Wie der Dreißigjährige Krieg ganze Dörfer auslöschte

13.5.2018, 06:04 Uhr
Wie der Dreißigjährige Krieg ganze Dörfer auslöschte

© Hubert Stanka

Massaker an der Bevölkerung, ausgelöschte Dörfer, und alles nur, weil einige Mächtige im Namen der Religion um ihre Vorherrschaft kämpfen. Was auch heute noch passiert, war vor 400 Jahren Anlass für den Dreißigjährigen Krieg. Er hat in Altmühlfranken Spuren hinterlassen.

Besonders 1632 marodieren die kaiserlichen und schwedischen Truppen in der Region. So gibt es zu Jahresbeginn in Schambach noch 35 Familien, 1633 sind es nur noch zwei. In Osterdorf bleibt von 17 Familien keine mehr übrig. Auch Heumödern stirbt aus. Manche Dörfer wie Kohbrunn nahe Dietfurt werden nie wieder aufgebaut.

In Treuchtlingen leben Ende der 1640er Jahre nur noch sechs Personen. Bereits 1631 beziehen kaiserliche Truppen dort Quartier, worunter die Bevölkerung massiv leidet. Im Frühjahr 1632 nehmen die Schweden dann Weißenburg ein und marschieren über Dietfurt (wo König Gustav Adolf angeblich am 25. März im Gasthof „Zur Post“ frühstückt) weiter nach Pappenheim.

Schutzlos ausgeliefert

Treuchtlingen ist den Bewaffneten beider Seiten nach dem Tod Graf Gottfried Heinrichs (nebenstehender Artikel) schutzlos ausgeliefert. Dazu kommen Hungersnöte und zwei Pest-Epidemien. 1632 setzen die Markgrafen von Ansbach den Wettelsheimer Richter Nürnberger als Verwalter ein. Er berichtet von einem menschenleeren Ort, in dem es „nicht ein einziges ganzes Fens­ter“ mehr gebe. Das Getreide liege ungedroschen draußen, Schloss und Kirchen seien verwüs­tet. 1633 fällt der Markt erneut an die Katholiken, kurz darauf wieder an die Protestanten. Bis 1648 folgen mindestens zwei weitere Plünderungen, bei denen „keine einzige Kuh noch eine Geiß im Ort blieb“.

Nach Kriegsende wird die Gegend von österreichischen Exulanten neu besiedelt und mit Unterstützung der Ansbacher Markgrafen wieder aufgebaut. Die aus ihrer Heimat vertriebenen Protestanten kommen vor allem aus dem heutigen Ober- und Niederösterreich – und bringen ihre typischen Nachnamen mit.

Alte Kirchenbücher als Quelle

So finden sich allein in Weißenburg 430 dieser Namen, in Nennslingen 137 und in Markt Berolzheim 126. Beispiele sind Satzinger, Lichtenwalder oder Lehner. Deren Herkunft belegen alte Kirchenbücher, in denen einst sämtliche Lebensdaten vermerkt wurden. Was den Heimatforschern auffällt: Familien, die schon in ihrer alten Heimat im selben Dorf lebten, wohnten auch in der neuen Heimat nebeneinander.

Die Neuankömmlinge beeinflussen die Region auch sprachlich, was in Auernheim deutlich wird. Während der Schlacht von Nördlingen im September 1634 wird die dortige Bevölkerung nahezu ausgelöscht. Nur sieben Einwohner überleben. Die Markgrafen von Ansbach siedeln daraufhin Exulanten im Dorf an, die den sowieso schon besonderen Dialekt übernehmen – und eigene Einflüsse einbringen.

Quellen: Ulf Beier, wugwiki.de, Heimatbuch Treuchtlingen

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