Treuchtlinger Kursleiter gibt sein Bestes

Wille da, zu wenig Angebot: Senioren wollen ihre PC-Wissenslücken füllen

25.7.2021, 07:23 Uhr

© Foto: Lidia Piechulek

Wenn Thomas Latteier im Treuchtlinger Kurier seinen PC-Kurs für Senioren anpreist, dann dauert es stets nur wenige Stunden: Schon laufen die Telefone heiß, in Windeseile sind die Plätze belegt. Die wenigen Glücklichen, die sich schnell dazu durchringen konnten, sie sitzen nun in der Manier einer Schulklasse vor ihm. Im Treuchtlinger Bürgerhaus wird gerade geübt, wie man sich auf dem PC ein Ordner-System einrichtet.

"So findet ihr alle Rechnungen und Kochrezepte, die ihr euch einscannt, später auch wieder", erklärt der Kursleiter seinen acht mutigen Teilnehmenden. Diese scheuen sich auch nicht davor, naive Fragen zu stellen. Einige von ihnen haben noch nicht einmal eine Mailadresse, erzählen sie freimütig. Kein einziger besitzt ein Smartphone. Bei vielen steht hingegen zuhause ein Computer, den sie aber nicht zu bedienen wissen.

In der Pandemie mussten die Kursteilnehmer schmerzhaft erfahren, was es heißt, sich in der digitalen Welt nicht auszukennen. Wenn es dann im Rathaus heißt, man solle sich eben eine Vorlage aus dem Internet herunterladen, wenn man einen neuen Personalausweis beantragen müsse, dann ist das für all diese Senioren ein Schlag ins Gesicht.

Den Jüngeren fehlt die Geduld

Man werde auch im Verein von den Jüngeren ausgeschlossen, erzählt ein Teilnehmer. Zunächst versuchen diese vielleicht noch, offensichtliche Wissenslücken zu schließen. Wenn sie dann aber merken, dass das Grundwissen fehlt, verlieren alle die Lust daran, weiterzuhelfen, so seine Erfahrung.

Im aktuellen Kurs wird in einer Gruppe von acht Personen das Wichtigste rund um das Internet und die Bedienung digitaler Geräte vermittelt. So ist es möglich, auch auf persönliche Bedürfnisse einzugehen.

Im aktuellen Kurs wird in einer Gruppe von acht Personen das Wichtigste rund um das Internet und die Bedienung digitaler Geräte vermittelt. So ist es möglich, auch auf persönliche Bedürfnisse einzugehen. © Foto: Lidia Piechulek

"Ich möchte nicht mehr ganz abgehängt werden", unterstreicht eine Teilnehmerin mit festen Blick. Sie erntet von allen Seiten Zustimmung. Eine Dittenheimerin erzählt, dass vor kurzem ihre Bankfiliale geschlossen habe. Am Telefon erklärte man ihr dann, sie solle nun eben mit dem Online-Banking beginnen.

Für sie, die noch nicht mal einen E-Mailzugang hat, erschien das wie ein unüberwindbares Hindernis. Die Geduld, ihnen von der Pike auf den Umgang mit der Technik beizubringen, hat ihnen bislang niemand entgegengebracht.

Ohne Internet ist man außen vor

Gegenüber ihrem Kursleiter sind sie nun voller Lobesworte. Angefangen hat der aktuelle PC-Kurs im Bürgerhaus bereits im September des vergangenen Jahres. Aufgrund des zweiten Lockdowns war allerdings nach wenigen Terminen erst einmal Schluss.

"Wir werden uns nun bis Weihnachten Zeit nehmen, um alles in Ruhe zu lernen", erklärt Thomas Latteier. Das Ziel ist es, individuell auf die Bedürfnisse aller Kursteilnehmer einzugehen. Diese wollen beispielsweise auch lernen, wie man ein Smartphone bedient. Oder etwas online kaufen kann.


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Durch die Erfahrungen des Lockdowns hat sich die Notwendigkeit, das alles zu lernen, für alle Teilnehmenden herauskristallisiert. Nicht vor Ort kaufen zu können, aber die digitale Variante nicht zu verstehen, war für sie eine schmerzliche Erfahrung.

Nächsten Angebote erst in Weißenburg oder Gunzenhausen

So mussten sie erkennen, dass sie von einem Großteil des aktuellen Horizonts ausgeschlossen sind. Um wie die Jüngeren in allen Bereichen teilhaben zu können, haben sie sich nun aktiv für das Seminar im Bürgerhaus entschieden.

Das Problem: Rund um Treuchtlingen gibt es außer dem laufenden Kurs keine weiteren Angebote für Senioren, die sich in die digitale Welt einarbeiten wollen. Keine kostenlosen - so wie diesen Kurs - aber auch keine bezahlten. Die nächsten Angebote gibt es in Weißenburg oder Gunzenhausen (siehe unten).

Einzelne Teilnehmer haben allerdings geschildert, dass die Kurse andernorts in einem zu schnellen Tempo stattgefunden hätten. Teilweise hängt das wohl auch mit einer höheren Teilnehmerzahl zusammen, die weniger Spielraum für individuelle Fragen lässt. Dort gibt es einen festen Zeitplan mit wenig Kapazitäten für naive Fragen und persönliche Schwerpunkte.

Weitere Kursleiter gesucht

Im Treuchtlinger Bürgerhaus wäre man aufgrund des offensichtlichen Mangels froh über weitere Referenten für PC-Kurse dieser Art. Interessenten sollten Geduld mitbringen und ein breites Grundverständnis für die Abläufe am Computer, führt Thomas Latteier aus. Aber auch die Funktionsweise von Druckern, Scannern, Smartphones und Mail-Programmen sowie der Suchfunktion im Internet sollten geläufig sein.


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Mit weiteren Ehrenamtlichen wäre es möglich, noch mehr PC-Kurse anzubieten und so Senioren zu helfen, in allen Bereichen teilzuhaben. Genügend Laptops und geeignete Lehrräume gäbe es jedenfalls im Bürgerhaus.

Interessenten, die sich vorstellen können, einen weiteren PC-Kurs für Senioren im Bürgerhaus anzubieten, können sich unter Telefon 09142/202992 mit Thomas Latteier in Verbindung setzen. Der aktuelle Kurs findet einmal die Woche für jeweils zwei Stunden statt.


PC-Kurse im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Ein neuer PC-Kurs im Treuchtlinger Bürgerhaus beginnt erst 2022. Ebenso verhält es sich im Mehrgenerationenhaus Pleinfeld. Für die Generation 50+ bietet der Verein "Gunnet" einen Kurs in Gunzenhausen an. Dieser soll im Oktober beginnen und ist auf zwölf Teilnehmer ausgelegt (Anmeldung unter Telefon 09831/5425 oder per Mail an vorstand@gunnet.de). Er findet zehn Mal, einmal pro Monat, statt, und kostet für Nicht-Mitglieder 60, für Mitglieder 30 Euro.

"Wugnet" bietet ab Montag, 2. August, einen viertägigen Kurs für Einsteiger an. Er kostet 60 Euro, Anmeldung unter Telefon 09141/920013 auf dem Anrufbeantworter oder per Mail an schulung@wugnet.de Ein Aufbaukurs beginnt dann am 23. August und läuft ebenfalls vier Tage.

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