Starkregen

Im Baugebiet Kapellenäcker laufen die Keller voll

5.7.2021, 17:13 Uhr
Holz, Polster, Teppiche: Alles aus den überschwemmten Kellern muss auf den Müll. 

© Athina Tsimplostefanaki, NN Holz, Polster, Teppiche: Alles aus den überschwemmten Kellern muss auf den Müll. 

Zuvor hatte sie sich in einer wahren Sturzflut die Straße "Richtäcker" herabgewälzt, war in Garagen und Gärten eingedrungen, wurde durch die Gullys in den Lichtschächten nach oben gedrückt. Die Feuerwehr hat die ganze Nacht gepumpt.

Über die noch höher liegenden Felder sei das Wasser am Sonntag nach dem Gewitter mit Starkregen herunter gekommen, sagen die Anwohner, die am Mittwochmorgen den Schlamassel beseitigen. "Wir wohnen ja noch gar nicht hier", sagt ein Paar, das gerade den Keller ihres zukünftigen Zuhauses auspumpt. Der Wasserschwall, der aus dem Schlauch sprudelt, will nicht abreißen.

Um 20.01 Uhr ging der erste Alarm bei der Einsatzzentral der Feuerwehr ein. Die Staatsstraße bei Karhof war unpassierbar. Danach klingelte das Telefon der Integrierten Leitstelle Regenburg pausenlos. Mindestens 40 unwetterbedingte Einsätze gab es in dieser Nacht, teilt Kreisbrandmeister Daniel Gottschalk mit.

Die Pelchenhofener Straße war ein wilder Bach

Das Wasser von der Staatsstraße suchte sich den Weg nach unten. Die Pelchenhofener Straße verwandelte sich auf der Spur stadteinwärts in einen Bach. Im Rennbühlweg und im Brunnenweg drängte das Wasser aus dem Kanaldeckel, floss oberirdisch zum Föhrenweg. An der Einmündung zur Pelchenhofener Straße vereinigten sich die beiden Ströme. Autofahrer berichten, dass sie überrascht auf den Gehweg auswichen, um nicht buchstäblich "abzusaufen".

In den Straßen oberhalb liefen einige Keller vor. "Das Wasser drückte durch das geschlossene Kellerfenster", sagt eine Anwohnerin. Einige Häuser entfernt hat man Glück im Unglück: Das Wasser sammelte sich in der alten, mittlerweile unbenutzten Montage-Grube in der Garage.

90 Feuerwehrler und THWler waren im Einsatz

Nach und nach wurden die Feuerwehren Neumarkt, Pölling, Helena, Pelchenhofen, Lippertshofen, Ritterhof, Stauf, Woffenbach und das THW alarmiert, sodass schließlich rund 90 Ehrenamtliche im Einsatz waren. Erst gegen ein Uhr konnten sie wieder heimfahren.

Die Stimmung in Höhenberg im Tal war am Tag nach dem großen Regen denkbar schlecht: Vollgelaufene Keller, die Straßen teilweise voll Schotter und Sand, die Gärten voller Schwemmgut, das der Platzregen am Abend vorher vom Wald quer durch den kleinen Ortsteil geschwemmt hatte. „Sind Sie von der Stadt?“, war die interessierte Frage an den Journalisten, der noch nicht richtig aus dem Auto gestiegen war und sich das Desaster ansehen wollte.

Einen Meter hoch stand das Wasser im Keller

Vor allem im unteren Bereich des Ortes waren die Gärten vollgelaufen, aber auch weiter oben hieß es Land unter. Einen Meter Wasser habe er in seinem Keller gehabt, klagte ein Anwohner, und wies mit der Hand auf den Rinnstein: „Weil es da keine Gully gibt und das Wasser nicht abgeleitet wird.“

„Da kommen von oben in der einen Straße ein 60er und in der anderen ein 40er Kanalrohr herunter“, wusste ein Anwohner, der am Beginn der Hochwaldstraße stand. Beide münden in ein 60er Rohr: „Das ist doch viel zu wenig“, sagte er.

Wusste die Stadtverwaltung Bescheid?

Vor allem: Diese Tatsache habe man bei der Stadtverwaltung schon vor zehn Jahren moniert, dort habe es aber nur geheißen, das sei kein Problem. „Dann schauen sie sich mal die Bilder aus meinem Garten von gestern Abend an“, sagt eine Frau, die hier wohnt: Da drückte es das Wasser aus dem Brunnenschacht, es sprudelt regelrecht. Auf einem anderen Bild ergießt sich ein kleiner Sturzbach eine Treppe hinunter.

„Da ist alles unter Wasser gestanden“, sagt eine ältere Frau in Voggenthal. „Am End is sogar in die Kapellen nei, aber wir haben dann hinten den Zaun aufgemacht, damit es abfließen kann“, sagt sie, schüttelt den Kopf und schippt Schlamm vom Gehsteig.

Voggenthals Mitte ist schlammbraun

Der Nachbar kratzt im Vorgarten Schwemmgut zusammen. Fünf Zentimeter mehr, sagt er, und sein Keller wäre auch vollgelaufen. Er zeigt auf die braune Wasserstandslinie an der Fassade, die am Vorabend entstand. Die Kellerfenster seien zum Glück gut isoliert, aber etwas höher noch ist der Abzug des Heizungsraums im Sockel. Den erreichte das Wasser, das sich vom Hang und der Straße am Berg den Weg herunter in den Ort ergoss, nicht.

Der Dorfplatz ist schlammbraun, aus einem Maisacker gegenüber der Bergstation sprudelt fröhlich ein kleines Bächlein Richtung Dorf. „Das Wasser stand da unten 40 Zentimeter hoch“, sagt ein Anwohner. Er hattet Glück – bei ihm floss alles vorbei Richtung Dorfmitte.

Im Baugebiet Kapellenäcker hat sich die Familie Fischer einen Container organisiert. "Hauptsache, wir haben Strom, die Heizung geht, alle sind gesund", sagen sie. Jetzt heißt es anpacken: Zerlegte Möbel, eine Wiege, halt so Sachen, die jeder in den Keller verräumt, haben sie bereits hinauf in die Einfahrt getragen. Vor allem Gegenstände aus Holz oder Polster kann man, wenn sie total durchnässt sind, nur noch wegwerfen.

In Höhenberg liefen Rohbauten voll Wasser

Nicht alle Häuser sind in dem Baugebiet schon bewohnt. Einige sind noch im Zustand des Rohbaus, hier sind Bauarbeiter dabei, die Folgen des Hochwasser zu beseitigen. Dass es damit ein Problem geben würde, war den Anwohner schon nach der Schneeschmelze in diesem Frühjahr klar geworden.

Vier Parteien schrieben einen gemeinsamen Brief an OB Thumann, nachdem sich übermäßig Wasser auf der Straße und auf den Grundstücken angesammelt hatte. Das habe sich dann nach einem Unwetter vor wenigen Wochen wiederholt, sagt ein Hauseigentümer beim Ausräumen. Und dass einige Wasserabläufe an der neuen Straße ganz unsinnig gesetzt worden seien.

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