Projekt gestartet: Was Insekten über das Klimawandel verraten

21.8.2019, 17:57 Uhr
Projekt gestartet: Was Insekten über das Klimawandel verraten

© Ralf Münch

Landklif ist ein Projekt, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt in naturnahen, agrarischen und urbanen Landschaften zeigt sowie Strategien zum Management des Klimawandels aufweisen soll. Die Forscher untersuchen außerdem die Artenvielfalt von Pflanzen, Insekten und Wildtieren sowie deren Beitrag zum Erhalt des Ökosystems durch etwa Bestäubung oder Zersetzung von Biomasse in unterschiedlichen Lebensräumen.

Zwischen Willenberg und Willenreuth gibt es ein Waldstück. Verdorrte Bäume stehen dort. Und ein Schild. Auf dem steht: Ein Verbundprojekt im Rahmen des Bayerischen Netzwerks für Klimaforschung. Die Universitäten Würzburg, München, Augsburg, die Hochschule Weihenstephan und die Uni Bayreuth arbeiten Hand in Hand. Das kleine Waldstück sieht nicht spektakulär aus, doch das Gebiet wurde von den Forschern ganz bewusst ausgesucht.

Eine der größten Herausforderungen

Rebekka Riebl und Swantje Gebhardt von der Uni Bayreuth laufen durch den Wald zu dem 30 mal 30 Meter großen Gebiet. Das ist zwar nicht groß, soll aber Blick auf die Zukunft bringen. Ein Blick auf einer der größten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, wie auf der Homepage von Landklif geschrieben wird.


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Seit April macht man hier Forschungen. Auf dem Gelände sind verschiedene Untersuchungsflächen aufgebaut. Etwa eine Malaisefalle. Man kann sich das als eine Art Zelt vorstellen. In diesem Zelt krabbeln die Insekten hoch, fallen schließlich in einen Behälter mit Ethanol. Das überleben die Insekten nicht: "Deswegen löschen wir keine Population aus", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für ökologische Dienstleistungen, Rebekka Riebl.

Um zu wissen, welche Insekten sich in der Region ansiedeln, haben die Forscher Insektenhotels aufgebaut. Auf dem Gelände ist auch Kot verteilt – vom Wildschein, Luchs, Reh und vom Wiesent. Das ist durchaus Absicht, denn die Hinterlassenschaften locken verschiedene Insekten an. Die Haufen liegen auf einem Plastikgitter. Unter dem befinden sich Auffangbehälter. Die Insekten tun sich daran gütlich, wie Riebl sagt, und fallen dann in die Bodenfallen – Insekten seien laut Riebl eben nicht unbedingt die "Hellsten".

Das Gebiet bei Willenreuth ist nicht das einzige, das Riebl betreut. Im Pottensteiner Gebiet gibt es noch zwei weitere Testfelder. Ebenso in Prüllsbirkig auf einer Magerwiese und in Haselbrunn neben einem Rapsfeld. Und außerdem ist Riebl in Oberfranken für 36 Flächen von 180 Standorten in ganz Bayern zuständig. Denn die Insektenpopulation soll nicht nur im ländlichen Raum untersucht werden. Daher gibt es auch in Bayreuth und Bindlach Flächen.

Mehr Nahrung in der Stadt

Und tatsächlich gebe es dort für Insekten eine größere Nahrungsquelle als auf dem Land. Bringt es denn überhaupt etwas, eine Forschungsstudie bezüglich der Insekten als Indikator des Klimawandels zu machen? "Selbstverständlich. Wir können die Zeit natürlich nicht anhalten und haben auch keine Kristallkugel. Aber woran wir hier forschen, ist eine Projektion der Insekten über einen längeren Zeitraum. Ein Zeitverlauf über ein Jahr hinweg", sagt Riebl.

 

Und was passiert, wenn schließlich die Daten gesammelt und ausgewertet wurden? Wie sollte man anhand der Erkenntnisse über Insekten das Klima beeinflussen können und ist nicht sowieso schon alles zu spät? Riebl: "Natürlich wäre es besser gewesen, wenn man sich viel früher mit diesem Thema beschäftigt hätte. Ich unterhalte mich auch oft mit Landwirten."

Und weiter: "Niemand sagt, dass es gut so ist wie es ist. Und wir können auch keinen Kühlschrank um Bayern bauen. Aber dennoch kann man anhand der Daten, die wir sammeln, schließlich versuchen zu beeinflussen, wie man die Landschaft pflegt." Eben so, dass es auch mitten im Klimawandel noch genügend Lebensraum für die Insekten gibt.

Auf der Website des Projektes finden Sie weitere Informationen. 

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