Afrikanische Schweinepest 

Wildschweine sind die Superspreader

24.7.2021, 18:00 Uhr
Die Afrikanische Schweinepest ist auch bei Hausschweinen festgestellt worden.

© Carmen Jaspersen, NN Die Afrikanische Schweinepest ist auch bei Hausschweinen festgestellt worden.

Bislang war die Afrikanische Schweinepest in Deutschland nur bei Wildschweinen aufgetreten - nun ist sie auch bei Hausschweinen festgestellt worden. Im Landkreis Neumarkt gibt es derzeit keine besonderen Vorkehrungen, die Betriebe werden ohnehin regelmäßig kontrolliert.

Im September vergangenen Jahres ist in Deutschland der erste Fall von Afrikanischer Schweinepest bekannt geworden. Das Virus wurde bei einem Wildschwein-Kadaver wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze in Brandenburg nachgewiesen. Es folgten weitere Fälle in Brandenburg und Sachsen.

Inzwischen ist das Virus auf die Hausschweine übergesprungen: In Brandenburg sind drei Kleinbetriebe betroffen, teilte Brandenburgs Verbraucherschutzministerium am Samstag mit. Bislang musstet über 200 Tiere getötet und "unschädlich beseitigt" werden.

Was für den Menschen absolut ungefährlich ist, kann in Schweinebeständen verheerende Auswirkungen haben, erklärt Dr. Kay Langner vom Neumarkter Veterinäramt. "Das Virus ist hartnäckig und würde, ungebremst, 90 bis 95 Prozent der Tiere in den Beständen töten." Damit sich ein Schwein ansteckt, müsste es eine hohe Virusdosis abbekommen, beispielweise beim Schnüffeln oder Fressen.

Oder im direkten Kontakt mit einem Wildschwein, das in diesem Fall zurecht als "Superspreader" bezeichnet werden darf: Es kann sich frei bewegen und, wenn ein Stall oder eine Außenfläche nicht ausreichend geschützt ist, in Hausschwein-Bestände eindringen.

Seit dem Ausbruch der ASP in Brandenburg und Sachsen gilt Deutschland zwar nicht mehr als "seuchenfrei", jedoch ist Bayern nicht im Radius der betroffenen Gebiete und unterliegt keinen Restriktionen. Doch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten warnt auf seiner Homepage: "Auch in Bayern muss jederzeit mit dem Auftreten der ASP gerechnet werden."

Intensives Monitoring

Bahnt sich die ASP ihren Weg bis zu den Wildschweinen im Landkreis Neumarkt, müsste eine Restriktionszone eingerichtet werden, erklärt Dr. Langner. Der Transport von Schweinen und Schweinefleischprodukten wäre dann strikt reglementiert. Sind Hausschweine betroffen, müssten alle Tiere des Bestandes getötet werden. Der betroffene Hof würde geschlossen und ein Sperrkreis eingerichtet. Alle Betriebe in dieser Zone unterliegen einem intensiven Monitoring. "Erst wenn man sicher ist, dass das Virus eliminiert ist, wird die Sperrzone aufgehoben", so Dr. Langner.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, kontrollieren die Veterinäre regelmäßig die hiesigen Betriebe. Vor allem achten Dr. Langner und seine Kollegen darauf, dass die Landwirte die allgemeinen Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen sowie die Bestimmungen der Schweinehaltungs-Hygieneverordnung konsequent beachten.

Um ein ASP-Seuchengeschehen frühzeitig zu erkennen, werden in Bayern erlegte oder verendet aufgefundene Wildschweine untersucht. Jäger erhalten für die Probennahme eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro. Aber auch jeder Privatmann ist gefordert, krank erscheinende Wildschweine an das Veterinäramt zu melden. Eine unachtsam entsorgte Brotzeit kann unter Umständen bereits zur Infektion von Wildschweinen führen. Auch das ist ein Grund, warum das bei Familien und Spaziergängern so beliebte Wildgehege "Faberpark" nahe Pyrbaum seit Monaten geschlossen ist.

Die Schweinehalter stellen sich derweil auf Exporteinbrüche ein. Der Dachverband der Schweinehalter hat Schlachtunternehmen und Handelskonzerne zur Solidarität mit den Landwirten aufgerufen. Nach den ersten ASP-Funden bei Wildschweinen im September 2020 waren die Schweinefleischpreise um 20 Cent das Kilo eingebrochen.

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