viel Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft. Er erzählt von einem Pärchen, das auf Facebook seine Erfahrungsberichte gelesen hat. Sie sind in Kontakt gekommen und es hat sich herausgestellt, dass das Paar gerade ganz in seiner Nähe war. "Da sind sie tatsächlich vorbeigekommen und haben auch mitgeholfen."

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