Mit dem Bad soll der große Wurf gelingen

3.7.2014, 11:00 Uhr
Mit dem Bad soll der große Wurf gelingen

© Hans Christian Biersack

So ließe sich kurz die Stimmungslage zusammenfassen, die bei der großen Diskussionsrunde aufkam, zu der Treffpunkt Architektur – Niederbayern und Oberpfalz in Gestalt des mit einem frechen Mundwerk begabten Johannes Berschneider ins Maybach-Museum eingeladen hatte.

Sympathie gewonnen

Ein wenig „schuld“ an der Sympathieverteilung trug auch die Vortragsweise der Architekten. Während Norbert Diezinger es verstand, seine Vorstellungen zum Ganzjahresbad sachlich und schlüssig zu präsentieren, ermüdete Axel Hermening. Der Landschaftsarchitekt aus dem Berliner Büro Levin Monsigny las städtplanerisches Blabla vom Blatt, das auch schnell als solches durchschaut wurde.

Hochmotiviert zeigte sich Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann, als er sich besonders für das Siegermodell zur Erneuerung der Marktstraße ins Zeug legte. Wohl weil er spürte, dass das nötig war.

Die Eichstätter Badplaner hatten leichteres Spiel. Ihnen rollte Berschneider den roten Teppich aus: „Ein Hammerbüro, erste Sahne“, schwärmte der Pilsacher von seinen Kollegen in gewohnt flapsiger Conference.

Für beide Projekte gelte, dass die Stadt mit den Wettbewerben einen mutigen und richtigen Schritt getan habe. Jetzt lägen die Entwürfe als Diskussionsgrundlage vor. Grundlage für eine sachlich geführte Diskussion. „Dass jetzt irgendein Geschäftsmann oder ein Bademeister sagt, wo es lang geht, das kann es nicht sein“, stichelte Berschneider und zögerte kurz: „Oh, da habe ich mehr gesagt, als auf meinem Blatt steht.“

Sowohl Architektur als auch Konzept der Eichstätter Architekten bekamen spontanen Beifall im nicht voll besetzten Auditorium. Diezinger plant einen U-förmigen Bau mit der Basis an der Mühlstraße. An der Ecke Mühlstraße/Seelstraße wird der Haupteingang in das dreistöckige Gebäude platziert. An der Seelstraße liegt ein Schenkel des U, der den bestehenden Eingangsbereich aufnimmt. Der östliche Schenkel reicht bis zum alten Hallenbad, das nach wie vor im Besitz des Landkreises ist.

Die Ausrichtung des Baukörpers nach Norden soll die dahinter liegende Wohnbebauung vor Lärm schützen und die Öffnung nach Süden die Sonne einfangen. Denn die energetische Ausrüstung hat nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Gründe.

Die Einrichtungen des bestehenden Freibades bleiben erhalten, die Liegewiesen werden noch um einen sanften Hang erweitert, der eigentlich das Dach einer großen einstöckigen Tiefgarage an der Seelstraße ist.

Komplimente gab es zuhauf, vor allem von Fachleuten. Berschneider bat die Stadtbaumeister von Amberg und Hersbruck und den ehemaligen Stadtbaumeister von Regensburg um ihre Einschätzung. Schließlich hätten die einschlägige Bäder-Erfahrung. Das Urteil fiel ausnahmslos überschwänglich positiv aus.

Immer wieder aber tauchte die Frage auf, was denn mit dem alten Hallenbad des Kreises werde, ob man sich mit dem Landkreis nicht einigen könnte, und ob die auf diesem Gelände möglichen Erweiterungen von Wasserflächen nicht dringend nötig seien.

Darauf konnte Diezinger nur sagen, dass er nach Vorgabe ausschließlich auf städtischem Grund geplant habe. Aber sollten sich diese Vorgaben ändern, sei eine Weiterentwicklung auf dem fraglichen Areal möglich. OB Thumann warnte aber davor, die Wirtschaftlichkeit aus den Augen zu verlieren. Der Eintritt müsse bezahlbar, das Defizit tragbar bleiben.

„Das hat jetzt nicht so mitgenommen“, sagte Johannes Berschneider nach dem Vortrag des Architekten zur Umgestaltung der Altstadt. Gleichzeitig wehrte er aber Kritik daran ab, die die Planungen auf Parkplätze und Bäume reduziere. Axel Hermening sprach von der Grundidee der „Guten Stube“ für Neumarkt. Die Aufenthaltsqualität in der Altstadt müsse erhöht werden. Dafür reduziert er störende Elemente der Marktstraßen-Möblierung, schafft beschattete Ruhezonen, Freiraum für Flaneure, einen einheitlichen Granit-Plattenbelag und er nimmt den ruhenden Verkehr zurück. Die Glaubensfrage Verkehrserschließung hat der Stadtrat schon geklärt. Es bleibt, wie es ist. In Amberg habe man sich anders entschieden, warf der Stadtbaumeister von der Vils ein. Aber das sei ein heißes Eisen.

OB Thumann sagte klipp und klar: Mit den 700 Parkplätzen in der Tiefgarage des Neuen Marktes kann die Altstadt nicht konkurrieren. Sie müsse mit Attraktivität punkten. Doch entsprechende Ideen wurden vermisst.

Franz Ehrnsperger kann mit den Plänen der Berliner nichts anfangen. Die gute Stube hätten sie hinbekommen. In die „gute Stube“ gehe man am Sonntag, da sind die Geschäfte zu. Neumarkt sei 800 Jahre Marktplatz gewesen. Dabei müsse es bleiben.

Die große Sorge, dass der neue Markt schon steht, wenn die Altstadt noch Baustelle ist, versuchten sowohl Thomas Thumann als auch Hermening zu zerstreuen. Sein Büro habe am Berliner Funkturm bewiesen, dass mit kleinen Bauabschnitten gearbeitet werden könne, ohne dass Geschäfte und Besucher viel davon gemerkt hätten. So werde es auch am Unteren Markt laufen.

Das Sorgenkind bleibt der Obere Markt. Er ist von der Anlage her lange nicht so großzügig wie der Untere. Die Angst geht bei den dortigen Geschäftsleuten um, dass sie, wenn die Parkplätze deutlich reduziert werden, abgehängt würden. Denn vom Neuen Markt sei doch ein gutes Stück Weges zu laufen.

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