Treuchtlingen fehlen Dutzende Kinderbetreuungsplätze

30.4.2019, 06:04 Uhr
Treuchtlingen fehlen Dutzende Kinderbetreuungsplätze

© TK-Archiv/Patrick Shaw

Um Zuschüsse für neue Krippenplätze zu bekommen, muss die Stadt deren Bedarf anerkennen. 59 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren gibt es in Treuchtlingen – 24 im "Weidenkörbchen" in der Schlesierstraße, elf im "Fuchsbau" in der Fischergasse sowie je zwölf in den evangelischen Kindergärten in Wettelsheim und Schambach.

Tatsächlich leben in der Altmühlstadt laut Statistik derzeit 245 Kleinkinder, deren Familien Anspruch auf einen Krippenplatz hätten. 20 weitere kommen bald durch Neubaugebiete hinzu. Zwar muss die Stadt nicht die Gesamtzahl abdecken, betreuen doch viele Eltern ihre Kinder daheim. Knapp 40 Prozent sollten es laut Familienministerium aber sein, was für Treuchtlingen 98 Plätze bedeutet.

Die Stadt plant deshalb drei neue Krippengruppen mit je zwölf Plätzen im Kindergarten am Burgstall sowie in Wettelsheim und Gundelsheim. Während für erstere Anbauten vorgesehen sind, geht es in Gundelsheim um eine "Erweiterung im Bestand", eventuell auch ohne Förderung.

Stadt im Zugzwang?

Bedenken äußerten Kristina Becker (CSU) wegen des "Zugzwangs, in den wir mit der Anerkennung möglicherweise kommen", sowie Klaus Fackler (UFW) wegen des grassierenden Personalmangels. Facklers Einwand entkräftete Rathaus-Geschäftsleiter Christian Kundinger jedoch mit dem Hinweis, er führe zwar "seit einem halben Jahr gefühlt nur Vorstellungsgespräche", Kinderpflegerinnen für Krippen seien aber leichter zu finden als Erzieherinnen.

Susanna Hartl (SPD) betonte, sie halte es für "falsch, von den Kosten statt vom Bedarf auszugehen". Alles andere als dessen Anerkennung wäre "ein Schlag ins Gesicht der Familien". Dem folgte der Rat einstimmig.

Kontroverser war die Debatte um die Umwandlung der Mittagsbetreuung der Grundschule in eine Offene Ganztagsschule. "Vor acht Jahren sind wir mit einer Handvoll Kinder gestartet. Aktuell sind es um die 100, und für nächstes Schuljahr haben wir 174 Anfragen", verdeutlichte Bürgermeister Werner Baum die Dringlichkeit. Dies betreffe nicht nur die Kernstadt, auch in Wettelsheim sei die Nachfrage groß. Aus Schambach liege bereits eine Unterschriftenliste vor.

Weniger Kosten für mehr Schüler

Gemeinsam mit Schulleiter Herbert Brumm hat Rathausmitarbeiterin Tina Büttner deshalb ein Konzept für eine Offene Ganztagsschule mit neun statt bisher fünf Gruppen erarbeitet. Der Unterschied: Für die Mittagsbetreuung bezahlen die Eltern Gebühren (die einzuholen laut Büttner "ein ständiger Kampf" ist). Eine Ganztagsschule wird dagegen bezuschusst und ist montags bis donnerstags kostenlos. Nur freitags müssen die Familien zuzahlen. Hausaufgabenbetreuung und Mittagessen (gegen Gebühr) bleiben bestehen, allerdings gilt Anwesenheitspflicht.

"Das Schulamt befürwortet die Umwandlung sehr", so Büttner. Auch in Gunzenhausen funktioniere das Konzept gut. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Schule dann die Klassenzimmer als Hausaufgabenräume nutzen dürfe, was bisher nicht erlaubt war. Auch die Freitagsgebühren könnten durch Sponsoren oder einen Förderverein noch sinken. Die Stadt, die als Kooperationspartner das Personal stellt, wird bei diesem Modell wegen der hohen Förderung von jährlich 171 000 Euro nur mit etwa 78 000 Euro im Jahr zur Kasse gebeten – 4000 Euro weniger als bisher bei 70 Prozent mehr Schülern und fast doppelt so hohen Personalkosten.

Uneins zeigte sich der Stadtrat in der Frage, ob auch ein anderer Partner denkbar sei – beispielsweise ein Sozialverband. Den Vorstoß von Uwe Linss (CSU) lehnten sowohl Rathauschef Baum als auch Susanna Hartl und Josef Ferschl (alle SPD) ab. Die Stadt stelle schon jetzt eingespieltes Personal, und es sei "falsch, ein langjähriges, verlässliches System mit eigenen Kräften aufzugeben".

Auch Unterricht nach Mittag?

Ob eine Ausweitung der Gebundenen Ganztagsschule sinnvoller wäre, blieb offen. Dies sei eine Entscheidung des Schulleiters, die Nachfrage nach "echtem" Ganztagsunterricht aber eher gering. Denkbar sei in Zukunft allerdings eine Ferienbetreuung. Das Gesamtkonzept billigte der Stadtrat bei einer Gegenstimme.

Neue Plätze gibt es auch im städtischen Kindergarten in Wettelsheim. Für die geplante dritte Gruppe bewilligte der Stadtrat 950 000 Euro. Wegen der gestiegenen Förderung und eines Sonderprogramms fließen davon 792 000 aus Bundesmitteln, 158 000 Euro muss die Kommune berappen. Dafür erhält der Kindergarten einen 228 Quadratmeter großen Anbau.

Eine Debatte gab es um den angeblich "minderen Standard" der Erweiterung. Dies sei nicht Ziel der Forderung seiner Fraktion gewesen, sich "über Einsparmöglichkeiten Gedanken zu machen", betonte UFW-Sprecher Klaus Fackler. Bauamtsmitarbeiter Florian Forster versicherte indes, dass der Anbau eine normale Qualität und nur die Mindestfläche haben werde. Der Preis – laut Manfred Kreß (UFW) "eine Summe, bei der sich mir die Haare zu Berge stellen" – liege an den aktuell horrenden Baukosten und den hohen Anforderungen an öffentliche Bauten.

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