Treuchtlingen: Wie das Radeln einfacher werden soll

12.2.2021, 06:04 Uhr
Treuchtlingen: Wie das Radeln einfacher werden soll

© Patrick Shaw

Die täglichen Wege der Bevölkerung werden immer länger. Seit den 1980er Jahren ist laut Mobilitätsbericht des Bundesverkehrsministeriums der durchschnittliche Arbeitsweg von neun auf 16 Kilometer gewachsen, der Weg für Einkauf und Erledigungen von vier auf sieben sowie der zu Freizeitaktivitäten von 12 auf 15 Kilometer. Gleichzeitig besitzt jeder Haushalt im Schnitt zwei Fahrräder, jeder zehnte hat ein E-Bike. Das Zweirad wird für die Mobilität also immer wichtiger – im Alltag wie im Urlaub.

Treuchtlingen: Wie das Radeln einfacher werden soll

© Quelle: Infas, DIW 2003, Mobilität in Deutschland 2002 / NN-Infografik

Das ist deshalb auch die zentrale Prämisse der Verkehrs- und Radwegeplanung in Treuchtlingen, wenngleich es dabei "nicht nur um die Radfahrer geht", wie Bauamtsleiter Jürgen Herbst im Verkehrsausschuss des Stadtrats betonte. Denn mit den Radwegen hängen auch die Anbindung der Dörfer, die Bedeutung des Bahnhofs und die Erreichbarkeit der touristischen Ziele zusammen.

Für die Kernstadt hat Herbst deshalb zwei Achsen ausgewählt, die die Bauverwaltung gern besser für Radfahrer ausbauen würde. Die eine beginnt am nördlichen Stadtrand bei Gstadt, tangiert den Altmühltal-Radweg unweit des Kurparks, führt dann weiter zum Bahnhof, quert die Bahnstrecke in Richtung Grundschule und erklimmt von dort den Patrichberg zum westlichen Ortsrand. Die zweite Trasse kommt von ebendort aus dem Heumöderntal, quert ebenfalls die Bahn und erschließt östlich der Gleise die Stadtmitte mit Wallmüller-, Rathaus- und Festplatz.


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Verbindungen dazwischen schaffen die Achsen entlang Oettinger Straße und Altmühlstraße. So sollen die wichtigsten "Points of Interest" erschlossen werden: Therme, Kurpark, Bahnhof, die beiden Schulen, Rathaus und Stadtmitte, Volksfestplatz sowie Reisemobilstellplatz und Talstation Heumöderntal.

Bürger wollen ein Konzept

Das Problem: Alle fünf Bahnunterführungen im Stadtgebiet sind nicht fahrradtauglich. Der Tunnel in der Dürerstraße fällt in vier bis fünf Jahren möglicherweise ganz weg, ein Ausbau der Querungen in Gstadt und in der Ringstraße ist für 2027 vorgesehen – wie fahrradgerecht, ist offen.

Wesentlich für die Festlegung der Achsen waren für Herbst die Ergebnisse der Bürgerbefragung vom vergangenen Sommer. Mit Abstand am meisten stört die Treuchtlinger demnach das fehlende Radwegkonzept in der Stadtmitte. Auf Platz zwei der Wunschliste steht die Sanierung bestehender Wege, gefolgt von deren Beschilderung und einer Reduzierung der generellen Verkehrsbelastung. Die viel diskutierten Fahrradstellplätze am Bahnhof landen dagegen abgeschlagen auf einem hinteren Rang.


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Konkrete Wünsche, die in der Umfrage laut wurden, waren ein besserer Weg nach Wettelsheim, die Anbindung von Bahnhof und Heumöderntal, breitere und familienfreundlichere Radwege sowie die Entschärfung der engen "Heubrücke" zwischen Graben und Bubenheim. Auch innerhalb Bubenheims würden sich die Bürger über einen durchgängigen Radweg freuen. Ebenso gefragt sind bessere Querungshilfen in Haupt- und Nürnberger Straße, ein einheitliches Markierungssystem sowie die Anbindung des Patrich. "Insgesamt stehen wir aber gar nicht so schlecht da, viele der Themen haben wir im Bauamt schon lange im Hinterkopf", so Herbsts Resümee.

Zu steil oder zu einsam

Konkreter wurde es in der Sitzung bei der Anbindung des Patrich. Vier Varianten hat das Bauamt geprüft: durch die Grüntäleinstraße zum Wohngebiet "Im Winkel", in Serpentinen hoch zur Burgruine, weit hinein ins Heumöderntal und übers "Schwedeneck" zurück zum Patrich sowie ganz herkömmlich über die Hahnenkammstraße. Grüntälein und Burgruine scheiden laut Herbst aber aus, weil die Anstiege dort zu steil sind. Der vermeintliche Umweg durchs Heumöderntal würde zwar überraschenderweise trotz der gut sechsfachen Strecke kaum länger dauern (etwa 23 Minuten), nachts wäre er aber für Kinder problematisch.

Bleibt also die Hahnenkammstraße zum Adventure Campus. Auch dort geht es zwar steil bergauf, die Straße ist aber breit genug für einen Ausbau. Alternativ schlug Stefan Fischer (SPD) vor, die "alte Rodelbahn" zwischen Hahnenkammstraße und Schönblick zum Radweg zu machen – eine Idee, die Bauamtsleiter Herbst trotz der Treppe am oberen Ende durchaus gefiel. Hubert Stanka (UFW) gab überdies zu bedenken, dass sich "die Steilheit zunehmend erledigen wird, wenn immer mehr Menschen E-Bikes haben". Dem hielt Susanna Hartl (SPD) entgegen, dass die Wege auch für alte und gehbehinderte Menschen geeignet bleiben sollten. Das Bauamt werde beide Trassen im Bereich der Hahnenkammstraße nun zunächst "durchrechnen", so Herbst.


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Um Staatsstraße und Bahnlinie zu kreuzen, könnte der Radweg anschließend die Fußgängerunterführung zwischen Krankenhaus und Ringstraße nutzen. Diese könnte dafür laut Herbst mit einer 60 bis 80 Meter langen Rampe ausgestattet werden, sodass sie neben dem Tunnel in der Oettinger Straße als bislang einzige Bahnquerung im Stadtgebiet auch barrierefrei wäre.

Um danach weiter in Richtung Festplatz zu kommen, ist dem Radlern schließlich noch die Hauptstraße im Weg. Im Bereich des Asia-Restaurants neben dem Rathaus (ehemaliger "Schwarzer Bär") wäre dafür nach Ansicht des Bauamtsleiters eine Überquerungshilfe samt Verbreiterung/Verschwenkung der Straße denkbar. Die Polizei halte dies für "eine gute Sache", dem Staatlichen Bauamt zufolge wäre es "machbar", wenngleich man von der Idee "nicht begeistert" sei, so Herbst.

Mehr Pflege statt Beton?

Klaus Fackler (UFW) warnte generell davor zu versuchen, die natürlichen Gegebenheiten – und das seien in Treuchtlingen nun einmal Steigungen – "mit Beton zu lösen". Für ihn dürfe sich die Diskussion "nicht nur um die bauliche Seite drehen, sondern auch um das Drumherum – beispielsweise das Räumen und Streuen der Radwege und nicht nur der Straßen". CSU-Fraktionschef Uwe Linss plädierte indes dafür, "nicht händeringend nach neuen Achsen zu suchen, sondern die Radler von der bestehenden Trasse auf dem Rudi-Jakob-Weg zu den wichtigen Punkten in der Stadt zu lotsen". Amtschef Herbst hielt dem entgegen, dass "der Hauptgedanke nicht nur die Touristen sind, sondern auch schwächere Verkehrsteilnehmer wie Schüler".


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Die Anbindung der Ortsteile nicht aus dem Blick zu verlieren, mahnte Hans König (TBL) an. Dafür werde allerdings das integrierte Radwegekonzept des Landkreises maßgeblich sein, stellte Bürgermeisterin Kristina Becker in Aussicht. Sie hoffe dort "auf eine gute Lösung".

Zudem erinnerte die Rathauschefin daran, dass es staatliche Förderprogramme für den Radverkehr gibt: "Wir müssen das nicht alles allein stemmen, um eine leistungsfähige Fahrrad-Infrastruktur in Treuchtlingen zu haben. Denn darauf wird die Mobilität der Zukunft ausgerichtet sein." Letztlich gab der Ausschuss der weiteren Planung der vorgestellten Radwege-Achsen einstimmig grünes Licht. Die Detailplanung verwies er allerdings in den Arbeitskreis "Verkehr" des Stadtrats.

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