Der digitale Beamte: Treuchtlingens Polizeichef im Interview

30.4.2019, 12:18 Uhr
Ob Bodycam, Laptop oder Handy - auch die Polizei wird immer digitaler.

© nn Ob Bodycam, Laptop oder Handy - auch die Polizei wird immer digitaler.

Herr Meyer, wie wirkt sich die neue oder künftige Technik auf die Polizeiarbeit aus?

Dieter Meyer: Seit etwa einem Jahr haben wir drei iPhones für unsere Dienststelle. Jede ausrückende Streife nimmt eines mit. Seit neustem haben wir auch sogenannte Convertibles (Laptops, die sich auch in Form eines Tablet-Computers nutzen lassen, Anm. d. Red.). Alles was ich auf meinem Computer im Büro habe, habe ich dort dann auch. Ich kann also das, was ich in meinem Büro machen kann, jetzt auch draußen im Streifenwagen erledigen.

Der digitale Beamte: Treuchtlingens Polizeichef im Interview

© Benjamin Huck

Was bringt Ihnen das konkret?

Meyer: Wenn es, sagen wir in Polsingen, einen Einsatz gibt, einen Verkehrsunfall zum Beispiel, bei dem man verschiedene Dokumente wie etwa einen Führerschein auf ihre Echtheit überprüfen muss, müsste die Streife normalerweise zunächst zurück auf die Dienststelle nach Treuchtlingen fahren, um dies mit verschiedenen Hilfsmitteln durchzuführen. Nun können die Abfragen gleich draußen vor Ort erledigt werden. Bei den iPhones läuft dies über polizeiinterne Apps, zum Beispiel vom Landeskriminalamt, auf die von außen niemand Zugriff hat. Es gibt beispielsweise eine App, mit der der Streifenbeamte Ausweisdokumente überprüfen kann. Über diese App bekommt der Kollege dann auch sofort einen Hinweis, falls ein Fälschungsverdacht vorliegt. Dann kann er den Vorfall auf der Dienststelle in Ruhe prüfen. Bisher musste das alles über Funk abgefragt und abgewickelt werden. Und diese Hinweise, die man nun auf elektronischem Weg automatisch bekommt, hat es vorher über Funk auch nicht gegeben.

Gibt es sonst noch Vorteile?

Meyer: Ja, zum Beispiel bei Fahndungen wie kürzlich bei einem Raubüberfall in Weißenburg. Hier können unter anderem Bilder von einer Überwachungskamera auf die iPhones der an der Fahndung beteiligten Streifen herausgeschickt werden, die diese dann zur intensiven Fahndung nutzen können.

Das erleichtert die Arbeit also?

Meyer: Ja, definitiv. Es wird auch noch effektiver werden, etwa bei Vermisstensuchen. Bisher war es immer so: Wir haben zum Beispiel eine Frau mit grauen Haaren gesucht. Beschreibungen werden aber oft unterschiedlich wahrgenommen. Der eine sieht es so, der andere so. Künftig bekommen wir von den Angehörigen ein Bild der Vermissten, das wir einscannen und dann an die – in der Regel drei – an der Fahndung beteiligten Dienststellen in der Region verschicken können.

Und wie sieht die nähere Zukunft aus?

Meyer: Das Thema Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Aktuell sind wir bei den Convertibles, als nächstes sind dann Fingerabdruck-Scanner dran, die ebenfalls schon größtenteils verteilt sind. Die bekommen auch wir als ganz kleine Dienststelle. Wenn wir beispielsweise damit Asylbewerber überprüfen, die irgendwo schon einmal registriert wurden, kann man sofort deren Identität feststellen. Das heißt, es gibt keine großen erkennungsdienstlichen Sachbearbeitungen mehr, bei denen man Dokumente erst wegschicken und warten muss und die Leute in ihrer Freiheit beschränkt werden, weil sie bis zur Überprüfung festgehalten werden müssen.

Wohin führt diese zunehmende Digitalisierung letztlich? 

Meyer: Die digitalen Geräte kommen jetzt Zug um Zug. In der mittleren Zukunft soll es so sein, dass der Kollege auf Streife seine komplette Anzeige auch von draußen aufnehmen und schreiben kann. Der digitale und vernetzte Streifenwagen ist sozusagen die anvisierte Endstufe.

Ist das realistisch?

Meyer: Von der Theorie her auf jeden Fall. Ich vermute aber, dass die Kollegen bei bestimmten Fragen trotzdem noch in die Dienststelle aufsuchen müssen werden, um Abklärungen oder Sachbearbeitungen durchzuführen. Aber eine Erleichterung für die Zukunft ist es auf jeden Fall.

 

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