Altmühltaler in Treuchtlingen: Kein Wasser, kein Umzug

22.8.2019, 06:04 Uhr
Altmühltaler in Treuchtlingen: Kein Wasser, kein Umzug

© Archivfoto: Rudi Beringer, Limes-Luftbild

Das gaben Bürgermeister Werner Baum, Rathaus-Geschäftsleiter Christian Kundinger und Stadtwerke-Leiter Max Filser am gestrigen Mittwoch bei einer abschließenden Runde mit den Vertretern der Bürgerinitiative "Stopp zum Raubbau am Tiefengrundwasser" bekannt. "Der Stadtrat hat am 25. Juli beschlossen, keine Rechtsmittel gegen den Bescheid einzulegen, und bis zum Ablauf der Klagefrist ist auch kein anderer Widerspruch eingegangen", so Baum in dem Gespräch, das in spürbar gereizter Atmosphäre stattfand.

Alle bisherigen Stadtratsbeschlüsse in Sachen Mineralwasser-Mehrentnahme seien folglich aufgehoben, bestätigt Christian Kundinger. "Von Seiten der Stadt wurde dem Bürgerbegehren Rechnung getragen, ein Bürgerentscheid ist deshalb nicht mehr notwendig." Für Rathauschef Baum hat sich das Thema damit "komplett erledigt".

Nicht so für die Bürgerinitiative. Ihre Initiatoren sind laut Sprecherin Anneliese Dischinger zwar "mit dem Ausgang zufrieden, aber nach wie vor nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie mit der Sache umgegangen wurde". Die Initiative werde sich auch in Zukunft weiter mit dem Thema Wasser beschäftigen: "Das bleibt in unseren Köpfen."

Aussiedlung liegt wieder auf Eis

Bürgermeister Baum will seinerseits den geplanten, vom Unternehmen aber mit der Erhöhung der Fördermenge verknüpften Umzug der rund 35.000 Quadratmeter großen Altmühltaler-Produktionsstätte an den Stadtrand "intensiv weiterverfolgen". Im Fall seiner Wiederwahl im März 2020 werde er in der kommenden Amtsperiode nochmals "alles daran setzen" – nicht zuletzt um den Lieferverkehr von derzeit etwa 280 Lastwagenpassagen am Tag aus der Innenstadt herauszubekommen.

Bis auf Weiteres gehe er jedoch "davon aus, dass es zu keiner Aussiedlung kommt", so Baum. Seinen Informationen zufolge "lehnt die Firma dies aktuell definitiv ab". Die Altmühltaler-Geschäftsführung widerspricht dem nicht, wollte sich auf Nachfrage unserer Zeitung aber nicht zu ihren Plänen äußern.

Die Bürgerinitiative bedauert dies nach Worten von Klaus Bucka ebenfalls. Allerdings habe für ihn "die Wassermehrentnahme nichts mit der Aussiedlung zu tun". Beides sei getrennt zu betrachten: "Wenn die Firma Altmühltaler auch einmal an ihre Verantwortung gegenüber den Bürgern denken würde, würde sie die Aussiedlung selbst vorantreiben."

Ein Eigentor für Weißenburg?

Interessant ist auch die Lesart der Bürgerinitiative bezüglich der konträren Positionen des Wasserwirtschaftsamts und der Nachbarstadt Weißenburg. Vertreter der Ansbacher Behörde wundern sich nach wie vor über das vehemente Aufbegehren des dortigen Stadtrats gegen die Pläne von Altmühltaler. Denn Wasser sei in Deutschland Allgemeingut und gehöre niemandem, sei also nicht "unser Wasser", wie es etliche Ratsmitglieder und Bürger betont hatten. Kommunen wie Betriebe erhielten lediglich je nach Bedarf Nutzungsrechte – und Bedarf gebe es eben auch für Mineralwasser.

Nach der aktuellen Auslegung des Landesamts für Umwelt, das den verstärkten Schutz des Tiefenwassers im Fall von Treuchtlingen mit dessen "Übernutzung" begründet, muss demnach auch die Stadt Weißenburg bei der nächsten Wasserrechtsvergabe in sechs Jahren mit massiven Einschnitten rechnen. Immerhin fördert die ehemalige Reichsstadt mit jährlich rund 450.000 Kubikmetern fast doppelt so viel Tiefenwasser aus dem Reservoir wie die Firma Altmühltaler. War die Intervention gegen deren Pläne also ein Eigentor?

"Unser Begehren hat überhaupt erst dafür gesorgt, dass Treuchtlingen als wasserpolitischer Akteur gegenüber Weißenburg wieder in Erscheinung getreten ist", schreibt der dritte der drei Sprecher, Richard Schmidt, der Bürgerinitiative auf die Fahne. "Wir haben gezeigt, dass auch die Treuchtlinger ein Interesse am Grundwasser haben, das nicht nur kommerzielle Gründe hat. Wir wollten unserer Stadt helfen, da wieder ins richtige Gleis zu kommen."

Die Gräben, die sich im Zuge des "Wasserstreits" zwischen den Nachbarstädten aufgetan haben, hält Bürgermeister Baum freilich "für überwindbar". Man habe schließlich "nur bei einem Thema eine andere Meinung gehabt".

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