Windpark Auernheim: Plötzlich halbes Dorf dagegen

1.10.2016, 06:06 Uhr
Windpark Auernheim: Plötzlich halbes Dorf dagegen

© Archivfoto TK

Bislang waren die Öffentlichkeit, die Initiatoren vor Ort sowie auch die Stadt Treuchtlingen und selbst der Auernheimer Ortssprecher Karlheinz Wölfel davon ausgegangen, dass die überwiegende Mehrheit der Dorfbewohner hinter dem Windparkprojekt stehe, das ja ganz bewusst als Bürgerwindpark angedacht ist.

Wölfel bestätigte das, als er sichtlich bedrückt in der Stadtratssitzung am  Donnerstag (29.9.) darüber berichtete, dass im Ort in den vergangenen Tagen Unterschriften gegen die Windräder gesammelt worden seien. Er, so Wölfel, verstehe überhaupt nicht, dass die Leute nun plötzlich mobil machen. Dazu wäre jahrelang Zeit gewesen, und man hätte sich viel Zeit und Mühe sparen können. Außer einem einzigen Gegner des Projektes, der ursprünglich selber dafür gewesen sei, habe es bislang keine Stimmen im Dorf gegeben, die sich dagegen ausgesprochen hätten.

Tatsächlich gab es in den vergangenen vier Jahren zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, bei denen es Gelegenheit gegeben hätte, Argumente gegen das Projekt vorzubringen. Selbst bei den Bürgerversammlungen schwiegen die Gegner, so es sie denn damals schon gab – bis auf einen einzigen.

Am Donnerstagnachmittag hatten die Windparkgegner nun mit Landrat Gerhard Wägemann einen Übergabetermin vereinbart, zu dem auch die Presse eingeladen worden war. Vor Ort wollten die Unterschriftensammler dann allerdings keinerlei Aussagen treffen und auch nicht auf ein Presse­foto und suchten schleunigst das Weite. Einzig eine junge Frau stand dann doch noch Rede und Antwort.

Woher kommt die Angst im Dorf?

Auf die Frage, wo der plötzliche Protest herkomme, meinte sie, dass es schon lange Gegner des Projektes im Dorf gebe, diese sich aber wohl nicht getraut hätten, ihre Meinung offen kund zu tun. Auf die Frage, worin diese Angst begründet sei, kam die auf den ersten Blick verwirrende Antwort, dass die Bürger Angst hätten, von der Bank kein Geld mehr zu erhalten oder in der Wirtschaft kein Bier. Sinn machen diese Aussagen nur, wenn man weiß, dass in der Initiativgruppe für den Bürgerwindpark ein Bankchef maßgeblich beteiligt ist und auch der Dorfwirt dabei ist – alles auf ehrenamtlicher Basis.

Man befürchte einfach Repressalien, so die Aussage, weshalb auch der eine oder andere sich von der Unterschriftenliste im Nachhinein wieder habe streichen lassen.

Des Weiteren seien die Kritiker der Meinung, dass das Projekt eh nicht rentabel sei und erst einmal die Degersheimer Windräder ausgelastet werden sollten, bevor neue gebaut werden. Außerdem sei die Öffentlichkeit die ganze Zeit über nicht ausreichend über das Projekt informiert und beteiligt worden.

Insgesamt haben knapp 160 Bürger auf der Unterschriftenliste gegen das Windparkprojekt unterschrieben. Damit dürfte rund die Hälfte der Einwohner Auernheims repräsentiert sein.

Für die Initiatoren des Windparks dürfte der plötzliche Widerstand im Dorf aus mehrerlei Hinsicht verheerend sein. Denn mit diesem deutlichen Zeichen kann man aus dem Bürgerwindpark nun das Wort „Bürger“ ein gutes Stück streichen. Und es wird sich sicher die Frage stellen, ob das Ganze zumindest in dieser Aufstellung noch Sinn macht. Des Weiteren treten offenbar im Dorf schwelende Konflikte zutage, die wohl dringend gelöst werden müssen. Wenn selbst der Ortssprecher von dem Widerstand nichts wusste, lässt das tief blicken.

Rein formal haben die Unterschriften keinerlei rechtliche Wirkung. Ein Genehmigungsverfahren wie bei diesem Windpark ist ein Verwaltungsvorgang, der mit einer Genehmigung endet oder abgelehnt wird.

In der Stadtratssitzung erklärte Bürgermeister Werner Baum nach der Schilderung Wölfels seine Enttäuschung. Der Vorwurf, die Öffentlichkeit sei nicht beteiligt worden, stimme nicht. In allen Bürgerversammlungen der vergangenen Jahre sei der Windpark Thema gewesen. Die Stadt habe erreicht, dass es ein Bürgerprojekt werde. Man wollte damit ein Modellprojekt schaffen. „Das wird uns jetzt versaubeutelt.“ Baum ist der Meinung, dass – falls das Projekt stirbt – in der Folge sicher trotzdem das eine oder andere Windrad gebaut werde – dann aber sicher nicht als Bürgerwindrad.

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