Die Bahn im Dialog

ICE-Werk bei Allersberg und Pyrbaum erhitzt die Gemüter

19.6.2021, 12:31 Uhr
Aus den Fehlern im ICE-Werk Köln-Nippes wollen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn lernen und sie am neuen Standort nahe Nürnberg vermeiden

Aus den Fehlern im ICE-Werk Köln-Nippes wollen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn lernen und sie am neuen Standort nahe Nürnberg vermeiden

Ähnlich wie in der Infoveranstaltung am Mittwoch zum Standort Ezelsdorf war das Interesse am geplanten ICE-Werk verhältnismäßig gering. Zumindest, wenn man die Teilnehmerzahl als Maßstab zugrunde legt: Am Donnerstag hatten sich knapp 20 Bürger online eingefunden, um Carsten Burmeister von der Bahn zum potentiellen Werks-Standort Allersberg/Pyrbaum zu befragen. Diejenigen, die das Angebot nutzten, stellten so viele Fragen, dass Burmeister versichern musste, alle offenen im Nachgang auf www.ice-werk-nuernberg.de schriftlich zu beantworten.

Vor allem das Thema Wald lag den Anwohnern am Herzen: „Bannwald, nicht Bahnwald!“, wetterte ein anonymer User im Chat. Einen anderen interessierte, wie die Bahn plane, Ausgleich für den gerodeten Wald zu schaffen. Das blieb unbeachtet; ebenso, ob weitere Flächen durch Parkplätze versiegelt werden.


In Postbauer-Heng hat sich eine Bürgerinitiative gegen die Ansiedelung des ICE-Werkes gegründet


Westlich der Autobahn, zwischen dem Tiergehege Straßmühle und Harrlach, könnte ein 35 bis 45 Hektar großes ICE-Werk entstehen. Carsten Burmeister (unten rechts) gab im Namen der Deutschen Bahn Auskunft.

Westlich der Autobahn, zwischen dem Tiergehege Straßmühle und Harrlach, könnte ein 35 bis 45 Hektar großes ICE-Werk entstehen. Carsten Burmeister (unten rechts) gab im Namen der Deutschen Bahn Auskunft.

Unbefriedigend war die Antwort auf die Frage nach dem Wasserbedarf und der Abwassermenge, die bei der Reinigung und Wartung der bis zu 400 Meter langen Züge anfällt. „Das wird noch berechnet“, so Burmeister. Ein Gutachten soll bis Herbst 2021 Klarheit liefern.

Das Thema Lärm bereitet den Bürgern ebenfalls Sorge. Vor allem die Nachtruhe sehen viele in Gefahr, weil pro Tag bis zu 25 Hupentests durchgeführt werden (müssen). Burmeister versuchte zu beruhigen: Es werde nur in einer mit Lärmschutzwänden versehenen Werkshalle gehupt. Erlaubt wären 35 Dezibel, die bei den Anwohnern ankommen. Das entspricht der Lautstärke eines Blätterraschelns. Auch das soll ein Gutachten klären.

Aktuell untersucht die Bahn neun Standorte südlich von Nürnberg, darunter Ezelsdorf und Mimberg sowie Allersberg/Pyrbaum. Im Herbst soll die Regierung im Raumordnungsverfahren prüfen, inwieweit sich diese auf Mensch, Natur, Verkehr und Wirtschaft auswirken. Übrig bleiben die raumverträglichen Standorte. Sind es mehrere, wählt die Bahn einen Favoriten und wird das Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt einleiten. Bis die Bahn tatsächlich bauen dürfte, dauert es laut Burmeister wohl bis ins Jahr 2028.


Stoppt geplante Postbauer-Henger Umgehung das ICE-Werk?


Der Tenor war einheitlich: Das neue ICE-Werk stößt auf Ablehnung. Weil sich das 35 bis 45 Hektar große Areal in weiten Teilen auf dem Gebiet der Gemarkung Harrlach erstreckt, meldet sich im Nachgang die Bürgerinitiative Harrlach zu Wort. In einem Brief an die Landtagsabgeordneten formuliert sie unter Aufzählung der „besonderen Probleme des Standortes Allersberg/Pyrbaum“ ein klares „Nein“ zum ICE-Werk.

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