"Sind am Limit": Darum stoßen Tierheime an ihre Grenzen

14.8.2019, 06:00 Uhr

© Foto: Tierhilfe Betzenstein

  "Das Telefon geht rund um die Uhr", sagt Harald Hahnefeld von der Tierhilfe Weidenberg. Der Vorstand berichtet von einer "massiven Zunahme" an Fundtieren in den letzten drei Wochen. Die Tierhilfe in Weidenberg ist nicht mit einem klassischen Tierheim zu vergleichen. Der Verein kümmert sich schwerpunktmäßig um Katzen – ausgesetzte, misshandelte, kranke oder verletzte Tiere – die in dessen Obhut gepflegt, wenn nötig kastriert, und weitervermittelt werden.

Neben 71 Futterstellen hat die Tierhilfe Weidenberg insgesamt 71 Pflegestellen: 42 Vereinsmitglieder bieten Fundkatzen hier einen Platz, bis sie ein neues Zuhause gefunden haben. "Wir sind am Limit", erzählt Hahnefeld, aufnehmen kann die Tierhilfe zur Zeit keine Katze mehr.

30 000 Euro Tierarztkosten

Mit der sechs- bis siebenfachen Menge an Fundtieren sähen sie sich in den Ferienwochen jedes Jahr aufs Neue konfrontiert, erzählt Hahnefeld. In der Regel hätten sie 15 bis 20 Katzen auf ihren Pflegeplätzen verteilt. Impfen, entwurmen, entflohen und kastrieren, zudem ein Chip und eine Registrierung: Dieses Prozedere muss jede neu aufgenommene Katze über sich ergehen lassen.

Das kostet. "Die Tierarztkosten belaufen sich auf 25 000 bis 30 000 Euro jährlich", sagt Harald Hahnefeld. Als Verein finanziert sich die Tierhilfe Weidenberg über ihre Mitgliedsbeiträge, Verkaufserlöse auf Märkten und Spenden, wobei sie auch – wie bei der noch laufenden Aktion – Unterstützung vom Deutschen Tierschutzbund erhalten. "Zum Glück finden die meisten unserer Katzen bald wieder ein gutes Zuhause", sagt Harald Hahnefeld.

Mit einem ganz anderen Problem kämpft dagegen Carmen Baur von der Tierhilfe Franken in Betzenstein, wo man sich überwiegend um Hunde kümmert. Die Ferien machten sich bei ihnen nicht bemerkbar, sagt sie, aber seit etwa eineinhalb Jahren hätten sie vermehrt mit Hunden zu tun, die im Internet quasi bestellt würden: "Von privat oder über eine Vermittlung für Hunde aus dem Ausland." 

Halter seien überfordert

Die Leute sähen nur das Foto und wenn der Hund da ist, dann seien sie überfordert. "Die kennen ja den Charakter des Hundes gar nicht", empört sich Baur. "Ich hätte nie gedacht, dass so ein Geschäftsmodell funktioniert."

Die Hunde bringt die Tierhilfe in ihren 60 Pflegestellen unter bis sie einen neuen Besitzer gefunden haben. Doch obwohl es damit im Prinzip viele Plätze gibt, stoßen auch sie aktuell an ihre Grenzen: "Wir müssen immer schauen, ob der Hund da hin passt." Bösartig sei kaum einer, aber, wie eben jeder Mensch, ein Individuum – wie Sall: Ein wohlerzogenes Tier, das aber so auf seine ehemaligen Besitzer fixiert war, dass kein Besuch mehr ins Haus konnte, ohne verbellt zu werden. "Deswegen brauchen wir immer Pflegeplätze", sagt Carmen Baur.

Erfahrung mit Hunden sei dabei keine Voraussetzung. Und: "Wir kommen für alles auf. Tierarzt, Futterkosten und auch einen Hundetrainer." Allein der Tierarzt kostet den Verein jährlich 15 000 bis 20 000 Euro.

Moderater Anstieg

"Im Tierheim Bayreuth steigt die Anzahl in den Ferienmonaten nur moderat", berichtet Guido Zahn. Aber man halte auch immer Plätze vor, "für unvorhersehbare behördliche Beschlagnahmungen", sagt er.

Doch Fundtiere sind natürlich keine Unbekannten: "Wenn das Tier nach ein bis drei Tagen nicht abgeholt wird, wird es in der Regel nie mehr abgeholt", berichtet Zahn. Die Arbeit im Tierheim stemmt man Dank langjähriger Mitarbeiter und vieler ehrenamtlicher Helfer auch in den Urlaubsmonaten. "Unterstützung ist aber stets willkommen."

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