Straße voraussichtlich drei Wochen gesperrt

30.5.2013, 00:00 Uhr

17 Personen wurden innerhalb von Sekunden evakuiert. Vier davon sitzen im Gasthof Wolfsberg am Mittagstisch — bei Kaffee und Weißbier. Und wie lange sie hier noch bleiben müssen, kann momentan noch niemand sagen. Die Nacht des Felssturzes haben sie alle noch lebendig vor Augen.

„Es war kurz nach ein Uhr am Morgen. Wir haben geschlafen. Und von einer Sekunde auf die andere sind wir von einem lauten Grollen und einer irren Erschütterung des Bodens in den Betten gestanden“, erzählen Irene und Franz Horst. Ein paar Minuten später hörten sie Sirenen und wurden von der Polizei und der Feuerwehr aus dem Haus geholt. Sie trugen nur Schlafanzug und Schlappen. Dann sahen sie erst, was passiert war, was der Neuhauser Bürgermeister eine „Katastrophe für die Ortschaft“ nennt, was mittlerweile bayernweit ein riesiges Medieninteresse hervorgerufen hat: Gigantische Felsbrocken auf der Straße und an den Häusern.

„Ich war sprachlos“

„Als wir das sahen, war ich zuerst sprachlos. Erst später wurde mir bewusst, was wir für ein wahnsinniges Glück hatten“, so Irene Horst weiter. Maria Haubner, mit der das Ehepaar am Tisch sitzt, erzählt das Gleiche über den Vorgang der Evakuierung: Im Schlafanzug wurde sie und Elvira Ford, ein Urlaubsgast aus Hannover, aus ihrer Wohnung geholt. „Man hatte uns zum Feuerwehrhaus gebracht und dort erst einmal verpflegt. Die waren dort alle sehr fürsorglich“, sagt sie.

Nicht einmal ihr Rollator, auf den die gehbehinderte Hannoveranerin nach einer Operation angewiesen ist, konnte am Dienstag mitgenommen werden. „Vom Bürgermeister Josef Springer erhalten wir viel Hilfe. Er begleitet jeden Einzelnen von uns zu unseren Häusern. Heute bringt er mich zur Wohnung, damit ich noch etwas holen kann“, erklärt Maria Haubner. Einige wenige Minuten hat sie Zeit, eine Tasche zu packen.

Warme Pullover, Hosen, Wäsche, den Rollator für Elvira Ford und jede Menge Bücher nimmt sie mit: „Was soll man denn sonst schon den ganzen Tag über machen?“ Und ihr privates Telefonbuch packt sie auch ein. Denn bisher hat sie noch niemanden ihrer Familie und ihrer Bekannten angerufen. Jetzt befürchtet sie, dass man sich Sorgen um sie machen könnte. „Vor allem deshalb, weil es in den Nachrichten hieß, es seien Leute verschüttet worden“, schüttelt sie über diese Aussage den Kopf und weiß selber nicht, ob sie noch einmal in ihrem Bett, selbst wenn der Burgberg als gesichert gilt, ruhig schlafen kann. Denn, wäre der Felsabgang 50 Meter weiter links gewesen, wäre von ihrem Haus vermutlich nicht mehr viel übriggeblieben.

Doch wie geht es nun weiter? Arbeiten am Hang sind aufgrund des permanenten Regens noch unmöglich. Zwar wurde die Stelle an der Burg, an der die Felsbrocken abrutschten, jetzt mit einer Plane abgedeckt — damit sich der sandige Untergrund nicht noch mehr mit Wasser vollsaugt — aber die Angst vor weiteren Abgängen besteht immer noch. Inzwischen wird die Plecher Straße mit Bauzäunen abgesperrt. „Betreten strengstens untersagt“ steht auf einem Zettel als Warnung und das THW wacht auch darüber. Jedoch nicht 24 Stunden am Tag. „Abends fährt die Polizei immer wieder Streife. Aber wenn es jemand darauf anlegt, dann wird er es auch schaffen, unbemerkt vorbeizukommen. Aber: Die Leute müssen sich im Klaren sein, dass es momentan lebensgefährlich sein kann, sich an den Berg zu stellen“, sagt Springer.

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