Miniatur-Modelleisenbahnland Treuchtlingen schließt

21.2.2019, 05:57 Uhr
Miniatur-Modelleisenbahnland Treuchtlingen schließt

© Benjamin Huck

Ob fahrende Autos samt Polizeikontrolle, läutende Kirchturmglocken oder Störche, die über dem Geschehen kreisen – jede Kleinigkeit ist durchdacht und möglichst realistisch umgesetzt. Es gibt einen freien Nachbau der Solnhofener Steinbrüche, den Stuttgarter Fernsehturm, das Ulmer Müns​ter und die Bamberger Feuerwache, einen Jahrmarkt mit bekannten Fahrgeschäften, aber auch „Action­szenen“ wie einen Gefängnisausbruch oder einen Feuerwehreinsatz samt Rauchsäule. Die Fantasielandschaft im Treuchtlinger Modelleisenbahn-Miniaturland ist ziemlich detailverliebt. Doch damit ist nun Schluss.

Im vergangenen November hatte sich der Modelleisenbahnfreund Bernhard Fackler an die Öffentlichkeit gewandt: Der Eigentümer der Halle in der Elkan-Naumburg-Straße, in der seit gut zwölf Jahren Facklers Modelleisenbahnlandschaft untergebracht ist, hatte Eigenbedarf angemeldet. Fackler muss bis Ende März 2019 den Ort geräumt haben. Kein einfaches Unterfangen, misst die Anlage im Maßstab 1:87 (H0) doch 34 mal 14 Meter.

Auf mehr als zweieinhalb Kilometern Schiene sind im computergesteuerten Wechsel 218 Züge unterwegs, davon bis zu 28 gleichzeitig. Es gibt 160 Weichen, 15 Kilometer Kabel, Höhenunterschiede von bis zu 1,20 Metern und neun „Schattenbahnhöfe“, in denen die Züge versteckt auf ihren Einsatz warten.

Logistischer Aufwand

Weil ein Umzug einen ziemlichen logistischen Aufwand erfordert, wollte der 67-jähriger Fackler eine Halle kaufen – um endlich einen sicheren Platz zu finden. Denn schon einmal musste die Anlage die Örtlichkeit wechseln, 2008 kam sie von Pappenheim nach Treuchtlingen, Fackler musste sie damals mit der Säge in 36 Stücke zerteilen. Doch sämtliche Gebäude im Landkreis, die sich Fackler angesehen hat, seien zu teuer. Ein allgemeines Problem für solche Anlagen, wie er berichtet. So habe erst unlängst im hessischen Fulda ebenfalls eine Anlage schließen müssen, weil den Betreibern die Halle gekündigt wurde. Die Treuchtlinger Anlage sei im Umkreis von 150 Kilometern einmalig gewesen, so Fackler.

Vergangene Woche gab es deshalb ein Gespräch mit Bürgermeister Werner Baum und Mitarbeitern der Stadtverwaltung im Rathaus. Die Verantwortlichen der Stadt seien sehr engagiert gewesen, berichtet Fackler. Dabei kam auch die Idee auf, die Modelleisenbahn ins Volkskundemuseum zu holen. Der Plan musste letztlich verworfen werden, da die Modelllandschaft zu groß für das Museum ist. Denn unter der sichtbaren Landschaft ist ein komplexes System von Schienen installiert, weshalb Fackler die Form der Anlage nicht einfach ändern kann. Die Mindestanforderungen für die Halle sind die Maße 40 mal 14 Meter.

Alternative war zu teuer

Außerdem gab es die Idee, in die städtische Wiegandhalle am Friedhof zur Miete einzuziehen, was Fackler ausnahmsweise sogar gemacht hätte, hält er die Stadt doch für einen guten Vermieter. Allerdings wären in der maroden Halle einige Investitionen notwendig gewesen – Fackler spricht von 100.000 Euro –, weshalb sie für ihn auch nicht in Frage kam.

Diese Woche wurde die Zeit schließlich knapp, benötigt ein Umzug doch eine gewisse Vorlaufzeit. Deshalb hat Fackler nun entschlossen, am Sonntag, 3. März, die Halle zum letzten Mal zu öffnen (bis dahin kann sie täglich außer am 23. und 25. Februar von 13 bis 18 Uhr besichtigt werden). Dann rücken die Container an, denn für Fackler ist der Entschluss weitreichend: „Ich habe mit dem Kapitel Modelleisenbahn abgeschlossen.“

Die Modellbaulandschaft aus Plas­tik, Holz und Pappmasché wird zerkleinert und entsorgt, einen Teil der Gebäude sowie die rund 800 Lokomotiven und 2000 Waggons möchte der 67-Jährige dann auf speziellen Börsen verkaufen. Ein paar Gegenstände und Unterlagen sollen auch ins Volkskundemuseum kommen und dann vielleicht mal als Ausstellungsstücke dienen.

Und was bleibt von der Modellbahn? In 15 Fernsehsendungen von lokalen und überregionalen Sendern hat es die Anlage geschafft, auch der Wanderreporter der Nürnberger Nachrichten schaute 2017 vorbei (ein Video von dem Besuch gibt es hier). Fackler will nur einen Zug behalten, eine Dampflokomotive der Baureihe 89, mit der 1952 seine Sammlerleidenschaft angefangen hat. „Die hat schon seit längerem einen Ehrenplatz in der Vitrine, dort soll sie auch bleiben“, so Fackler.

Ob ihn das Thema wirklich ganz loslassen wird? Rentner Bernhard Fackler möchte zwar nun seinen Ruhestand genießen, kann sich aber auch vorstellen, in der heimischen Werkstatt Modelleisenbahnzüge zu reparieren, das passende Werkzeug hat er schließlich. „Und so viele Reparateure gibt es eh nicht mehr.“

Mehr Informationen gibt es unter www.miniaturland-treuchtlingen.de oder unter Telefon 0170/4741840.

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