Vision 2030 für einen lebenswerten Landkreis

6.4.2017, 09:00 Uhr
Vision 2030 für einen lebenswerten Landkreis

© Richard Reinl

Die Langfristkonzeption "Perspektive 2030" ist von einem interfraktionellen Arbeitskreis, von den Fraktionen und durch die Regionale Entwicklungsagentur erstellt worden. Wesentliche Ziele sind eine Verbesserung der interregionalen Wettbewerbsfähigkeit sowie der regionalen Lebens- und Standortqualität, eine Stabilisierung der demographischen Entwicklung sowie ein besseres Image.

Strategisch will der Landkreis in diesem langfristig ausgelegten Entwicklungsprozess eine Impulsgeberfunktion übernehmen. Die Umsetzung soll auf einer netzwerkbasierten Kooperationsschiene erfolgen, weil die ehrgeizigen Ziele nur so erreichbar seien.

Unterteilt ist die Perspektive in Profile, bei denen es um Zukunftschancen, kurze Wege, Versorgungssicherheit, Familienfreundlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt geht. Nachfolgend die Vision, wie sich der Landkreis 2030 gerne sehen möchte.

Elektromobilität: Nach dem 2017 erarbeiteten Konzept wurden über Ladesäulen, Car-Sharing-Modelle, Verleihstationen und eine intermodularer Verknüpfung die Rahmenbedingungen geschaffen. In allen Bereichen, insbesondere auch im ÖPNV, wurden "Flotten" elektromobil umgerüstet. Über Förderprogramme wurde der Einsatz von Elektroautos im privaten und gewerblichen Bereich vorangetrieben. Ein Anteil von 25 Prozent Elektroautos im Landkreis wurde zum zentralen Baustein in der Realisierung der Klimaziele.

Digitalisierung: Flächendeckend steht überall eine Internet-Bandbreite von mindestens 100 Mbit bereit. Zudem wurden die Grundlagen für ein ebenfalls flächendeckendes Glasfasernetz und somit für eine gleichwertige digitale Infrastruktur im ländlichen Raum geschaffen. Die Folge ist eine deutliche Zunahme an Heimarbeitsplätzen.

Gründerregion: Über den Aufbau einer aktiven Gründerszene sind im Stadt-Umland-Bereich viele neue Klein- und Kleinstunternehmen mit erheblichem Beschäftigungspotenzial entstanden. Zielführend war dabei das in Kooperation mit der Stadt Bayreuth entwickelte offensive Gewerbeflächenmarketing. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Universität, der Handwerkskammer sowie der Industrie- und Handelskammer fanden wieder mehr junge Menschen in eine Handwerksausbildung.

Kreatives Milieu: Die "Künstlerkolonie Fichtelgebirge" kann als eine Keimzelle für diese Entwicklung angesehen werden. Andere Wurzeln sind etwa Spin-Offs der Universität, die sich in der Region angesiedelt haben. Die meisten kreativen Unternehmen stammen jedoch aus dem jungen Handwerk. Der Landkreis konnte sich so als Standort für hochwertige innovative "Kreativgüter" überregional profilieren. Über ein regionales "Business Angel-Netzwerk" wird Wagniskapital in die Region gepumpt.

Energieautarke Region: Der Stromverbrauch wird zu 120 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt, der Gesamtwärmebedarf zu 33 Prozent. Möglich wurde dies durch eine Verdoppelung der Sonnenkollektorflächen, die Sicherung der Biogasanlagen sowie durch 17 neue Windkraftanlagen.

Fachkräftesicherung: Auf allen Schulebenen wurde mit der Universität der Schwerpunkt Mathematik/Naturwissenschaft ausgebaut, um Schlüsselqualifikationen für technische Lehr- und Ausbildungsberufe zu fördern.

Stärkung der Landwirtschaft: Die Zahl der Betriebe hat sich stabilisiert, das Wert- und Preisbewusstsein für regionale Produkte ist gestiegen. Neue Marktsegmente im Bereich der Energieerzeugung und der Direktvermarktung wurden erschlossen. "Qualitätsprodukte aus dem Bayreuther Land" sind in der ganzen Metropolregion stark nachgefragt.

Dorf 2030: Mit nachhaltigen Infrastrukturmaßnahmen bei Versorgung, Verkehr, sozialem Zusammenhalt und Landwirtschaft/Energie konnten negative demographische Prozesse umgekehrt werden. Dabei ist es gelungen, junge Leute an den dörflichen Lebensraum zu binden und sogar Zuzugspotenzial zu schaffen. Mittelpunktsgemeinden haben zusätzliche Versorgungsfunktionen übernommen.

Fachärztliche Versorgung: Bestehende allgemeinärztliche Praxen wurden über Nachfolgeregelungen gesichert, an zentralen Standorten in der Fläche neue "Ärztezentren" geschaffen, das Modellprojekt "mobile Arztpraxis" umgesetzt und über "Digi-Doc" die digitale Sprechstunde am eigenen Computer ermöglicht.

Sicherung dezentrale Schullandschaft: Die Schullandschaft, das feingliedrige Kindergartennetz sowie die dezentrale VHS-Struktur konnten nicht zuletzt in Folge des Zuzuges von Flüchtlingen gesichert werden.

Nahverkehr: Gemeinsam mit den Gemeinden sind Nahverkehrsmodelle für Räume mit schwacher Verkehrsnachfrage entstanden. Der Fahrplan wurde an die funktionalen Grundbedürfnisse (Schule, Versorgung, Arzt, Freizeit) angepasst.

Familie und Beruf: Nach einem Kriterienkatalog haben nahezu alle Wirtschaftsbetriebe das Qualitätssiegel "familienfreundlicher Betrieb" erworben. Integriert wurde die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Eine positive Auswirkung ist der verstärkte Zuzug von jungen Familien.

Jugendgerechte Sozialinfrastruktur: Die Jugendlichen selbst haben konkrete Vorschläge für die Gestaltung ihres Umfelds eingebracht, die mit Modellprojekten (Spielplätze. Freizeitanlagen, Kinder- und Jugendtreffs, Ferienangebote, schulische und außerschulische Bildungsmöglichkeiten) realisiert worden sind. Entscheidend hierfür war das Netzwerk von Jugendorganisationen, Jugendamt, Kreisjugendring und Zivilgesellschaft. Innovativ war die Entwicklung eines jugendspezifischen Nahverkehrsplans.

Region 60+: Auf den Gebieten Gesundheit, Versorgung, Freizeit, soziale Kontakte, Mobilität und neue Wohnformen wurde die Lebensqualität gesteigert. Der Landkreis Bayreuth hat sich überregional als attraktiver Wohn- und Freizeitstandort für Senioren etabliert.

Familienfreundlicher Tourismus: "Fränkische Lebensfreude" fokussiert sich auf fränkische "Potenziale" wie Brauereien, Genussregion Oberfranken, Kerwa, Bratwurstgipfel oder Wirtshauskultur. Im Bereich Nahverkehr und WLAN-Verfügbarkeit wurden Schwachstellen beseitigt. Ein gemeinsam mit den Nachbarlandkreisen entwickelter Masterplan ist die Grundlage für eine touristische Gesamtvermarktung.

Bürgerschaftliches Engagement: Mit einem "Ehrenamtsplan" hat der Landkreis einen entscheidenden Grundstein gelegt. Die öffentliche Hand übernimmt dabei die Kosten für die infrastrukturelle Grundausstattung, eine Managementstelle koordiniert.

Integration von Zugezogenen: Mit der 2017 neu geschaffenen Bildungskoordination wurde ein wichtiges Segment professionell besetzt, wovon nachhaltig positive Impulse auch auf die regionale Wirtschaft ausgehen. Durch Angebote "vor Ort" ist es gelungen, passgenaue Bildungspakete für die Zielgruppe zu schnüren und deren Integration zu beschleunigen.

Interkulturelle Begegnungskultur: Die Kreisverwaltung hat das neue Leitbild "interkulturelle Öffnung" umgesetzt. So ist eine neue Form des gesellschaftlichen "Miteinanders" entstanden. Das interkulturelle Verständnis der einheimischen Bevölkerung ist durch vielfältige Projekte der "Begegnungskultur" gewachsen.

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