Pest und Hungersnöte im Dreißigjährigen Krieg in Pegnitz

12.5.2018, 12:00 Uhr
Pest und Hungersnöte im Dreißigjährigen Krieg in Pegnitz

© Repro: Reinhard Löwisch

Eine erste Reiterhorde, die in Bronn eingekehrt war, zog weiter, ohne die Zeche zu zahlen. Wenige Tage später zogen 1000 Musketiere durch die Stadt, weshalb der Stadtmagistrat seinen Bürgern empfahl, sich zu bewaffnen. So ging das jahrelang. Immer wieder zogen fremde Truppen durch den Ort. Mal kamen sie aus der Oberpfalz, das in die Hände des bayerischen Herzogs Maximilian gefallen war, mal zogen evangelische Truppen nach Bayreuth.

Dieses Kriegsvolk begnügte sich nicht mit dem Durchmarsch, man verlangte vom Rat der Stadt Verpflegung für Mensch und Pferd. 1622 kam es zu ersten Übergriffen, als eine 2000 Mann starke Truppe aus der Oberpfalz kam und nach Forchheim weiter zog. In Allersdorf erschossen sie einen Bauern, nahmen ihm drei Pferde und Geld weg. Große Angst kam auf als bekannt wurde, dass 10.000 gefürchtete Kosaken durch das Land ziehen wollten, weshalb man die ganze Gegend um Pegnitz und Betzenstein mit fränkischen, katholischen Truppen belegte. In Plech kam es zu einem Gefecht, weil Plecher Bürger einen hochgestellten Kosaken "durch und durch geschossen" hatten.

So ging es weiter mit Truppendurchzügen, gelegentlichen Plünderungen und Abgaben an die Soldaten. 1627 wurden die ersten Pesterkrankungen aktenkundig. Die Erreger sollen von einem Nürnberger Händler eingeschleppt worden sein. Vier Jahre später war die Not in Pegnitz schon so groß geworden, dass der Pegnitzer Amtmann einen eindringlichen Bittbrief nach Bayreuth schickte und um Brot, Fleisch und Bier bat, "weil hier alles aufgezehrt sei" und man nicht wisse, wie man die kaiserlichen Truppen verpflegen sollte.

Im Oktober 1631 kam das Gerücht auf, das schwedische Heer rücke heran. Daraufhin sammelten sich katholische Truppen bei Forchheim, um Nürnberg zu überfallen. Das Jahr 1632 wurde auch für Pegnitz ein sehr hartes Jahr. Ohne Unterbrechung wimmelten die Straßen von durchziehenden Kriegsscharen, von katholischen und von evangelischen. Es gab keinen Unterschied in der schlechten Behandlung der Bürger durch die Söldner, berichtet die Chronik weiter.

Beide Seiten bedrohten die Menschen und forderten Geld und Verpflegung. Eine erste Niederlage der Schweden nahe Bamberg, das sie kurz vorher eingenommen hatten, rief den Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinem Heer auf den Plan. Er begab sich nach Nürnberg, wo er bald General Tilly gegenüberstand. Im Juni nahmen schwedische Reiter Quartier in Pegnitz, um den kaiserlichen Soldaten den Weg von der Oberpfalz nach Forchheim und Bayreuth zu versperren. Bei ihrem Abzug hatten sie "sämtlichen Haber aufgezehrt", wie der Amtmann berichtet. Ende Juni kam es zu einem schweren Gefecht bei Hainbrunn mit mehr als 1200 Soldaten, bei dem die bayerischen Soldaten zeitweise vor den Schweden zurück wichen.

Tags darauf wurde wieder gekämpft und die Schweden aus Pegnitz vertrieben. Der berüchtigte bayerische Oberst Johann Eberhard von Schönburg trieb die Schweden bis nach Bayreuth. Seine Nachhut steckte Pegnitz in Brand. Zwei Drittel der Häuser, auch Pfarrhaus und Schule, fielen dem Feuer zum Opfer, berichtet die Stadtchronik des Heinrich Bauer. Die Bewohner mussten all ihr Hab und Gut an die Soldaten geben und wenn sie nichts mehr hatten, wurden sie "niedergehauen".

Verheerende Feuer

Ein Jahr später kam es erneut zu einem Brand, 20 Häuser, die Stadtmauer und die Stadttore wurden zerstört, so dass "sich die Bürgerschaft von nun an nicht einmal mehr vor zehn Reitern zu schützen vermochte" schreibt die Chronik weiter, weshalb viele Pegnitzer ihre Stadt verließen und sich viele Monate lang in der Oberpfalz verbargen.

Nach der verheerenden Niederlage der Schweden bei Nördlingen verlor der Bayreuther Markgraf als Unterstützer der Schweden sein Land. Kaiserliche Verwalter und Soldaten zogen auch in Pegnitz ein, das zu seinem Gebiet gehörte. Sie plünderten und brandschatzen überall dort, wo evangelische Enklaven bestanden; in Betzenstein und Gräfenberg und im Nürnberger Land. Nachdem der Bayreuther Markgraf Frieden mit dem Kaiser geschlossen hatte, bekam er 1635 seine Ländereien und damit auch Pegnitz wieder zurück.

Pest und Hungersnöte im Dreißigjährigen Krieg in Pegnitz

© Repro: Reinhard Löwisch

In der Zeit danach kam es zwar nicht mehr zu kriegerischen Handlungen, aber fremdländische Söldner des kaiserlichen Heeres betrieben ihr "Handwerk" weiter. Vor allem die Kroaten waren berüchtigt für ihre Beutezüge und die Polen, die im Herbst 1635 mit 8000 Mann von Böhmen kommend nach Nürnberg zogen, hinterließen eine blutige Kriegsspur.

In den Folgejahren kam es oft zu Truppendurchzügen, meist verbunden mit Raub und Mord und Abgaben. Da auch die Soldaten oft nicht mehr bezahlt wurden, bedienten sie sich selbst. Die Schweden blieben bis 1650 im Markgräflerland. Erst nachdem die Bayreuther die Kriegskostenentschädigung geleistet hatten — wozu jeder Bürger seinen Obolus geben musste — zogen sie ab. Sie hinterließen eine zerstörte Landschaft. Verwahrlost und mit Dornensträuchern überwuchert waren die Felder, es fehlte das Vieh zur Bestellung, weshalb in manchen Orten bis zu 14 Männer an einem Pflug zogen, um den Boden für die Saat zu bereiten.

Auch war nicht sicher, ob es eine Ernte gab oder ob kriegerische Horden wieder alles plündern würden. Die Bäche und Wiesen standen voller Schilf und waren unkultiviert. "Das Land nicht allein an Früchten und Vieh, sondern auch an Menschen ist gar öde geworden. Denn was der Feind nicht niedergemacht und an der Pest gestorben, das hat der Hunger aus dem Land getrieben", schrieb ein Zeitgenosse damals.

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