Klinikum feiert seinen 175. Geburtstag

2.11.2012, 12:53 Uhr
Klinikum feiert seinen 175. Geburtstag

© Fritz Etzold

Lehrkrankenhaus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Gynäkologisches Krebszentrum, vier Organzentren, Neurologische Klinik, regionales Traumazentrum, Palliativstation, Tagesklinik für Schmerztherapie, Berufsfachschule für Krankenpflege: Diese Aufzählung ließe sich noch beliebig fortsetzen und wäre bereits in kurzer Zeit doch wieder veraltet.

Die Rede ist vom Klinikum Neumarkt, das in diesem Jahr sein 175-jähriges Jubiläum feiert. Aus den Anfängen mit zwei Schwestern und 30 Betten hat sich der größte Arbeitgeber im Stadtgebiet mit über 1.400 Angestellten, 430 Betten und 13 Hauptabteilungen entwickelt. Mehr als 60.000 Patienten werden dort jedes Jahr stationär und ambulant behandelt. Mit den Kliniken in Amberg, Weiden und Regensburg zählt das Neumarkter Klinikum zu den großen Gesundheitsversorgern in der Oberpfalz.

Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen am 2. November 2012 mit einem Festakt, zu dem der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer als Gastredner erwartet wird. Vom 5. bis zum 18. November 2012 veranstaltet das Klinikum im denkmalgeschützten Altbaubereich eine öffentliche Ausstellung über historische medizinische Geräte sowie über einstige Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Die Exponate stammen aus dem Klinikfundus, aus dem Stadtarchiv und dem Stadtmuseum der Stadt Neumarkt sowie aus dem Burgmuseum Parsberg. Zahlreiche Fotoaufnahmen haben ehemalige Mitarbeiter des Klinikums zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 14 Uhr bis 17 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Der Weg vom einstigen Siechenhaus zur heutigen medizinischen Schwerpunktversorgung war lang und steinig. Bereits 1381 wurde eine derartige Einrichtung erstmals in den Neumarkter Geschichtsbüchern erwähnt. Das Siechenhaus stand 700 Meter außerhalb der Stadtmauern an der Straße nach Nürnberg, nur wenige Meter von der St.-Anna-Kirche entfernt. Es diente zur Isolierung dahinsiechender, mit ansteckenden Krankheiten infizierter Menschen, um eine Ausbreitung der Infektionen zu verhindern. Eine Heilung stand damals erst an zweiter Stelle und war zu dieser Zeit auch kaum möglich.

Krankenhaus und Kanalbaustelle

Das änderte sich erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Ludwig-Donau-Main-Kanal gebaut wurde. Mit dieser Großbaustelle waren auch schwere Arbeitsunfälle an der Tagesordnung. Um eine adäquate medizinische Versorgung der Arbeiter zu gewährleisten, beschloss der Magistrat der Stadt Neumarkt am 4. März 1831 den Bau eines neuen Krankenhauses an der Nürnberger Straße. Am 15. Oktober 1837 wurde das zweigeschossige Gebäude feierlich eingeweiht, das noch heute existiert und unter anderem die EDV-Abteilung des Klinikums beheimatet.

Die Ausstattung war sehr überschaubar: Mit 12 Krankenzimmern, zwei Küchen, einem Bad und einem Operationsraum bot das Haus bis zu 30 Patienten Platz. Das medizinische Equipment diente in erster Linie chirurgischen Eingriffen und erinnert stark an den Inhalt einer Folterkammer: Knochenbrechmaschine, Beinbruchbogen, Eisenhaken, Messingdrahtbogen und Scheren. Die ärztliche Versorgung übernahmen Mediziner aus dem Stadtgebiet, um die pflegerische Betreuung der Patienten kümmerten sich die barmherzigen Schwestern vom Orden des Heiligen Vinzenz von Paul.

Ihre Tradition währte fast 150 Jahre: Erst 1986 haben sich die letzten Ordensschwestern aus Neumarkt zurückgezogen Start der Fachabteilungen Den ersten großen Meilenstein in der Entwicklung des Neumarkter Krankenhauses markiert das Jahr 1954. 

Im Jahr 2013 soll die Kinderstation fertig werden.

Im Jahr 2013 soll die Kinderstation fertig werden. © Etzold

Es wird von einem Beleg- in ein chefärztlich geführtes Krankenhaus umgewandelt, die Leitung übernimmt als erster fest angestellter Arzt der Chirurg Dr. Hanns Koch. Sechs Jahre später folgt mit der Hauptabteilung für Innere Medizin unter Chefarzt Dr. Alfred Hoerauf die erste Aufteilung nach medizinischen Fachgebieten. Parallel dazu wird der erste große Erweiterungsbau mit vier Stockwerken fertiggestellt, nachdem zuvor lediglich der Altbau erweitert (1926) und 1952 der so genannte Rundbau errichtet worden war.

Die medizinische Spezialisierung ist seit den 1970er-Jahren kontinuierlich fortgeschritten. Die Chirurgie und Innere Medizin wurden in jeweils zwei Hauptabteilungen getrennt, mit der Gynäkologie, Anästhesie und Radiologie entstanden weitere Hauptabteilungen. 1988 wird das Neumarkter Krankenhaus als Lehrkrankenhaus der Universität Erlangen-Nürnberg anerkannt und 1993 als Krankenhaus der Schwerpunktversorgung eingestuft. Die Patientenzahlen steigen entsprechend, so dass die Einrichtung zwischen 1995 und 2008 mit einem Investitionsvolumen von rund 85 Millionen Euro in insgesamt fünf Bauabschnitten saniert und erweitert wird 2013: Kinder- und Intensivstation Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Seit der Firmierung des Klinikums als kommunale Anstalt öffentlichen Rechts (ab Januar 2005) wurden weitere Hauptabteilungen etabliert, schwerpunktmäßig in den Bereichen Kardiologie und Chirurgie. Derzeit entsteht an der Nürnberger Straße die zweite Ausbaustufe des Gebäudes der Leokadia und Johann Donauer Stiftung, die ab Oktober 2013 die so dringend ersehnte Kinderstation aufnehmen wird. Darüber hinaus nimmt das Klinikum Neumarkt ab 2013 seinen sechsten und zugleich größten Bauabschnitt in Angriff.

Im Süden des Klinikkomplexes wird ein mehrstöckiges Gebäude errichtet, das einer neuen Intensivstation sowie zwei weiteren neuartigen Leistungseinrichtungen Platz bieten wird: In dem Bereich Intermediate-Care werden diejenigen Patienten betreut, die zwar nicht mehr den technischen, wohl aber den gleichen pflegerischen Aufwand wie auf einer Intensivstation benötigen.

Darüber hinaus kümmert sich auf einer Aufnahmestation ein eigener Pflegestab um die Patienten, die über die Notaufnahme und damit häufig auch außerhalb des normalen Klinikbetriebs eingeliefert werden. "Mit dieser Investition entlasten wir unser Stationspersonal und können zugleich die Zugänge über die Notaufnahme besser betreuen", so Vorstand Peter Weymayr. Und das sind nicht wenige: Fast die Hälfte der Patienten kommen über die Notaufnahme ins Klinikum Neumarkt, allein zwischen 17 und 7 Uhr sind es 38 Prozent.

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