Möhren und Schambach: Sozialarbeiterin für Jugendtreffs

16.1.2019, 06:02 Uhr
Möhren und Schambach: Sozialarbeiterin für Jugendtreffs

© Micha Schneider

Noch ist es ziemlich still im Jugendtreff am Möhrener Dorfplatz. Nur Norbert Fleischmann und Anna Rother sitzen auf dem Sofa. Jugendliche sind keine da. Noch. Das soll sich aber bald ändern. Mit Rother ist beim Jugend- und Kulturverein Eber-Hart eine neue Sozialarbeiterin an Bord. Lange haben Fleischmann und sein Nachfolger an der Vereinsspitze, Manuel Gundel, dafür gekämpft, dass die Stadt sich an der Finanzierung beteiligt. Am 1. Januar hat Rother nun die Arbeit aufgenommen. Dank ihr soll im Möhrener Jugendtreff künftig wieder mehr los sein – das zumindest hofft Eber-Hart-Urgestein Fleischmann.

„Es wäre traurig gewesen, wenn das hier alles weggebrochen wäre“, sagt der ehemalige Vereinschef. „Ich habe das nicht 25 Jahre lang gemacht, damit es irgendwann untergeht.“ Fleischmann ist 58. Seit er 16 ist, arbeitet er in der Jugendarbeit. Doch künftig müsse jemand anderes die Linie vorgeben, er könne das nicht ewig machen. Fleischmann hat die ersten Treuchtlinger Jugendzentren miterlebt, hat viele Jugendliche erwachsen werden sehen und kümmert sich heute noch um sie. „Ich wollte mir nie ein Denkmal setzen. Das war nie geplant, was da in so langer Zeit entstanden ist“, sagt er. Spätestens in zwei Jahren will er sich zurückziehen.

Vier Jugendtreffs unterhält der 270 Mitglieder starke Verein Eber-Hart im Landkreis. Anna Rother wird künftig vor allem für Schambach und Möhren zuständig sein, die beiden anderen Treffs befinden sich in Pleinfeld und Ramsberg. Neben der Stadt beteiligen sich die Raiffeisenbank, die Sparkasse, die Sparda-Bank und Reifen Dinkelmeyer an der Finanzierung der Sozial­arbeiterstelle. Sie ist auf zwei Jahre befristet, das Geld reicht aber bislang nur für ein Jahr, sodass der Verein weitere Geldgeber sucht.

„Mein Ziel ist es, mehr Jugendliche aus dem Dorf einzubinden“, sagt Rother selbst. Die 33-Jährige möchte die Jugendtreffs auch miteinander vernetzen. Entscheidend sei es, beharrlich zu bleiben, es müsse sich erst einmal herumsprechen, dass hier wieder etwas passiere. Die Räume der Jugendtreffs sollen auf Vordermann gebracht werden, es soll gestrichen werden.

„Was ich liebe an der Sozialen Arbeit ist, dass ich meine Kreativität einfließen lassen kann“, sagt Rother. Noch wichtiger sei es aber, die Jugendlichen mit einzubeziehen: „Ich werde sie fragen, was ihre Wünsche sind und was man gemeinsam anpacken könnte.“ Dabei startet die Sozialarbeiterin mit einer „ganz neuen Generation“, wie es Fleischmann formuliert. Dies sei in der Jugendarbeit die größte Herausforderung: Eine neue, funktionierende Gruppe zu schaffen, wenn alte Verantwortungsträger wegbrechen.

Anna Rother geht ihre Aufgabe mit viel Optimismus an. „Ich finde Jugendarbeit sehr spannend“, sagt sie. Auch sie hat mit 16 Jahren angefangen, in den unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet, zwischendurch anderswo gejobbt. Ein Jahr lang arbeitete sie mit psychisch kranken Menschen.

In Möhren und Schambach will Rother nun wieder Jugendliche begleiten, sie in ihrer Entwicklung fördern. Sie habe früher einmal einen „anstrengenden“, fast kleinkriminellen Jugendlichen betreut, der mit Anfang 14 bei ihrem damaligen Arbeitgeber, dem Jugendzentrum in Weißenburg, aufgeschlagen sei. „Ich glaube tatsächlich, das war seine Rettung, dort hinzugehen“, sagt sie. Der Teenager habe viele Probleme gehabt, doch letztlich habe er sich herausgekämpft – auch dank der Strukturen des Jugendzentrums. „Das hat ihm eine andere Welt eröffnet“, sagt Rother. Diese Welt soll es künftig auch wieder am Dorfplatz in Möhren geben.

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