In Quarantäne und getestet: So geht's an der Senefelder-Schule weiter

30.9.2020, 06:04 Uhr
In Quarantäne und getestet: So geht's an der Senefelder-Schule weiter

© TK-Archiv, Benjamin Huck

Am Montag hat das Gesundheitsamt beim Großteil der betroffenen Realschüler eine PCR-Test durchgeführt, dessen Ergebnisse voraussichtlich bis Freitag vorliegen sollen. Weitere Schüler können nach Auskunft der Behörde noch bis Freitag in Gunzenhausen untersucht werden, einige Familien hätten auch schon auf eigene Initiative beim Hausarzt eine Probe abgegeben. Der Zeitpunkt eines solchen Tests entspricht bei Kontaktpersonen von Infizierten üblicherweise grob der durchschnittlichen Inkubationszeit des Coronavirus von fünf bis sieben Tagen – die Treuchtlinger Lehrerin hatte zuletzt am 18. September Kontakt zu den betroffenen Klassen.


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Die ab diesem Tag vorgeschriebene 14-tägige Quarantäne müssen die Schüler so oder so absitzen – egal ob das Testergebnis positiv oder negativ ausfällt. Denn es geht bei der Untersuchung nicht darum, eine eventuelle Erkrankung mit Covid-19 nachzuweisen, sondern nur darum, ob die Betroffenen noch potenziell ansteckend sein könnten. Wer allerdings auf diese Weise erfährt, dass er infiziert ist, wird auch ohne Krankheitszeichen wie ein Erkrankter behandelt: Er darf die Quarantäne erst wieder verlassen, wenn seit dem Test zehn Tage vergangenen sind und er die letzten 48 Stunden davon keine Symptome hatte.

Besser zu vorsichtig sein

Laut Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Rank gibt es für diese Vorgehensweise "klare Anweisungen aus München". Mit den derzeitigen Infektiositäts- und Quarantänezeiten werde man arbeiten, "so lange das Robert-Koch-Institut keine neuen Zahlen liefert". Letztlich sei eine erhöhte Vorsicht besser als eine vorschnelle Entwarnung, denn "das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn uns ein Infizierter durchrutscht, der glaubt, dass er gesund ist".

Problematisch an der aktuellen Situation ist laut Rank, dass bei PCR-Tests für 150 Kontaktpersonen "der logistische Aufwand immens ist". Das Gesundheitsamt sei für eine solche Größenordnung personell nicht ausgestattet. Daher auch Ranks von einigen Eltern scharf kritisierte Bitte von vergangener Woche, die Betroffenen mögen von Rückfragen absehen, bis das Amt sie kontaktiere.

Erneut im Heimunterricht

Ein weiterer Stolperstein ist die je nach Wohnort der Betroffenen unterschiedliche Zuständigkeit verschiedener Landkreise und damit Gesundheitsämter – ein "Strukturproblem", das sich laut Rank aber nicht so schnell lösen lassen wird. Für die Zukunft denkbar sei hier, die Zuständigkeit nicht am Wohnort, sondern am Standort der Schule (oder anderen Einrichtung) festzumachen.

Für die 149 Senefelder-Schüler und deren Eltern bedeutet die derzeitige Quarantäne erneut Heimunterricht, so wie schon während des Lockdown" im Frühjahr. "Das Modell kennen wir ja bereits und sind gut eingespielt", sagt Schulleiterin Gabriele Gippner. Der Online-Unterricht über das Portal "Mebis" des bayerischen Kultusministeriums und die schuleigene Lernplattform habe gleich am Tag nach Beginn der vom Gesundheitsamt verhängten Quarantäne begonnen. "Soweit möglich, findet er zu den selben Zeiten wie der Präsenzunterricht statt", so Gippner.

Wenn die nicht infizierten Realschüler nächste Woche wieder aus der Quarantäne ins Schulhaus kommen, ändert sich für sie erst einmal nichts. "Die Vorgaben macht das Gesundheitsamt, und beim Hygienekonzept halten wir uns strikt an den Rahmenplan des Kultusministeriums", erklärt Gippner. Dazu gehören beispielsweise Handwaschregeln, getrennte Toiletten, versetzte Pausenzeiten, eine verstärkte Durchlüftung der Räume oder die Desinfektion der Computer-Tastaturen vor und nach jedem Gebrauch. "Den Schülern kann ich da nur ein großes Lob aussprechen", so das Fazit der Direktorin. "Sie alle gehen sehr verantwortungsvoll mit der Situation um."

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Wer steckt an und wer ist angesteckt?

Zeigt der PCR-Test, wer mit Corona infiziert ist, wer krank ist, oder wer andere anstecken kann? Warum müssen Verdachtsfälle 14 Tage in Quarantäne, tatsächlich Erkrankte oft aber kürzer? Viele Irritationen rund um die Pandemie sind gut erklärbar – so auch im Fall der Senefelder-Schüler.

Wie funktioniert ein PCR-Test?

Stark vereinfacht wird dabei Virus-Erbgut sichtbar gemacht. Dass es in einem Abstrich enthalten ist, bedeutet jedoch nicht, dass das Virus auch im Körper aktiv ist. Zu Beginn einer Corona-Infektion wird das Erbgut im Test etwa zur selben Zeit sichtbar, ab der der Infizierte ansteckend wird. Dabei muss er aber keine Symptome zeigen. Bei mildem Verlauf entwickelt er diese vielleicht nie, ist aber trotzdem ansteckend. Das bleibt ein Infizierter in der Regel nicht länger als zehn Tage. Hat er am Ende dieser Frist zudem für 48 Stunden keine Symptome (die Anzeichen für einen längeren Verlauf wären), darf er die Quarantäne verlassen. Da es aber länger braucht, um das Virus-Erbgut wieder abzubauen, kann ein PCR-Test noch etliche Wochen nach Ende der Infektiosität positiv ausfallen.

Infektiosität oder Inkubationszeit?

Nicht so einfach ist es mit Personen, die Kontakt zu einem Infizierten hatten. Hier kommt als Unsicherheit die Inkubationszeit hinzu, also die Zeit, bis sich das Virus so stark vermehrt hat, dass es überhaupt messbar und ansteckend wird. Sie liegt meist bei fünf bis sechs Tagen, kann aber bis zu zwei Wochen betragen. Deshalb können Kontaktpersonen wie etwa die Senefelder-Schüler auch mit negativem Test die Quarantäne nicht gleich verlassen – sie könnten ja erst später erkranken und das Virus verbreiten. Der Test dient hier nicht der Feststellung der Gesundheit, sondern soll weitere Infektionsketten ausschließen.

Wer testet wen?

PCR-Tests und Quarantänen ordnet das Gesundheitsamt an. Untersucht wird nur, wer Symptome zeigt oder längeren Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatte. Schulen und Kindergärten führen selbst keine Tests durch. Und auch bei amtlichen Tests müssen Eltern ihre Kinder laut Landratsamt stets begleiten.

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