"Wegen Wegfalls der Trasse steigt der Preis nicht"

6.10.2014, 20:00 Uhr

© Meyer

„Es gibt keine Kosten durch den Wegfall der Trasse, aber durch den Bau der Trassen“, sagt Frank Ambros, Sprecher der Initiative im fränkisch-oberpfälzer Raum auf Anfrage der Nordbayerischen Nachrichten, und fügt an: „Die Preise werden von den Kosten getrieben, nicht vom Wegfall des Trassenbaus.“ Das bedürfe der Erklärung für die Bürger, meint auch Professor Markus Bieswanger, der die Gegner in und um Pegnitz vertritt. „Die Entscheidung wird schon länger als Schreckgespenst von einigen politischen Akteuren und Profiteuren des Trassenbaus verbreitet und nun von den Befürwortern der Trassen geschickt noch mal kurz vor den Koalitionsgesprächen in dieser Woche lanciert, um Druck auf Seehofer und die Trassengegner aufzubauen“, vermutet Bieswanger.

Jüngste Aussagen

Ministerpräsident Seehofer hatte sich in jüngster Zeit immer wieder gegen den Bau der langen Leitung der Firma Amprion ausgesprochen und damit auch auf anhaltenden, durchgängigen und intensiven Widerstand seitens der Bevölkerung reagiert (wir berichteten mehrfach). Erst am Sonntag waren Ergebnisse einer EU-Studie an die Öffentlichkeit geraten, der nach sich mit Wegfall der Trasse für Bayern und Baden-Württemberg höhere Stromkosten etablieren könnten. Brüssel könnte vorschlagen, für den deutschen Elektrizitätsmarkt eine nördliche und eine südliche Preiszone einzuführen - kommen die Trassen nicht. Von bis zu zehn Prozent Steigerung ist da die Rede.

Realistisch sei das Szenario der steigenden Stromkosten durch Wegfall der Trasse trotzdem nicht, sagt Markus Bieswanger und erklärt, „es gab innerhalb der Preiszone Deutschland noch nie völlig gleichmäßige Kosten der Strombereitstellung“.

Falsche Stelle

Beim Bau der Trassen müsste darüber hinaus zunächst eine Menge Geld in den Bau investiert und über sogenannte Durchleitungsgebühren erstmals refinanziert werden; außerdem entstünden dauerhafte Betriebskosten und Übertragungsverluste beim Transport von Strom über weite Strecken, also zum Beispiel von Norden nach Süden. „Wenn es tatsächlich zu finanziellen Nachteilen käme“, meint Bieswanger. „Dann wäre das lediglich eine Folge davon, dass man mit gigantischen Subventionen aus Steuergeldern an den falschen Stellen - im Fall der Süd-Ost-Trasse im Nordosten Deutschlands - die Errichtung von Produktionsanlagen für Strom gefördert habe. „Dadurch werden die teuren Trassen oder Durchleitungen durch das Netz der östlichen Nachbarn ja erst notwendig“, befindet er.

Bis zu zehn Prozent

Auch die prognostizierten Steigerungen von bis zu zehn Prozent sehen die Trassengegner als Maximalwert; sie fragen, ob in diesem Gutachten die bereits fixierte 4,5-Prozent-Preissteigerung durch den Trassenbau berücksichtigt wurde. Und auch sonst stehen die Initiativler dem EU-Gutachten kritisch gegenüber: „Die Stromindustrie, insbesondere die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben ein enormes finanzielles Interesse daran, dass die Leitung gebaut wird. So manipulativ wie dieses Gutachten ausgefallen ist, muss man ja fast davon ausgehen, dass die ÜNB hier mit am Werk waren. Es ist auf jeden Fall eine Veröffentlichung dieses Gutachtens zu fordern und darüber hinaus eine Aufstellung des Personenkreises, der dabei mitgewirkt hat“, fordern Bieswanger, Ambros und Kollegen.

Nach den jüngsten Meldungen schalten sich die Trassengegner im Landkreis und der Region in diesen Tagen noch intensiver kurz. „Man muss den Bürgern erklären, dass mögliche Preissteigerungen in keinem Zusammenhang mit dem Nicht-Bau von Trassen stehen“, erklärt Markus Bieswanger unisono mit seinen Verbündeten. „In den vergangenen Jahren hatten wir völlig ohne das Zutun irgendwelcher Trassen einen dramatischen Anstieg der Strompreise, der vor allem durch eine zumindest in Teilen fehlgeleitete Subventionspolitik verursacht wurde“, erläutert Markus Bieswanger in Absprache mit allen Bürgerinitiativ-Mitgliedern, „diese Subventionspolitik macht die Begrenzung zukünftiger Preisanstiege für die Politik so schwierig und deshalb wird ein Sündenbock gesucht.“

 

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