Noch immer tägliches Glockengeläut per Hand

4.6.2016, 09:58 Uhr
Noch immer tägliches Glockengeläut per Hand

© Foto: Werner Sturm

Der kleine Flecken ist der älteste urkundlich erwähnte Ort der bis zum Jahre 1972 selbstständigen Gemeinde Erggertshofen. Entstanden ist das Dörfchen auf der Jurahochfläche vermutlich zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert.

Bereits zwei Jahrhunderte später gab es in Wolfertshofen ein Adelsgeschlecht. 1116 traten zwei Töchter eines Burchard von Wolfertshofen bei Eutenhofen in das Kloster Weihenstephan ein. Spuren romanischer Baukunst im Turm der wunderschönen Filialkirche Sankt Georg lassen die Vermutung zu, dass bereits frühzeitig ein Gotteshaus den Mittelpunkt der Ortschaft darstellte.

Unheil und Zerstörung

Im Verputz der Glockenstube findet man die Jahreszahl 1576. Die 1482 gestiftete Kaplanei in Eutenhofen hatte den Grund, in den Filialen Erggertshofen und Wolfertshofen die heilige Messe zu feiern. Der Dreißigjährige Krieg brachte auch über Wolfertshofen Unheil und Zerstörung. Die protestantischen Schweden gingen grausam gegen die Katholiken und deren Kirchen vor.

Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche Sankt Georg in barockem Stil neu erbaut. In ihrem Inneren befindet sich ein wertvolles Votivbild, das im Jahr 1719 vom Eutenhofener Pfarrer Sebald Forchhammer gestiftet wurde. Es zeigt die Verehrung der heiligen Familie durch ein Kind, das dem Jesusknaben Trauben reicht.

Ganz bescheiden und in der linken unteren Bildhälfte hat sich der fromme Wohltäter in ein immerwährendes Gedächtnis gerückt. Pfarrer Forchhammer ist abgebildet als Rosenkranzbeter in der priesterlichen Tracht der Barockzeit. Im Kirchturm hängen zwei Glocken, die aus dem 14. und 16. Jahrhundert stammen.

888 Jahre gefeiert

Die ältere Glocke weist eine Umschrift in gotischen Majuskeln (Großbuchstaben) auf: MARIA. LUCAS. MATHEUS. MARCUS. JOHANNES. Die andere Glocke trägt die Umschrift: Ave Maria gracia plena dominus tecum benedictus fructus (zu Deutsch: Gegrüßet seist du Maria, du bist voll der Gnade. Der Herr ist mit dir. Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes). Das Besondere an den beiden Glocken ist, dass sie nach wie vor dreimal am Tag von Hand geläutet werden müssen. Im Jahr 2004 nahmen die damals 27 Einwohner von Wolfertshofen die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes zum Anlass, zu einer 888-Jahr-Feier einzuladen. Im „Weber-Anwesen“ traf man sich damals am Lagerfeuer.

Alte Geschichten wurden erzählt und Erinnerungen ausgetauscht. Zu vorgerückter Stunde trat sogar eine Bauchtänzerin auf. Heute leben 29 Menschen in Wolfertshofen. 16 davon sind weiblich. Und die bereiten sich mit großer Freude auf die 900-Jahr-Feier am Samstag/Sonntag, 4. und 5. Juni, vor.

Eine Bauchtänzerin wird zwar nicht zum Fest erwartet, aber dafür gibt es doppelten Grund zum Feiern. Denn das neue Dorf- und Feuerwehrhaus ist fertig. Am Samstag um 18.40 führt ein Kirchenzug vom alten Feuerwehrhaus in Leiterzhofen zum neuen Feuerwehrdomizil in Wolfertshofen.

Festabend und Menschenkicker

Um 19 Uhr ist im Festzelt neben dem Feuerwehrhaus ein Gottesdienst. Ab 20 Uhr folgt der gesellige Fest abend mit der „Bebbe & Hans-Band“. Am Sonntag ab 10.30 Uhr ist politischer Frühschoppen mit Landrat Willibald Gailler (CSU).

Zur musikalischen Unterhaltung spielen „Erika und Hans“. Um 12.30 Uhr beginnt ein Gaudi-Fußballturnier „Menschenkicker“. Es gibt Kaffee und Kuchen sowie für die Kinder eine Hüpfburg. Man kann auch das Dorfhaus besichtigen.

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