In der Abstinenz nichts verlernt

28.9.2020, 17:52 Uhr
In der Abstinenz nichts verlernt

© Foto: Sportfoto Zink/Melanie Zink

Auf der sonntagabendlichen Heimfahrt vom Land bot sich noch einmal reichlich Gelegenheit darüber nachzudenken, ob das so eine gute Idee war, als 36-jähriger Familienvater nach über drei Jahren Abstinenz wieder auf den Fußballplatz zurückzukehren. "Klar zwickt es manchmal nach der Belastung, aber es geht noch ohne Schmerzmittel. Es überwiegt eindeutig die Freude. Jedes mal, wenn ich einen Ball sehe, will ich ihn berühren", erklärt der im Nürnberger Westen aufgewachsene Neuzugang des SC Pollanten.

Der Name Kuno Kessler ist im Raum Mittelfranken wohlbekannt, beim SC Eltersdorf startete das 1,75 Meter große Kraftpaket ab 2004 auf höherklassiger Ebene durch und verabschiedete sich acht Jahre später mit dem Regionalliga-Aufstieg. Zwischenzeitlich vom früheren Weggefährten Yilmaz Topcu im Sommer 2013 für eine halbe Saison zum TSV Wolfstein gelotst, verschlug es Kessler beruflich und privat nach Bremen, ehe vor wenigen Monaten der Umzug in die fränkische Heimat erfolgte. Schließlich klopfte beim gelernten CNC-Fräser die sportliche Vergangenheit an, als Topcu-Kumpel Vahan Yelegen seinem Bekannten vom personellen Engpass des Kreisligisten erzählte und zum Comeback überredete.

Die Wolfsteiner Spielabsage in der Vorwoche gestattete es, dass Kuno Kessler vor seinem Debüt immerhin drei Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvierte. Nachdem ihn über längere Zeit hauptsächlich der Zwillings-Nachwuchs in Bewegung gehalten hatte, "muss ich spielerisch natürlich erst ein bisschen reinkommen". Läuferisch indes bestätigte sich in der Partie beim couragierten Kellerkind Pölling sein Eindruck, er fühle sich "fitter als je zuvor, jedenfalls vor dem Spiegel". Wie zu besten Zeiten wusste der robuste Zweikämpfer denn auch seine berüchtigten langen Einwürfe mehrfach als Überraschungsmoment einzusetzen. Unter anderem ein über 25 Meter für seine Verhältnisse noch dosiert geschleudertes Zuspiel verhalf zum 3:1-Sieg. Eine weitere Gelegenheit kurz vor Schluss vergab Spielertrainer Yelegen, der sich mit seiner Nothilfe freilich höchst zufrieden zeigte.

Eine Antwort auf die naheliegende Frage, ob der Freundschaftsdienst in ein längerfristiges Engagement übergehen könnte, bleiben beide zunächst schuldig. "Die Jungs haben mich gut aufgenommen und es macht Spaß. Ich lasse mich überraschen", sagt Kessler. Yelegen bemüht sich derweil, die Erwartungen des Tabellenvierten nicht zu hoch zu schrauben. "Über das Aufstiegs-Szenario können wir in der Kabine Scherze machen, aber für ernsthafte Ambitionen auf die Bezirksliga ist der Kader zu dünn. Unser Ziel ist es, einige jüngere Spieler heranzuführen." Zur Orientierung aber braucht es Routiniers wie Kessler.

 

Keine Kommentare