Pegnitzer startet mit Raumfahrt-Unternehmen durch

11.10.2020, 14:55 Uhr
Pegnitzer startet mit Raumfahrt-Unternehmen durch

Das zehn Mitarbeiter zählende Startup sammelte in seiner ersten Finanzierungsrunde eine unbekannte Summe ein. Neben dem deutschen Investor Vsquared Ventures sind gleich fünf US-Wagniskapitalgeber eingestiegen. Darunter befinden sich mit In-Q-Tel ein Investor, der vom US-Geheimdienst CIA finanziert wird, und Pallas Ventures, eine Firma, für die die nationale Sicherheit der USA im Vordergrund steht.

Zum Mitglied im Aufsichtsrat bei Morpheus ist Richard V. Spencer berufen worden. Eine schillernde Figur. Spencer ist Managing Director bei Pallas Ventures und war bis Ende 2019 unter US-Präsident Donald Trump Marineminister. Der Republikaner war im Juli 2019 interimsweise auch US-Verteidigungsminister. Er stellte sein Amt als Marineminister zur Verfügung, nachdem er mit einer Entscheidung Trumps nicht einverstanden und ihm ein Rücktritt nahegelegt worden war.

Morpheus Space ist ein Spin-off aus dem Institut für Luft- und Raumfahrttechnik der TU Dresden und fertigt kleinste Ionenstrahlantriebe für den autonomen Betrieb von Satelliten. Dass gleich fünf US-Wagniskapitalgeber Geld in das Startup stecken, ist ein Zeichen, dass das kleine Unternehmen den USA einen hohen Stellenwert in seiner Entwicklung beimisst.

Pegnitzer startet mit Raumfahrt-Unternehmen durch

© Foto: imago images

Mitgründer und CEO Daniel Bock zum starken US-Engagement: "Über fünfzig Prozent des Raumfahrtmarkts befinden sich in den USA. Deshalb brauchen wir dort eine starke Präsenz." In diesem Jahr hat Morpheus Space in den USA einen Firma mit Sitz in Los Angeles gegründet. Die deutsche Morpheus GmbH ist eine hundertprozentige Tochter.

Man habe auch in Deutschland mit vielen Investoren gesprochen, sagte Bock, der mit seiner Familie in Dresden (Sachsen) lebt, dem Handelsblatt: "Letztlich haben wir uns mit unserer Startup-Mentalität in der amerikanischen VC-Welt besser aufgehoben gefühlt." In Deutschland würden viele Investoren vor dem extrem riskanten Geschäft zurückschrecken, so Bock weiter: "In der Raumfahrt gibt es kein Zurück und harte Deadlines. Die Rakete startet mit einem oder ohne."

Er sei aber trotzdem froh, dass ein Wagniskapitalgeber aus Deutschland die Runde anführt und "die deutschen und europäischen kulturellen Werte" in die Investorengemeinschaft einbringe. Morpheus ergeht es wie vielen deutschen Jungunternehmen in der Raumfahrt. Das technische Know-how ist beachtlich, die Forscher sind auf vielen Gebieten spitze. Doch die Finanzmittel und die Unterstützung für neue Ideen in der Raumfahrt kommen vor allem aus den USA.

Früher sei die Raumfahrt hauptsächlich von geopolitischen Interessen geprägt gewesen. "Das hat sich stark geändert", sagt Bock im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten. Die Raumfahrt werde zunehmend kommerzieller. "Ein neuer Wachstumsmarkt."

In den USA sitzen die meisten Startups in dieser Branche. Eines der bekanntesten ist SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk. Die Analyse- und Technologiefirma Bryce Space and Technology hat berechnet, dass im vergangenen Jahr 180 der insgesamt 330 "Space-Startups" ihren Sitz in den USA hatten. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr laut Bryce weltweit 5,7 Milliarden US-Dollar an Jungunternehmen in der Raumfahrt. Ein Jahr zuvor waren es noch 3,5 Milliarden Dollar.

Im All winken künftig gute Gewinne, weil dort eine strategische Infrastruktur der Zukunft aufgebaut wird. Morpheus Space arbeitet daran mit. In Dresden wird derzeit eine Produktionsstätte aufgebaut. Ende des Jahres soll laut Bock die Eröffnung gefeiert werden. "Es soll ein Highlight werden." Mit dem ein oder anderen hochkarätigen Gast. Wer das genau ist, will er noch nicht sagen; ebenso nicht, was die Finanzierungsrunde eingebracht hat. Auch zu den Umsatzzahlen hält er sich bedeckt. Nur so viel: "Wir legen ein starkes Wachstum an den Tag." Aus diesem Grund werde sich die Zahl der Mitarbeiter erhöhen, um die Massenproduktion anlaufen zu lassen.

Mit dem frischen Geld ist ein Grundstock vorhanden, der das geplante Wachstum finanziell absichert. "Es ist mehr als ausreichend für das, was wir vorhaben", sagt Daniel Bock. Die Investoren seien strategisch ausgewählt worden, mit einem deutschen Leader – VSquared Ventures Fund aus München.

Nach der ersten erfolgreichen Finanzierungsrunde gilt der Blick nach vorne. Ist irgendwann der Gang an die Börse geplant? "Ausschließen kann ich es nicht", sagt Bock im NN-Gespräch. Grundsätzlich wollen die Gründer von Morpheus Space nur Firmen als Partner, die aus Staaten kommen, die "klare rechtliche, freiheitliche und demokratische Werte" vertreten. Denn längst habe im Weltraum ein Wettlauf eingesetzt, bei dem Länder mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Systemen um die Vorherrschaft kämpfen. Deshalb kaufen sich auch Staaten in Unternehmen ein, die im Weltraum Geschäfte machen. "Die Raumfahrt hat eine enge Verknüpfung mit Verteidigung", sagt Bock.


Komet Neowise kommt heute der Erde am nächsten


Der Einstieg der US-Firmen ist schon im vergangenen Jahr vorbereitet worden. Morpheus Space war Teil des Techstars Starbust Space Accelerator Programms in Los Angeles. Unter hunderten von Bewerbungen aus aller Welt schafften es nur zwei Prozent, nach Kalifornien eingeladen zu werden. Drei Monate konnten Bock und seine Mitgründer neue Partnerschaften knüpfen und internationale Geschäftsbeziehungen eingehen. "Wir waren auf der Suche nach Investoren und haben ein Netzwerk aufgebaut", sagt Bock, der am Buchauer Berg aufgewachsen ist und am Gymnasium Pegnitz sein Abitur gemacht hat.

Nanosatelliten sind in der Regel nicht mit einem Antrieb ausgestattet, was sie eher ineffizient macht. Das Ziel von Morpheus Space war es, den Satellitenantrieb kleiner, billiger, weniger anfällig für Sicherheitsprobleme und effizienter machen. Dies geschieht, indem eine patentierte Technologie für einen fingerspitzengroßen Antrieb eingesetzt wird. Daniel Bock fand heraus, dass das Metall Gallium als Treibstoff sehr dicht ist, zusammen mit einem System, das das Metall sehr effizient ionisiert. Außerdem sind die Antriebe modular aufgebaut, was dem System mehr Flexibilität verleiht. Je größer der Satellit ist, desto mehr Antriebe kann man kombinieren, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare