Treuchtlingens JGB: Jugend, Umwelt und YouTube

14.1.2020, 06:04 Uhr
Treuchtlingens JGB: Jugend, Umwelt und YouTube

© JGB Treuchtlingen

Ebenso bemerkenswert: Immerhin neun der 24 Kandidaten sind weiblich, das Durchschnittsalter liegt knapp unter 25 Jahren, und von den 36 JGB-Mitgliedern waren 21 bei der Nominierungsversammlung anwesend – eine Quote, von der die großen Parteien nur träumen können. Mit dem Slogan der JGB "Jugend von heute, Zukunft von morgen" leitete Stadtratsmitglied und Spitzenkandidat Tobias Weißhaupt die Versammlung ein. Er freue sich über das Engagement, mit dem es der kleinen Wählergruppe erneut gelungen sei, eine komplette 24-köpfige Liste aufzustellen. Diese – auf der sich übrigens bis Platz 18 junge Frauen und Männer konsequent abwechseln – segneten die Mitglieder anschließend einstimmig ab.


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Auf Platz eins steht wie schon vor sechs Jahren Tobias Weißhaupt. Der mit 38 Jahren "nicht mehr ganz so junge Gemeindebürger" ist als Partyveranstalter, Mitbetreiber der Weißenburger Disco "Soho" und Mitglied der Kultband "ALC" eine echte Institution bei Altmühlfrankens Jugend. Auf Platz zwei folgt Kathrin Baum-Grimm, Tochter des amtierenden Bürgermeisters Werner Baum (der in seinem Grußwort ganz nebenbei seinen definitiven Rückzug in spätestens sechs Jahren ankündigte) und als Personalreferentin bei der Bahn auch beruflich eng mit der einstigen "Eisenbahnerstadt" verbunden. "Mindestens die zwei Plätze im Stadtrat halten und vielleicht noch einen draufsatteln", ist ihr Ziel.

Gut vertreten sind auf den weiteren Plätzen naturgemäß Schüler, Auszubildende und Studenten. Auf der Liste stehen außerdem zwei (angehende) Lehrer, zwei Polizeibeamte und zwei städtische Verwaltungsangestellte, von denen die siebtplatzierte Conny Rosenbauer sogar in Treuchtlingen studiert hat. Manuel Rösch (Platz 8) und Helena Vitzethum (Platz 12) haben über ihre ehrenamtliche Arbeit im Jugendrat bereits kommunalpolitische Luft geschnuppert. Wichtig sind den jungen Bewerbern nach eigenen Worten vor allem Jugend-, Familien- und Umweltthemen. Schwach vertreten sind indes mit nur vier Kandidaten die Treuchtlinger Ortsteile.

Zufrieden, aber mit "Luft nach oben"

Und wofür stehen die JGB? Das hat laut Tobias Weißhaupt und Kathrin Baum-Grimm in den vergangenen Wochen eine "Kerngruppe" erarbeitet. So wolle man sich im Bereich Familie, Jugend und Bildung insbesondere für eine weiterhin unabhängige Oberstufe an der Senefelder-Schule und den Ausbau der Kinder- und Mittagsbetreuung einsetzen. "In den letzten Jahren ist zwar schon viel passiert, aber wir sehen da noch Luft nach oben", so Weißhaupt.

In Sachen Umwelt und Stadtentwicklung möchten die JGB laut Baum-Grimm unter anderem die "Thementische" aus dem Stadtentwicklungsprozess fortsetzen sowie die öffentlichen Toiletten sanieren und familienfreundlicher machen (zum Beispiel mit Wickeltisch). Für wichtig halte man zudem "die Nachverdichtung von Wohnflächen statt immer mehr Flächenversiegelung an den Ortsrändern". Gut fänden die JGB einen eigenen Umweltreferenten im Stadtrat, der sich auch bei öffentlichen Aufträgen entsprechend einschaltet.

Treuchtlingens JGB: Jugend, Umwelt und YouTube

© Patrick Shaw

In der Debatte um klimafreundliche Mobilität auf der einen und die Verkehrsbelastung der Stadt auf der anderen Seite plädieren die JGB – ähnlich wie fast alle Mitbewerber – für "eine Erweiterung des Parkplatzangebots am Bahnhof". Es müsse zwar nicht unbedingt ein Parkhaus sein, "Fakt ist aber, dass da etwas passieren muss, um den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen", betont Tobias Weißhaupt.

Als werdende "Gesundheitsstadt" sehen auch die JGB ihre Heimatstadt. Allerdings müsse sie das auch "für Junge und Junggebliebene" bleiben, so Kathrin Baum-Grimm. Deshalb wollen sich die Jungen Gemeindebürger unter dem "Hashtag Spätschwimmer" dafür einsetzen, dass "das Freibad als eigenständiger Bereich der Altmühltherme erhalten bleibt und es auch wieder Einzelkarten gibt".

"Hashtag" ist schließlich auch das Stichwort für den Bereich der Digitalisierung. "Auch hier haben wir noch ordentlich Luft nach oben, vor allem bei der Stadtwerbung", ist Tobias Weißhaupt überzeugt. Außerdem sei die Präsenz der Altmühlstadt in den Sozialen Medien noch eher dürftig. Wegen des zunehmenden Einflusses der Video-Plattform YouTube bei jungen Leuten könne er sich zum Beispiel einen städtischen YouTube-Kanal mit Life-Übertragungen wichtiger Ereignisse vorstellen.

Die Stadtratskandidaten der Jungen Gemeindebürger:

1. Tobias Weißhaupt, 38, Betriebsleiter, Treuchtlingen

2. Kathrin Baum-Grimm, 33, Bahn-Personalreferentin, Treuchtlingen

3. Jakob Fischer, 20, Student (Grundschullehramt), Treuchtlingen

4. Sonja Döbler, 28, Grundschullehrerin, Treuchtlingen

5. Noah Bösel, 19, Student (Wirtschaftsinformatik), Möhren

6. Natalie Kränzlein, 22, Studentin (Geschichte), Treuchtlingen

7. Conny Rosenbauer, 28, Verwaltungsangestellte, Treuchtlingen

8. Manuel Rösch, 25, Fachkraft für Lebensmitteltechnik, Treuchtlingen

9. Andre Eisenberger, 20, Auszubildender (Arbeitsmarktdienste), Wettelsheim

10. Stephanie Braun, 28, Erzieherin, Gundelsheim

11. Valentino Morana, 20, Zerspanungsmechaniker, Treuchtlingen

12. Helena Vitzethum, 18, Schülerin, Treuchtlingen

13. Kevin Ruff, 25, Projektmanager, Treuchtlingen

14. Beatrice Klein, 18, Schülerin, Treuchtlingen

15. Claudio Huhn, 30, Polizeibeamter, Treuchtlingen

16. Maria Ajub-Petrus, 20, Auszubildende (Metzgereifachkraft), Treuchtlingen

17. Arne Stecher, 27, Student (Grundschullehramt), Treuchtlingen

18. Janina Grimm, 22, Auszubildende (Büromanagement), Wettelsheim

19. Paul Thieme, 21, Student (Internationale Beziehungen), Treuchtlingen

20. Alexander Hammel, Treuchtlingen

21. Dimitri Kati, 28, Ingenieur, Treuchtlingen

22. Manuel Obernöder, 22, Auszubildender (Industriekaufmann), Treuchtlingen

23. Manuel Schultheiß, 29, Polizeibeamter, Treuchtlingen

24. Jonas Fischer, 25, Automatisierungstechniker, Treuchtlingen

Ersatzkandidatin:

25. Ilona Hartl, 41, Fahrlehrerin, Wettelsheim

Mehr zu den Kandidaten und Zielen der JGB gibt es hier.

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