Neumarkt: Teilzeit-Ausbildung hilft jungen Eltern

NEUMARKT - Rein äußerlich unterscheidet sich die blonde junge Frau am PC in nichts von den anderen frischgebackenen Auszubildenden des Neumarkter Mastenbauers Europoles. Dennoch sticht die 32-jährige Mutter einer dreijährigen Tochter aus der Masse der Beschäftigten heraus: Manuela Mangold absolviert eine Teilzeit-Lehre für Büromanagement.

Mit flinken Fingern bedient die neue Auszubildende ihre PC-Tastatur, legt neue Ordner an und hält Telefonkontakt zu den Monteuren im Service von Europoles. Nur gelegentlich schaut ihr der Ausbildungsmeister Erwin Hertl noch über die Schulter.

Dass sie an allen fünf Wochentagen zur Arbeit erscheint, ist für Teilzeitauszubildende wie sie keineswegs der Normalfall. „Ich konnte das auswählen“, schildert Manuela Mangold im Gespräch freimütig. Statt der branchenüblichen 35 Wochenstunden Arbeit muss Mangold nur 25 Stunden malochen.

Pünktlich um 12 Uhr Schluss

Aus Rücksicht auf ihr Töchterchen macht sie im Betrieb immer pünktlich mittags um 12 Uhr Schluss. Und verdient natürlich entsprechend weniger.

Nur an Berufsschultagen gibt es kein Pardon. Dann muss am Nachmittag die eigene Mutter einspringen, so die Sengenthalerin. „Ein Hoch auf die Omas.“ Im Team bei Europoles fühlt sie sich „im Moment wirklich gut aufgehoben“.

Trotz ihrer reduzierten Arbeitszeit dauert die Ausbildung von Manuela Mangold auch nicht länger als die ihrer Kolleginnen — drei Jahre.

„Tolle Geschichte“

Bei Europoles hat man bisher nur beste Erfahrungen mit Teilzeitauszubildenden gemacht, berichtet Ausbildungsleiterin Bettina Karg. „Das ist schon eine tolle Geschichte, dass das so gut funktioniert, das machen wir weiter.“

Alle bisherigen Teilzeitauszubildenden hätten ihre Abschlussprüfung bisher gut oder befriedigend bestanden. Jahr für Jahr werde dafür mindestens ein Ausbildungsplatz reserviert. Mangold ist dort jetzt schon die siebte Teilzeitauszubildende. Karg: „Das muss nicht immer eine Bürokauffrau sein, das hängt nicht am Beruf.“

Das Neumarkter Unternehmen beschäftigt als Teilzeit-Azubi auch Fredy Scheer. Er ist bereits im zweiten Lehrjahr als Fachkraft für Lagerlogistik. Scheer kümmert sich um seine beiden Kinder, während die Partnerin ihrerseits eine Ausbildung absolviert.

Für sein Modell der Teilzeitausbildung hatte Europoles im Vorjahr sogar den bundesweiten Preis „Ausbildungs-Ass“ der Wirtschaftsjunioren eingeheimst. Dass die Firma auf diese Weise auch etwas gegen den Nachwuchsmangel tut, mag die Ausbildungsleiterin nicht völlig in Abrede stellen.

Sie schränkt aber ein: „Das ist nicht die Idee, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, aber zumindest eine kleine Möglichkeit.“

Soziales Engagement

Viel wichtiger sei aber: „Die Leute bleiben bei uns, und die Kinder bleiben ja nicht immer so klein.“ Außerdem entspräche dieses soziale Engagement dem eigenen Firmenimage. Händeringend sucht die Leiterin des Neumarkter Bündnisses für Familie, Anita Dengel, inzwischen nach weiteren Stellen für Teilzeitauszubildende, meist junge Mütter oder Väter.

Bei Europoles gab sie vor fünf Jahren die entscheidende Anregung zur Teilzeitausbildung. Dort habe Dengel „schon drei untergebracht“, erinnert sie sich. Ebenso bei Ausbildungsfirmen wie Max Bögl, Tevi— Expert, Lamms-Bräu und sogar bei einem Friseur und einer Bäckerei. „Das ist wirklich kunterbunt.“

Auch eine Mutter mit drei Kindern habe ihre Ausbildung inzwischen mit Bravour gemeistert.

Nötig seien aber „Hilfestellungen“ wie ein Einführungsseminar zu Zeitmanagement, Haushaltsführung, aber auch handfeste Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Immer steht Dengel „ihren“ Auszubildenden als Gesprächspartnerin zur Verfügung.

Nachhilfe sinnvoll

„Die brauchen einfach mal jemanden, der ihnen zuhört und sie aufbaut.“ Gerade Alleinerziehende seien auf besondere Unterstützungsangebote angewiesen. Für manche müsse wegen lückenhafter Schulbildung auch Einzelnachhilfe für den Berufsschulstoff organisiert werden.

Auf Europoles-Auszubildende Manuela Mangold traf das wohl eher nicht zu. Denn die hatte bereits ein Mittlere-Reife-Zeugnis und den Gesellenbrief als Goldschmiedin in der Tasche. Aber das ist schon Jahre vorbei. Nur zu gerne orientierte sie sich nach dreijähriger Babypause nun in Richtung Büromanagement.

Weitere Infos beim Bündnis für Familie, Anita Dengel, Tel. (0 91 81) 51 22 67.