Keine Shisha-Bar in den Luitpoldarkaden

2.3.2020, 06:04 Uhr
Keine Shisha-Bar in den Luitpoldarkaden

© Patrick Shaw

Den Ratsmitgliedern war anzumerken, welche Vorstellungen sie mit einer solchen Bar verbinden. So heißt es auch bei Wikipedia: "Es ist unbestritten, dass der Wasserpfeifenkonsum negative Folgen für die Gesundheit hat." Dennoch rauche jeder siebte deutsche Jugendliche mindestens einmal im Monat Shisha. Die Bars dienten zum "Chillen" und Feiern, gerade in Großstädten aber auch "als Tarnung für Geldwäsche und andere kriminelle Handlungen". Denn nach Einschätzung des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen können Shisha-Bars "auf legale Weise kaum gewinnbringend betrieben werden". Überdies komme es bisweilen zu Kohlenmonoxid-Vergiftungen.

Hauptgrund für die Ablehnung war allerdings ein anderer. Bürgermeister Werner Baum wies darauf hin, dass "Anwohner und Nachbarn die Umnutzung des Geschäfts sehr kritisch sehen". Schon der Biergartenbetrieb der benachbarten Wallmüllerstuben führe im Sommer immer wieder zu Beschwerden wegen des spätabendlichen Geräuschpegels. "Eine Shisha-Bar passt da überhaupt nicht hin", pflichtete ihm Altbürgermeister Wolfgang Herrmann bei. "Einzelhandel wäre an dieser Stelle ohnehin besser als Gastronomie", schloss sich CSU-Fraktionschef Uwe Linss an. Zudem soll laut Baum demnächst gleich um die Ecke im Gebäude von "Juttas Modetreff" ein Barber-Shop (Barbiersalon) entstehen, der möglicherweise ebenfalls mit einer Shisha-Bar verbunden sein könnte.

Ein "kreatives" Nein angeregt

Weitere Hürden sieht Manfred Kreß (UFW) in Aspekten wie Brandschutz und Belüftung. Zwar sei die Stadt wegen der nur geringen Nutzungsänderung gemäß Bauordnung verpflichtet, ihr Einvernehmen zu erteilen, erläuterte Bauamtsleiter Jürgen Herbst – und am Ende entscheide ohnehin das Landratsamt. Kreß zeigte sich jedoch überzeugt, dass "die Verwaltung die nötige Kreativität aufbringen und wir dann sehen werden, dass das sehr schwierig bis unmöglich ist". Ähnlich, erinnerte Baum, habe sich der Stadtrat vergangenes Jahr in der Debatte um die Neuansiedlung eines Fitnessstudios im leerstehenden Edeka-Markt ("Preisfux") schräg gegenüber positioniert – der nun wohl auch nicht kommt.

Anders sieht das Tobias Weißhaupt von den JGB. Zum einen sei es nicht die Aufgabe der Stadt, sondern die des Vermieters, zu klären, ob ein solcher Nachbar für die anderen Mieter der Luitpoldarkaden tragbar ist. Eventuelle technische Probleme hätte die Stadtverwaltung seines Erachtens zudem vor der Sitzung prüfen müssen, damit der Stadtrat sachgerecht entscheiden kann. Zum anderen sei er zwar "kein Fan solcher Einrichtungen, aber der Bedarf ist da – und auch der Leerstand", so Weißhaupt. Mit Blick auf die junge Generation halte er es für falsch, sich dem Vorhaben "per se zu verwehren". Bei der Abstimmung blieben er und Kathrin Baum-Grimm allerdings mit ihrem Wohlwollen allein.

Kommentar:

So wird die Stadt zum Altenheim

Da glaubte man ganz kurz, Treuchtlingen würde tatsächlich ein bisschen „cooler“ und attraktiver für die Jugend werden – aber denkste. Eine Shisha-Bar in der Stadtmitte? Unvorstellbar. In eine fränkische Kleinstadt gehören (aus)schließlich Bier, Schnaps und Schäufele.

Die Argumente des Stadtrats gegen die Bar sind auf den ersten Blick nachvollziehbar. Man wollte den Nachbarn (und Wählern?) nächtlichen Lärm und stinkenden Pfeifenrauch ersparen. In einem Wohngebiet wäre das die richtige Entscheidung gewesen. Aber in der Stadtmitte? Direkt am zentralen Wallmüllerplatz? Wo, wenn nicht hier, soll ein solches Lokal entstehen? Und womit, wenn nicht mit zeitgemäßen Angeboten, will die Stadt die junge Generation in Altmühlfranken halten? Bestimmt nicht mit einer weiteren Apotheke oder einem orthopädische Schuhgeschäft.

Wer in der Stadtmitte wohnt, muss mit einem gewissen Geräuschpegel rechnen. Wie überstehen das erst die Nürnberger oder Münchner? Und wer keine „tote Stadt“ möchte, was viele Treuchtlinger seit Jahren beklagen, muss auch Leben akzeptieren, das ihm persönlich eher fremd ist. Die Mischung macht’s – gerade angesichts des zunehmenden Ladensterbens. Und der Rauch? Zugegeben, für eine werdende „Gesundheitsstadt“ (oder doch eher Seniorenstadt?) ist das kein Aushängeschild. Aber dann doch bitte auch Bier, Schnaps und Schäufele verbieten...