Wahl des Treuchtlinger Stadtrates: Feierlaune bei der SPD

17.3.2014, 13:19 Uhr
Wahl des Treuchtlinger Stadtrates: Feierlaune bei der SPD

© Stadt Treuchtlingen

Das „Zünglein an der Waage“ sind einmal mehr die Freien Wähler (FW), die am Wahlabend allerdings lange um ihren dritten Sitz bangen mussten.

Bei der Stadtratswahl gab es eine ganze Reihe von Trends und Bewegungen. Der gewichtigste ist der Verlust, den die Treuchtlinger CSU einstecken musste. Sie verlor im Vergleich zur Wahl 2008 5,2 Prozent und damit zwei Sitze im Stadtrat. Stärkste Liste ist jetzt die SPD, die vier Prozent zulegte, dabei aber keinen zusätzlichen Sitz im Stadtparlament erobern konnte. Letzteres hängt zusammen mit der Listenverbindung mit den JGB, die dadurch profitierten und gleich zwei Mandate erobern konnten.

Zusammen kommt die SPD/JGB-Fraktion nun auf elf Sitze. Es fehlt damit gemeinsam mit der Bürgermeisterstimme ein Sitz zur absoluten Mehrheit. Obwohl es nicht ganz zum größten Ziel reichte, herrschte im SPD-Lager bei der Wahlparty in der Pizzeria La Grotta echte Feierlaune. Bei Live-Musik gab es viele Umarmungen und gegenseitige Glückwünsche.

Im „schwarzen Lager“ herrschte bei der Wahlparty in den Wallmüllerstuben eher gedämpfte Stimmung. Mit Verlusten hatte man gerechnet, aber nicht mit so hohen. Die CSU wollte sich komplett neu aufstellen und hatte dazu eine junge Liste präsentiert. Blickt man darauf, wer letztlich in den Stadtrat gewählt wurde, findet man allerdings wieder nur bekannte Gesichter. Bis auf Matthias Strauß saßen schon alle im Stadtrat oder waren als Ortssprecher im Gremium vertreten. Insofern ist die Neuorientierung der CSU noch immer nicht abgeschlossen. Neben der personellen Aufstellung dürften die Verluste im konservativen Lager zudem in der fast alleinigen Konzentration auf das negativ besetzte Finanzthema gelegen haben.

Auch die Freien Wähler verloren am Sonntag, nämlich zwei Prozent, behielten aber ihre drei Mandate. Zwei Sitze gehen an die Treuchtlinger Gemeindebürger (TBL), die im Vergleich zu 2008 leicht zulegen konnten (1,6 Prozent).

Neustart der TBL

Bei der TBL gab es einen echten Neustart. Diese Liste profitierte vor allem von ihrer Ausrichtung auf die Ortsteile. Hier wurden Ergebnisse von bis zu knapp 38 Prozent (Windischhausen) eingefahren. Für den erhofften dritten Sitz im Rat reichte es aber nicht.

Bei den Freien Wählern ist keine klare räumliche Zuordnung mehr erkennbar. Sie haben sich als allgemeine dritte Kraft in der Altmühlstadt etabliert, trotz der Verluste. Letztere mögen an einem blassen Wahlkampf gelegen haben und möglicherweise auch an der offenen Art, mit der man zuletzt die Treuchtlinger Probleme angesprochen hatte. Ganz offenbar quittiert der Wähler kritische und mahnende Töne mit weniger Zustimmung.

Die JGB haben sicher wegen ihrer beiden „Joker“ Tobias Weißhaupt und Kathrin Baum-Grimm gepunktet, die bei der jüngeren Generation bekannt und beliebt sind. Das Kalkül aus der SPD-Chefetage ging bei dieser Wahl auf.

Die größte Fraktion unter den Treuchtlinger Bürgern sind mittlerweile allerdings die Nichtwähler. Bürgermeister Werner Baum hatte gleich nach Bekanntwerden der Ergebnisse seine Enttäuschung darüber bekundet, dass fast die Hälfte aller Wähler ihr Wahlrecht nicht nutzten. Woran es liegt, dass viele nicht zur Wahl gehen, ist indes unklar. Ist es Enttäuschung und das Gefühl, eh nichts bewirken zu können? Fragen, die sich Politiker aller Couleur gleichermaßen stellen müssen.

Deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land

Bauchschmerzen dürfte den Treuchtlinger Stadträten auch der Trend bereiten, dass die Kernstadt und die Ortsteile politisch auseinanderzudriften drohen. Blickt man auf die detaillierten Gewinne und Verluste, so sind deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land erkennbar. Zwar legte die SPD auch in den Ortsteilen fast vier Prozent zu. Zieht man den „Schambacher Sondereffekt“ ab, geht es allerdings eher in Richtung Stagnation. Das deutet im Umkehrschluss darauf hin, dass die Ortsteile mit der aktuellen Stadtpolitik weniger zufrieden sind, als die Bürger in der Kernstadt.

Werner Baum hatte bei seiner ersten Stellungnahme im Rathaus wohl bewusst betont, dass er Bürgermeister für alle sei und Treuchtlingen samt Ortsteilen gemeinsam in die Zukunft führen wolle. Die Kernstadt ist indes fest in roter Hand. Zusammen mit den JGB holten die Sozialdemokraten in manchen Wahlbezirken über 60 Prozent.

Ein generelles Fazit, das man aus dieser Wahl ziehen kann: Es sind in erster Linie wohl die Köpfe und deren Bekanntheit und Beliebtheit, die über Wahlergebnisse entscheiden. Dieser Effekt erklärt, warum z.B. Schulleiter a.D. Claus Wagner auf Anhieb Platz 4 bei der SPD eroberte, Altbürgermeis-ter Wolfgang Herrmann vom letzten Listenplatz der CSU auf Rang 3 vorgewählt wurde, und warum Dr. Manfred Kreß bei den Freien Wählern aus dem Stand auf Platz 2 rutschte. Aus dieser Sicht war die Treuchtlinger SPD mit ihrer Liste mit Abstand am besten aufgestellt.

Welche Auswirkungen die noch knapperen Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat haben werden, darf gespannt erwartet werden. Die beiden Bürgermeister-Kandidaten beschworen am Wahlabend jedenfalls konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle Treuchtlingens.

Der neue Treuchtlinger Stadtrat:

Stimmberechtigte    9.980
Gültige Stimmen    120.626
Ungültige Stimmzettel     168
Wahlbeteiligung    56,8 %

CSU
(acht Sitze, minus zwei)

- Matthias Strauß (neu)    4.545
- Uwe Linss    4.243
- Wolfgang Herrmann    3.300
- Richard Zäh    3.052
- Marco Satzinger (neu)    2.387
- Dr. Dr. Kristina Becker    1.792
- Stefan Biber    1.772
- Karl Heckl    1.663


SPD
(neun Sitze, wie bisher)

- Werner Baum jun.    5.633
- Susanna Hartl    3.430
- Josef Ferschl    3.108
- Claus Wagner (neu)    3.005
- Kerstin Zischler    2.608
- Stefan Fischer    2.482
- Dr. Joachim Grzega    2.170
- Gustav Kapp    1.996
- Manfred Albert     1.924


Freie Wähler
(drei Sitze, wie bisher)

- Klaus Fackler    3.210
- Dr. med. Manfred Kreß (neu)    1.904
- Christian Früh    1.517


Treuchtlinger Bürgerliste
(zwei Sitze, wie bisher)

- Hans König (neu)    1.762
- Günter Schwimmer (neu)    876


JGB
(zwei Sitze, plus zwei)

- Tobias Weißhaupt (neu)    1.405
- Kathrin Baum-Grimm (neu)    1.215

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