Klärschlamm: Treuchtlingen will "Landkreis-Lösung"

1.5.2019, 06:04 Uhr
Klärschlamm: Treuchtlingen will

© Rudi Beringer/Limes Luftbild

Knapp 10 000 Kubikmeter Klärschlamm fallen jährlich in Treuchtlingen an – gut ein Drittel aus Privathaushalten, zwei Drittel aus der Industrie. Ein Dienstleister presst den Schlamm, sodass am Ende etwa 1250 Tonnen Trockenmasse bleiben. Diese wird bisher als Dünger verwertet, was jedoch wegen des Einsatzes schlecht abbaubarer synthetischer Polymere ("Mikroplastik") bei der Entwässerung nur noch bis Jahresende erlaubt ist. Danach müssten die Schlammreste verbrannt werden.

Deshalb sucht die Stadt nach einer "nachhaltigen und rechtlich sicheren Lösung mit geringem Energie- und Betriebsaufwand" sowie einer möglichen Rückgewinnung des Phosphors als Dünger. Erste Idee war das sogenannte Eko-Plant-Verfahren, bei dem der Schlamm in einem abgedichteten Trog als Nährstoff für Pflanzen dient. Nach zwölf Jahren werden die nicht natürlich verwertbaren Reste dann ebenfalls verbrannt.

Probleme sieht der Stadtrat bei dieser Lösung in der Langfristigkeit, der künftigen Rechtslage mit einer möglicherweise bald verbindlichen vierten Klärstufe sowie im großen Flächenbedarf. Schon bei der ersten Debatte hatte Bürgermeister Werner Baum deshalb auf den Kreistag verwiesen und vorgeschlagen, mit der Vergabe bis zu einer dortigen Richtungsentscheidung zu warten. Zudem sollten weitere Angebote eingeholt werden.

Planen oder warten?

Für diese laut Bauamtsleiter Jürgen Herbst "weitreichende und ergebnisoffene Variantenuntersuchung für eine langfristig wirtschaftliche Klärschlamm-Veredelung" haben fünf Ingenieurbüros Angebote abgegeben. Das günstigste der Firma Steinle aus Weyarn beläuft sich auf knapp 35 000 Euro. Bis zum Herbst könnte die Planung abgeschlossen sein, wobei die Stadtverwaltung eine Vergabe in zwei Schritten á 25 000 und 10 000 Euro befürwortet. 15 000 Euro stehen dafür im Haushaltsplan. "Je früher wir die Planung vergeben, desto mehr Möglichkeiten haben wir", so Jürgen Herbst.

Kristina Becker (CSU) plädierte indes dafür, die Pläne aufzuschieben und auf eine "Landkreis-Lösung" zu warten. Auch Parteikollege Marco Satzinger sieht "keinen planerischen Ansatz". Eine Vererdung ohne vierte Reinigungsstufe – etwa für Rückstände von Medikamenten – halte er "für eine Sackgasse". Als Alternativen blieben nur die bisherige Pressung oder eine Variante auf Kreisebene.

Bürgermeister Baum schloss sich den Kritikern an. Er setze auf einen Konsens und wolle "lieber noch ein halbes Jahr warten, bis Weißenburg und Gunzenhausen mit ihren Plänen weiter sind". Der Stadtrat stellte die Vergabe einstimmig zurück.

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