Notorischer Raser steht in Neumarkt vor dem Kadi

29.10.2020, 14:52 Uhr

Auch wenn der die Akte schon gut kannte, machte Richter Rainer Würth die Schilderung der Rasereien eines Verkehrsrowdys fassungslos. Der 25-Jährige musste sich wegen Kennzeichenmissbrauchs und vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein, zwei Mal in Form eines verbotenen Rennens, vor dem Amtsgericht Neumarkt verantworten.

Wobei der Vorwurf, sich Rennen mit der Polizei geliefert zu haben, eher beschönigend klingt. Es war pures Glück, dass dabei kein Mensch zu schaden kam, ja nicht einmal Sachschaden entstand.

Es war drei Tage nachdem ihm der Führerschein abgenommen worden war, als der 25-Jährige in der Nacht des 11. April am Steuer seines 3er BMW in Neumarkt erwischt wurde, am 26. April versuchte er, sich mit 200 Sachen der Kontrolle durch die Polizei zu entziehen.

Aber den Vogel schoss er am 29. Mai ab. Erneut hatte sich die Polizei, die Wagen und Fahrer ja mittlerweile kannte, auf seine Fährte gesetzt. Diesmal latschte er als er Blaulicht und Martinshorn sah und hörte, voll auf das Gaspedal. Er fegte durch den Kreisverkehr bei Pölling, überholte rücksichtslos in einem Baustellenbereich mit weit überhöhter Geschwindigkeit 15 Fahrzeuge und entzog sich der Verfolgung durch die Beamten mit Tempo 250 auf Straßen, die auf 50 beziehungsweise 80 km/h limitiert waren.

Auf einer schmalen Ortsverbindungsstraße gelang es ihm, endgültig das Streifenfahrzeug abzuschütteln. Das half ihm freilich nicht viel, weil die Polizei ihren Pappenheimer längst kannte.

Der Polizist, der bei der Vernehmung längeres mit dem jungen Mann gesprochen hatte, bescheinigte ihm als Zeuge, an sich ein feiner Kerl zu sein, Nur beim Thema Auto setze es bei ihm aus. Anfangs habe er sich mit seiner Raserei noch gebrüstet. Erst nach und nach habe er eingesehen, was er sich da geleistet hatte.

Jetzt per E-Bike unterwegs

Inzwischen so sein Verteidiger Christopher Lihl, habe sich sein Mandant aus der Tuning-Szene gelöst, sei zu seiner Freundin in einen anderen Landkreis gezogen und habe sich neue Freunde gesucht. Das aufgemotzte Auto habe er verkauft und fahre nun mit dem E-Bike zur Arbeit.

Dort muss er auf das Verständnis seines Chefs vertrauen, denn als Maschinenführer kann er nicht, wenn es mal nötig sein sollte, auf öffentlichen Straßen fahren. Die positive Wendung in seinem Leben bestätigte auch die Freundin. Wenn mit dem Auto gefahren werden müsse, übernehme sie das mit dem ihren.

Staatsanwältin Tina Bönig sprach von einer unglaublichen Rückfallgeschwindigkeit und von glücklichem Zufall, dass bei den Rasereien durch den Landkreis Neumarkt und den Nachbarlandkreis niemand verletzt wurde. Diese ungeheure Gefahr versuchte auch Richter Rainer Würth dem Angeklagten mit drastischen Worten klar zu machen.

Für Bönig kam nur eine Haftstrafe in Frage. Sie plädierte für acht Monate, die jedoch auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden könnten, weil die Sozialprognose günstig sei. Für den Führerschein müsse es eine zweijährige Sperre geben. Wobei das letzte Wort die Führerscheinstelle am Landratsamt hat, die entscheiden müsse, ob dem 25-Jährigen in absehbarer Zeit erlaubt werden könne, wieder einen Führerschein zu erwerben. Als Erinnerungsstütze schlug Tina Böing eine Geldauflage von 1800 Euro vor.

"Mein Mandant weiß, dass er Mist gebaut und Leib und Leben anderer Menschen gefährdet hat. Er will erstmal die Finger von Autos lassen", erklärte Lihl. Deshalb hoffe er für ihn, dass er nochmal mit einem blauen Auge davon kommt. Einen konkreten Antrag stellte Lihl nicht.

Richter Würth verurteilte den jungen Mann zu acht Monaten Haft auf drei Jahre Bewährung und einer Führerschein-Sperrfrist von einem Jahr und sechs Monaten. Die Geldauflage beträgt 2000 Euro, zahlbar in Monatsraten von 100 Euro.

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