Dorf ging auf die Barrikaden

"Ortsabrundung" von Buch wird stark eingedampft

5.10.2021, 12:54 Uhr
Kompromiss: Der neue Bebauungsplanentwurf für Bauplätze am Ortsrand von Buch passierte einstimmig den Rat.

© Wolfgang Fellner, NN Kompromiss: Der neue Bebauungsplanentwurf für Bauplätze am Ortsrand von Buch passierte einstimmig den Rat.

Aus dem großen Wurf ist nichts geworden: Der massive Druck der Bucher und auch die unnachgiebige Haltung der Regierung der Oberpfalz haben dafür gesorgt, dass die Verwaltung die geplante Ortsabrundung stark eindampft. Nun kommen noch 17 Bauplätze dazu – „und die verträgt Buch“, sagte Bürgermeister Horst Kratzer.

„Von Ortsabrundung zu sprechen ist an Ironie und Häme nicht zu überbieten“, heißt es in einer Eingabe der Bucher, knapp über 40 Anwohner haben unterschrieben. Sie verwahren sich gegen die Pläne und kündigten an, gegen den Bebauungsplan vor Gericht zu ziehen, sollte dieser in seiner Form rechtgültig werden.

Auch warfen sie sich für den "Boucha Wirt" in die Bresche, der durch die Pläne der Gemeinde seine Lebensgrundlage verliere, das sei ein „enteignungsrechtlicher Eingriff“, urteilen sie. In dieselbe Kerbe hieb auch Marktrat Jürgen Rupprecht: Der bayerische Ministerpräsident, sagte er, beklage das Wirtshaussterben auf dem Land – und hier werde ein Dorfwirtshaus, das letzte in Buch und eines der letzten in der Gemeinde, zu Grabe getragen. Das gehe doch nicht.

Wirtshaus muss schließen

Diesen Schuh zog sich Bürgermeister Horst Kratzer nicht an. Dass das Wirtshaus schließe, sagte er, fordere nicht die Gemeindeverwaltung, sondern das Landratsamt. Weil die Grundstücke direkt daneben zu einem allgemeinen Wohngebiet werden. Und das vertrage sich nicht miteinander, genauso wenig wie die Landwirtschaft, die der Sohn des Wirts dort betreibt.

Das aber, sagte Kratzer, habe die Wirtsfamilie von Anfang an gewusst und so habe diese es auch mit dem Investor vertraglich geregelt. Wenn der erste Rohbau in dem acht Parzellen fassenden Baugebiet steht, muss die Wirtschaft schließen. Das hätten, betonte Kratzer, der Wirt und sein Investor ausgehandelt; so stehe es auch im Vertrag und werde so in den Bebauungsplan aufgenommen. Für die Aussiedlung der Rinderhaltung werde immer noch nach einer Lösung gesucht, da könnte sich aber in zwei bis drei Monaten etwas tun.

Der neue Bebauungsplanentwurf sieht nun vor, dass die zwei geplanten Baugebiete am Ortseingang und westlich des Orts, ebenfalls in diesem Bereich, herausgenommen werden. Lediglich direkt am Ortseingang werden drei Baugrundstücke ausgewiesen, zwei davon werden über die Warteliste der Gemeinde und zu einem Preis von 230 Euro der Quadratmeter vergeben. Dazu kommen die acht Baugrundstücke der Holzammers und am Ortsausgang Richtung Ezelsdorf noch einmal neun.

"Alte" Baulücken ohne Bauzwang

Die Gemeinde, räumte Kratzer ein, habe über 250 Baulücken in ihren Orten, aber an die Grundstücke komme man nicht heran, die Besitzer wollen nicht verkaufen, aber noch nicht bauen. Deshalb soll künftig ein Bauzwang in die Verträge eingeführt werden: Tue sich nach zwei, drei Jahren nichts, falle der Grund an die Kommune zurück.

„Ein kleiner Ort will ländlich bleiben“, sagte Silke Nießlbeck. In Buch gebe es derzeit 80 Wohneinheiten, 20 kämen nun dazu, innerorts sei auch ein Projekt geplant. „Müssen wir die kleinen Orte so ausschlachten?“, fragte sie in die Runde. Wie weit wolle die Gemeinde überhaupt wachsen, fragte sie, „wie wollen wir als Gemeinde bleiben"?

Die Kommune wachse derzeit pro Jahr um 40, 50 Einwohner, sagte Kratzer. Und gab zu bedenken: Das Echo der Bürger sei unterschiedlich. Der eine wolle, dass kein Bauland ausgewiesen werde, der andere komme und frage nach einem Baugrundstück für die Kinder. Mit dem Kompromiss konnten alle leben, der Plan passierte einstimmig den Rat und liegt ab Donnerstag erneut aus, diesmal verkürzt für zwei Wochen.

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