Postbauer-Heng brummt

18.1.2017, 12:00 Uhr
Postbauer-Heng brummt

© Foto: Wolfgang Fellner

Es war die erste Bürgerversammlung dieses Jahres, Bürgermeister Horst Kratzer hatte ins Schwarze Kreuz nach Postbauer geladen. Der Gastraum war voll. Etwas über eine Stunde referierte der Bürgermeister über das abgelaufene Jahr; das, was er präsentierte, konnte sich sehen lassen.

Postbauer-Heng brummt

© F.: Fellner

Der Haushalt 2016 habe noch einmal einen ordentlichen Sprung gemacht gegenüber dem des Vorjahres, sagte der Bürgermeister.

Postbauer-Heng brummt

© Foto: Fellner

Das war dem Invest in die neue Turnhalle geschuldet. 25,2 Millionen Euro umfasste der Haushalt. Die Einnahmen sprudelten, lagen über den Ansätzen. 3,3 statt 3,1 Millionen Euro füllten das Gemeindesäckel, 3,9 statt 3,8 Millionen Lohn- und Einkommensteuer. „Eine wichtige Zahl: Je weniger Arbeitslose wir haben, umso mehr nehmen wir hier ein.“

Ein weiterer markanter Wert: Der Anteil an der Grunderwerbssteuer. Den hatte der scheidende Kämmerer Günter Kellermann seinerzeit mit 88 000 Euro veranschlagt – erhalten hat der Markt 163 000 Euro, mehr als das Doppelte. Kratzer sagte mit etwas Stolz in der Stimme: „Wir sind, was Grunderwerb angeht, nach Neumarkt die Nummer zwei im Landkreis. Bei uns geht da was.“

Kreisumlage musste Postbauer-Heng im Jahr 2016 2,7 Millionen Euro ans Landratsamt überweisen; deutlich mehr als in den Vorjahren. Aber immer noch weniger als in vielen anderen Landkreisen Bayerns; im nahen Mittelfranken, im Landkreis Nürnberger Land, wären 2,8 Millionen fällig, im Landkreis Roth 2,9 Millionen und im Landkreis Kelheim gar drei Millionen Euro.

Der Schuldenstand der Kommune liegt derzeit bei 4,8 Millionen Euro; das ergibt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 630 Euro pro Bürger. Rechnet man die Sporthalle heraus, hätte die Kommune 559 000 Euro Schulden, also 73 Euro pro Einwohner. Kratzer: „Wenn man eine Halle für neun Millionen Euro baut, muss man wissen, was man sich noch leisten kann.“ Allerdings, sagte er auch, dass die Zinsen für das Darlehen erst im zweistelligen Bereich nach der null vor dem Komma beginnen würden. Das Darlehen laufe auf zehn Jahre, 500 000 Euro pro Jahr sind fällig, da von den Baukosten nach Abzug der Zuschüsse und des Anteils von Pyrbaum 5,8 Millionen von Postbauer-Heng getragen werden.

Gut gewirtschaftet

Die hätten, kann man den Ausführungen Kratzers schlussfolgern, fast schon mit dem Überschuss des Jahres 2016 beglichen werden können. Aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage hat der Markt einen Überschuss von 4,4 Millionen Euro erwirtschaftet, der nun in den Haushalt 2017 übertragen wird. Kratzer: „Das zeigt, dass wir trotz hoher Investitionen eine gute Haushaltsführung hatten.“

Weil Geld da ist, gibt es die Überlegung, die Zuschüsse für Jugendliche, die in den Vereinen Stunden geben, eventuell von sieben auf zehn Euro aufzustocken. Die Vereine bekamen insgesamt 57 000 Euro an Zuschüssen. Für das Mittagessen der Kinder in den verschiedenen Tageseinrichtungen legt die Kommune einen Euro pro Mahlzeit drauf, macht in Summe 46 000 Euro im Jahr.

Positiv ist die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde. Die Bevölkerung wächst moderat, nahm in den vergangenen zehn Jahren um knapp 100 zu. Nicht viel, aber: Es müsse eingerechnet werden, dass jedes Jahr auch zahlreiche Bürger sterben. Das sei ausgeglichen worden und es habe trotzdem einen leichten Zuwachs gegeben. Kratzer wies auch darauf hin, dass zwar die Zahl der Einwohner fast gleich geblieben, die Quadratmeter Wohnraum, die jeder einzelne belege, aber stetig gewachsen sei.

Die hohe Geburtenrate führe auch dazu, dass keine Schule in der Kommune von Schließung bedroht sei. Vier Kindergärten gebe es inzwischen; neu dazugekommen ist der Löwenzahn, den ein privater Investor baute und den die Johanniter Mittelfranken betreiben. Die Krippengruppe mit zwölf Plätzen ist voll, die Kindergartengruppe mit 21 Kindern ab dem kommenden Schuljahr ebenfalls. Dazu ergänzte Bürgermeister Kratzer: 50 Kinder aus der Gemeinde würden in Kindergärten in Orten außerhalb der Kommune betreut; weil ihre Eltern dort arbeiteten oder es sich um Betriebskindergärten handele.

An Baugebieten habe man einiges ausgewiesen, so der Bürgermeister: „Und alles ist schon verkauft oder vermietet.“ Nachdem nach der vergangenen Sitzung in der Tageszeitung gestanden sei, dass beim Bauhof ebenfalls Wohnungen entstehen sollen, hätten über 20 Bürger angerufen, die sich dafür interessierten.

Nachfrage ungebrochen

Das sei auch eine der Aufgaben der kommenden Jahre, skizzierte Kratzer: Wo gebe es noch Flächen, die bebaut werden könnten, wie viele Flächen sollen überhaupt noch bebaut werden, wie weit will man wachsen, wie schnell und wie viel sei noch verträglich? Im Moment könnte die Gemeinde die dreifache Zahl an Bauplätzen sofort an den Käufer bringen. Ein Büro sei mit einer Studie beauftragt, dann werde das Thema im Rat beraten. „Da werden wir halt in die Höhe müssen“, sagte ein Bürger. Das aber will der Bürgermeister nicht. Postbauer-Heng sei ländlich und solle das auch bleiben, zwei Vollgeschosse plus Dach seien machbar, aber keine vier Vollgeschosse.

Nicht ausgelassen hat der Bürgermeister zwei andere Punkte: Zum einen die Aufrüstung der Stromtrasse, die quer durch den Ort läuft. Aufrüsten auf der jetzigen Trasse gehe nicht, sagte er – wie der Verlauf aber dann werde, das werde spannend. Und spannend werde auch, wie es mit der Umgehung der B 8 weitergehe. Die stehe als vordringlich im Bundesverkehrswegeplan. Nächster Schritt sei, mit den planenden Behörden und Burgthann die Trasse zu definieren.

„Das erlebe ich nicht mehr“, wetterte ein rüstiger Senior. Die Burgthanner seien nicht mal in der Lage, den Radweg an der Straße nach Postbauer zu bauen. Gebaut werde jetzt einer von Buch nach Ezelsdorf: „Ja, soll ich vielleicht über Buch nach Ezelsdorf radeln“, schimpfte der Mann. Die Radler aus Mittelfranken würden alle in die Oberpfalz zum Radeln kommen, weil es da Radwege gebe – „da geht mit einer Umgehung nix“.

Was einigen noch auf die Seele drückte: Der geplante Edeka-Markt auf dem alten Kago-Areal an der Pyrbaumer Straße. Für Kratzer ist das die Chance, die Einkaufsmöglichkeiten in der Gemeinde prominent aufzuwerten, etliche Bürger plagen Zweifel. Die Verkehrssituation an der Einmündung in die Nürnberger Straße werde gelöst, sagte Kratzer, da sei man dran. Im Verwaltungsgebäude könnten eventuell Wohnungen entstehen. „Ihr seht doch, wie schwer es ist, so was zu verwerten“, warb er: „Was soll aus dem Schloss werden? Ein Seniorenheim?“

Verbesserungen, sagte er zu, werde es auf dem Postbauerer Friedhof geben, der asphaltierte Weg werde gegen einen gepflasterten ausgetauscht. Probleme mit der Lautsprecheranlage, die bemängelt wurden, dürfte es eigentlich nicht geben: „Es sind sogar Ersatzbatterien da und jeder weiß, dass die Akku geladen werden müssen.“ Da es sie trotzdem gibt, will er noch einmal nachhaken.

„Ich gebe nicht auf“, sagte Wolfgang Roider. Der Parkplatz beim SV Postbauer werde zwar immer wieder mit Split oder Asphaltresten befestigt – „aber könnte der nicht endlich mal ordentlich asphaltiert werden“. Dann parken da doch noch mehr Lkw, sagte ein Zuhörer. Mehr können es nicht werden, aber der Platz sei dann schließlich in einem ordentlichen Zustand. Der Bürgermeister notierte sich die Anregung.

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