Umgehung von Berg kommt auf den Prüfstand

16.6.2020, 06:29 Uhr
Umgehung von Berg  kommt auf den Prüfstand

© Foto: André De Geare

  Die Befürworter der mgehung  beklagen die massive Verkehrsbelastung im Hauptort Berg, Gegner halten den Bypass schlicht für zwecklos und überflüssig. Wie ist der Stand des Vorhabens?

Federführend für das Staatsstraßen-Projekt ist das Straßenbauamt Regensburg. Dessen Straßenbau-Vize-Chef Josef Gilch teilte auf NN-Anfrage schriftlich mit, dass der Baubeginn der 3,6 Kilometer langen und rund sechs Millionen Euro teuren Umgehung noch nicht feststehe und vom Baurecht und von den Finanzen abhänge.

 

 

Vorläufigen Planungen zufolge soll die neue Trasse nordöstlich von Richtheim von der bestehenden Staatsstraße 2240 abzweigen, die Schwarzach überqueren, etwa einen Kilometer westlich parallel zur A 3 verlaufen und am südlichen Gewerbegebiet Meilenhofen zur bestehenden St 2240 zurückkehren. Für die Querung der Schwarzach seien zwei Bauwerke erforderlich; weitere Bauwerke würden erst in der Detailplanung festgelegt, erklärte Gilch.

Der staatliche Straßenbauer lässt keinen Zweifel daran, dass wegen der starken Verkehrsbelastung von 12 000 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden und 5500 Vehikeln im Durchgangsverkehr an der Umgehung kein Weg vorbeiführt. Immer wieder komme es zu Unfällen und gefährlichen Situationen. Laut Statistik von 2017 gab es in Berg innerhalb von 15 Jahren 160 Unfälle mit 91 Verletzten und einem Todesopfer. Josef Gilch: "Mit einer Ortsumgehung könnte Berg um etwa die Hälfte der Verkehrsmenge entlastet werden."

Und das Straßenbauamt ist sich sicher: "Die Gemeinde Berg unterstützt das Vorhaben." Prinzipiell vertritt auch der neue Berger Bürgermeister Peter Bergler diese Position: "Die Umgehung sollte gebaut werden, wenn sie nicht kommt, dann ist das eine vertane Chance."

Bedroht die Berger Umgehung Landwirte in ihrer Existenz?

Doch der neue Rathaus-Chef sieht auch die Problemlagen. Wenn durch den Straßenbau Landwirte in ihrer Existenz bedroht würden, dann könne es zu sehr schwierigen Grundstücksverhandlungen bis hin zu Enteignungen kommen. Bisher ist noch kein Grund für die Umgehung erworben worden, so das Straßenbauamt. Eine andere Baustelle aus Berglers Sicht: Wie kann ein wirksamer Lärmschutz für die betroffenen Anlieger hergestellt werden?

Einer der Grundstückeigentümer ist Stefan Blomeier aus Riebling. Er müsste rund 1000 Quadratmeter seiner verpachteten landwirtschaftlichen Fläche für die neue Straße hergeben – und wäre auch dazu bereit, wenn das einem "guten Zweck" dienen würde. Aber genau das bezweifelt Blomeier, der sich zum Sprecher der rund 20 betroffenen Grundstückseigentümer macht. Mehr als die Hälfte sei gegen die Ortsumfahrung, erklärt Blomeier und bezeichnet diese wörtlich als "Blödsinn" und "Schwachsinn".

Immenser Flächenverbrauch durch die Berger Umgehung

Zentrale Argumente des Projektgegners: Der Flächenverbrauch einschließlich Ausgleichsgrundstücken sei immens, während mehrere Berger Gemeindeteile gar nicht von der Verkehrsentlastung profitieren würden, sondern im Gegenteil mehr Lärm und Abgase hinnehmen müssten. Wenn schlicht auf die Umgehung verzichtet werde, dann sei "alles gewonnen".

Bürgermeister Bergler sieht es in einem Punkt genauso wie der kritische Bürger Blomeier: In Gestalt der A 3 gebe es zwischen Oberölsbach und Neumarkt längst eine aufnahmefähige Umgehung. Der Rathauschef muss allerdings erkennen, dass diese vorhandene Trasse leider von den Pendlern zu wenig genutzt werde. Bergler: "Man ist halt bequem und fährt durch Berg durch."

Pendler fahren lieber durch Berg als über die A3

Doch hier könnten die Kommune und der Freistaat den Schleichweg durch Berg recht einfach "unattraktiver" machen, meint Stefan Blomeier und nennt: Verkehrsinseln, Zebrastreifen und Geschwindigkeitsbegrenzungen. "Das würde viele Leute auf die Autobahn bringen."

Doch hier stößt die Gemeinde Berg nach Einschätzung von Bürgermeister Bergler an ihre Grenzen: "Bei einer Staatsstraße hat die Kommune nichts zu melden." Aber das heißt aus Sicht des Lokalpolitikers nicht, dass alles einfach durchgewunken werden kann.

Bergler hat die ersten 100 Tage seiner Amtszeit noch nicht voll – und in der Einarbeitungsphase schlicht "andere Prioritäten". Aber: "Ich werde mit der Straßenbauverwaltung das Gespräch suchen."

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