Nach Vogelgrippe-Ausbruch: Auf Virensuche im Hühnerstall

1.2.2021, 11:55 Uhr
Nach Vogelgrippe-Ausbruch: Auf Virensuche im Hühnerstall

"Anlass zur Panik besteht nicht", sagt Dr. Iris Fuchs, Leiterin der Veterinärabteilung am Landratsamt. Weil man seit November, als in Niederbayern die ersten Fälle bekanntwurden, vorbereitet sei, weil man auf Erfahrungen mit der Krankheit aus der Vergangenheit zurückgreifen könne. Dem Pottensteiner Hühnerhalter attestiert sie im Gespräch mit unserer Zeitung ein "vorbildliches Verhalten". Als einige seiner rund 20 Hühner plötzlich das Zeitliche segneten, informierte er sofort seinen Tierarzt. Der kümmerte sich umgehend darum, dass Proben eingeschickt wurden.

Dann ging alles ganz schnell: "Am Donnerstag um 15.30 Uhr erhielten wir den Anruf, dass ein konkreter Verdachtsfall gegeben ist, um 15.40 Uhr informierten wir den Tierhalter, dass seine Tiere getötet werden müssen, um 19 Uhr war dann alles passiert." Artgerecht, ohne Quälerei für die Hühner, wie Fuchs betont.

Am Freitag dann Lagebesprechung am Landratsamt über das weitere Vorgehen. Mit dem Ergebnis: "Es geht eine Allgemeinverfügung für alle Geflügelhalter im Landkreis zur Aufstallungspflicht raus, alle Unterlagen inklusive Begründung und Hinweisen hatten wir schon im November als Notfallplan in der Schublade." Das heißt in der Konsequenz für die Betroffenen: Sie müssen darauf achten, dass ihre Tiere von oben mit einem Dach oder einer Plane gegen den Kot von Wildvögeln geschützt sind, auch ist das Gehege einzuzäunen. Damit keine mit Viren belasteten Tiere eindringen können.

Umherziehende Vögel könnten Krankheit gebracht haben

Woher kam das Virus? Iris Fuchs hat eine Vermutung aus "meiner fachlichen Sicht". Zwar existierten in unserer Region eher wenige Nistplätze für umherziehende Wildvögel, aber durch Kormorane und Reiher könne der Erreger schon in hiesige Gewässer gelangen. Und da der Pottensteiner Hühnerhalter auch einige Enten besitzt und das Gelände in der Nähe eines Baches liege, dürfte es wohl so sein, "dass diese Enten das Virus von einem Ausflug mitgebracht haben".

Jetzt gelte es, "Dampf zu machen" und rasch zu schauen, ob auch andernorts auffällige Tiere zu notieren sind. Und so machten sich am Samstagmorgen drei Teams des Landratsamtes auf den Weg, um im Umkreis von zehn Kilometer 77 Geflügelhalter aufzusuchen. Erste Station von Iris Fuchs und Florian Böhm von der Lebensmittelüberwachung war das Anwesen der Familie Böhmer in Haselbrunn. Ein Milchviehbetrieb, auf dem "nebenbei" um die 20 Hühner leben. Freilaufend im Obergeschoss eines kleinen Anbaus. Von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung "eingetütet", sah die Tierärztin nach dem Rechten, konnte rasch Entwarnung geben: "Tupferproben oder weitere Maßnahmen müssen nur gemacht werden, wenn zum Beispiel Hühner apathisch und aufgeplustert in der Ecke sitzen, das wäre ein typisches Anzeichen". Keine Spur davon im Hause Böhmer. Aufatmen bei allen Beteiligten.


Vogelgrippe in Pottensteiner Betrieb ausgebrochen


Also runter mit dem Schutzanzug, "denn bei jeder Probe muss ein neuer verwendet werden". Und auf zur nächsten Überprüfung. Iris Fuchs weiß nicht, "ob wir das heute alles schaffen, eventuell müssen wir auch am Sonntag noch mal ran". Stolz sei sie auf ihre Mannschaft, die seit Monaten unter Hochdruck arbeite, "weil wir ja ständig Leute abstellen in Sachen Corona". Das sei eine Dauerbelastung, "das hätten wir jetzt nicht auch noch gebraucht".

So sieht das auch Pottensteins Bürgermeister Stefan Frühbeißer. "Wenn was kommt, dann dicke", sagt er. Sei doch das vergangene Jahr nicht nur wegen der Pandemie ein überaus anstrengendes gewesen, "nun noch das". Aber damit müsse man eben leben, müsse sicherstellen, "dass die Seuche nicht weiter um sich greift". Außergewöhnlich ist der Vorfall für ihn nicht, immer wieder würden die Viren durch Zug- und Wasservögel von Norden her ins Landesinnere getragen. Wichtig sei es, "jetzt Vorsicht walten zu lassen, was gemacht werden muss, ist absolut in Ordnung".

Am Samstagnachmittag Zufriedenheit bei Kontrollteams: Alle Betriebe auf der Liste waren "abgearbeitet", in 52 Fällen konnte man wie in Haselbrunn die Tiere unter die Lupe nehmen. Bei den anderen waren entweder aktuell keine Tiere da, weil sie geschlachtet wurden, oder die Tierhaltung wurde aufgegeben, "was man uns nicht mitgeteilt hat", sagt Iris Fuchs. Und zweimal war niemand anzutreffen. Fuchs lobt die Kooperationsbereitschaft der Halter," es gab nirgends Probleme".

Sie ist optimistisch, "dass nichts weiter kommt, dass wir das im Griff behalten". Sie verweist auf die Internetseite des Landratsamtes. Dort sei unter www.landratsamt-bayreuth.de schnell und auf einen Blick alles zu finden, was man im Moment als Geflügelhalter wissen müsse: zum Thema Sperrbezirk, zur Aufstallungspflicht, inklusive ausführlicher Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, zur Geflügelpest und deren Folgen.

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