Von Treuchtlingen direkt ins Audi-Werk

7.12.2019, 05:57 Uhr
Von Treuchtlingen direkt ins Audi-Werk

© Foto: Audi AG

Ein neuer Bahnhof ist auch in der heutigen Zeit noch ein eher seltenes Ereignis. Doch ab dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 15. Dezember, werden die Züge auf der Strecke zwischen Treuchtlingen und Ingolstadt genau an einem solchen halten: an der Station "Ingolstadt Audi".

Die Strecke durchschneidet das Audi-Werk im Norden Ingolstadts bereits seit Jahren, von dort gehen auch die Autos über die Schiene auf die Reise. Künftig halten nun täglich pro Richtung 20 Züge der Deutschen Bahn am Werk, dazu kommt morgens eine neue Express-Verbindung zwischen Eichstätt und München. Von Treuchtlingen zum Werk dauert die Fahrt 42 Minuten, vom Ingolstädter Hauptbahnhof sieben.

Die Züge des Betreibers Bayerische Regiobahn, die zwischen Eichstätt Stadt und Ingolstadt unterwegs sind, können wegen der für einen zusätzlichen Halt nötigen Fahrtzeitverlängerung allerdings nicht an der neuen Station halten. "Vor allem würden dabei existierende Anschlüsse an Fernzüge in Ingolstadt verloren gehen. Ebenso bestehen betriebliche Hindernisse wie unzulässige Zugbegegnungen in Gaimersheim und die dann zu knappe Wendezeit in Eichstätt", heißt es von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die für die Planung des Schienenverkehrs zuständig ist.

Der Freistaat, die Stadt Ingolstadt, die Audi AG und die Bahn haben laut Pressemitteilung gemeinsam etwa 15,4 Millionen Euro in den neuen Haltepunkt investiert. Davon entfallen 9,2 Millionen auf den Bahnhof sowie knapp 6,2 Millionen auf die Verkehrsanbindungen im Umfeld. Mit der Station werden nicht nur das Audi-Werk, sondern auch die Landesgartenschau 2020 besser ans Schienennetz angebunden. Das Gelände am Westpark ist etwa dreieinhalb Kilometer davon entfernt.

Ein regionales Drehkreuz

Im April 2018 begann der Bau der neuen Station. Von dort gibt es einen direkten, barrierefreien Zugang zum Werksgelände des Autobauers sowie zum öffentlichen Verkehrsnetz. Im Umfeld des Bahnsteigs befindet sich die sogenannte Verkehrsdrehscheibe Nord, die den Bahnhof mit dem Straßen- und Radwegenetz verbindet. Für alle Bürger – nicht nur Audi-Mitarbeiter – frei nutzbar sind im Norden des Halts acht Bussteige, 15 Autoparkplätze, 50 Radstellplätze sowie zwei Taxistände. Der südliche Ausgang ist nur für Werksmitarbeiter per Drehkreuz zugänglich, zu den Hallen auf dem etwa 2,7 Quadratkilometer großen Gelände gibt es einen eigenen Linienverkehr mit 20 kleinen und 15 großen Bussen.


Ab Dezember: Mehr Züge halten in Treuchtlingen


Neben dem Hauptbahnhof und dem Nordbahnhof ist der Halt die dritte Station in der Großstadt an der Donau. Die Initiatoren erwarten, dass sie den regionalen Personennahverkehr nachhaltig und umweltfreundlich stärkt sowie die Straßenverkehrsbelastung im Bereich Ingolstadt maßgeblich reduziert.

Halber Fahrpreis für Mitarbeiter

Etwa 1500 Personen sollen den mit zwei Aufzügen ausgestatteten Halt täglich nutzen. Nicht viele, angesichts der etwa 44 000 Angestellten am Audi-Stammsitz. "Um noch mehr Mitarbeiter zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu motivieren, wird das Ticket ab Dezember von Audi subventioniert", teilt der Konzern mit. Bis zu 50 Prozent betrage der Zuschuss zur Job-Fahrkarte. Doch nach Auskunft eines Mitarbeiters ist der Fahrplan nicht auf Anfang und Ende der Früh- und Spätschichten abgestimmt, so dass viele Arbeiter weiterhin das eigene Auto nutzen, um lange Wartezeiten zu vermeiden.

Bereits in der Vergangenheit haben Lokalpolitiker aus der Region mit dem Standortvorteil geworben, darunter auch Treuchtlingens Bürgermeister Werner Baum. Er pries die Altmühlstadt auch als attraktiven und – im Vergleich zum Ingolstädter Speckgürtel – günstigen Wohnort für Audi-Mitarbeiter an. Andere Kommunen entlang der Strecke sprangen ebenfalls auf den Zug auf, in Dollnstein sollen neue Parkplätze am Bahnhof entstehen. Die Hoffnungen entlang der Strecke sind also groß.

Ende November wurde allerdings auch bekannt, dass Audi bis 2025 etwa 9500 der gut 61 000 Arbeitsplätze in Deutschland streichen will. Im Gegenzug sollen jedoch an die 2000 Spezialisten für Elektromobilität eingestellt werden. Der Abbau soll sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Für die verbleibenden Mitarbeiter gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2029.

Diese Autobauer könnten dann sogar noch öfter mit dem Zug fahren. In einer zweiten Ausbaustufe soll es nämlich möglich sein, dass weitere Züge aus anderen Richtungen den neuen Bahnhof anfahren, heißt es von Audi. Dafür könnten die Agilis-Züge von Regensburg über Ingolstadt Hauptbahnhof nach Gaimersheim verlängert werden, was zu einem 30-Minuten-Takt auf dem Abschnitt führen würde. Dafür muss in Gaimersheim aber noch ein zusätzliches Gleis mit Wendemöglichkeit geschaffen werden. Die Fertigstellung ist für Mitte der 2020er-Jahre geplant.

In einer früheren Version des Artikel stand, dass am Bahnhof in Mörnsheim neue Parkplätze entstehen sollen. In Mörnsheim gibt es allerdings keinen Bahnhof, es war die Station in Dollnstein gemeint.

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