660 Millionen im Jahr: Army spült in Bayern Geld in die Kassen

14.6.2020, 05:41 Uhr
660 Millionen im Jahr: Army spült in Bayern Geld in die Kassen

© Foto: Gerald Morgenstern

Die Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, 9500 US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen, lassen unter anderem viele Menschen in der Metropolregion Nürnberg aufhorchen. Rund 15 000 US-Soldaten sind in Bayern stationiert, die US-Armee und die Truppenübungsplätze in der Oberpfalz zählen zu den bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren in der Region.

Auf 660 Millionen Euro beziffert die US-Armee aktuell den jährlichen "Economic-Impact", also die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen vor Ort. Löhne und Gehälter für Beschäftigte, Baumaßnahmen, Gelder für Aufträge und Versorgung, Mieten für Wohnungen und die privaten Ausgaben der Amerikaner fließen in diese Zahlen ein, die sich auf das US- Haushaltsjahr 2018 beziehen. Und die aktuellen Zahlen und die Stellenangebote, deuten eher auf einen Auf- statt Abbau hin.

Seit 75 Jahren wird die US-Armee als Arbeitgeber geschätzt. Sogar während der Einschränkungen durch das Coronavirus zeigte sie sich als stabiler und großzügiger Arbeitgeber. Zum Schutz der Mitarbeiter, Soldaten und Familien wurde Kurzarbeit, Homeoffice, Rufbereitschaft und wechselnde Anwesenheit an den Arbeitsplätzen ohne finanzielle Einbußen praktiziert. Das Leben und Arbeiten in den US-Standorten passte sich den bayerischen Auflagen an.

Rund 3300 deutsche Arbeitnehmer

Rund 3300 deutsche Arbeitnehmer sind in den Standorten Grafenwöhr, Vilseck, Hohenfels und Garmisch in der US-Armee-Garnison (USAG) Bavaria beschäftigt. Hauptsitz der USAG Bavaria ist Grafenwöhr; dort und in Vilseck liegt auch der Schwerpunkt der Beschäftigten und der stationierten US-Soldaten.

Zu den 3300 Personen zählen neben den Mitarbeitern des US-Militärs auch die der Versorgungsgesellschaften AAFES – sie betreiben die Ladengeschäfte auf den US-Standorten und teilweise die der zusätzlichen Vertragsfirmen. Es gibt noch Hunderte deutsche und amerikanische Arbeitsstellen bei weiteren zivilen Vertragsfirmen. Die Lohn- und Gehaltszahlungen für die deutschen Arbeitnehmer belaufen sich gemäß den Zahlen vom Oktober 2018 auf jährlich 176,9 Millionen Euro.


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Die Zahlungen erfolgen vollständig aus Mitteln des US-Verteidigungshaushalts, und es werden weiterhin deutsche Mitarbeiter gesucht. Auf der Webseite des Personalbüros, der U.S. Army Civilian Human Resources Agency Europe Region, sind derzeit etwa 140 zusätzliche Stellen ausgeschrieben. Erst 2015 legte die US-Armee ein neues Ausbildungsprogramm auf. Von 1998 bis 2011 lief das alte Programm, bei dem 88 Auszubildende die Ausbildung abgeschlossen haben, davon wurden 73 von der US-Armee weiterbeschäftigt.

106 Millionen Euro wenden die US-Armee und die in der Region stationierten Soldaten für Miete und für andere Aufwendungen für den Unterhalt von angemieteten Häusern und Wohnungen auf. Derzeit leben zirka 18 500 amerikanische Soldaten und Zivilisten "off-post", das heißt außerhalb des Kasernengeländes in US- Wohnsiedlungen. Zusätzlich werden etwa 2000 Wohnungen auf dem privaten Markt kurzfristig angemietet.

Dienstleister florieren

Die privaten Ausgaben der US-Soldaten und ihrer Familien in der US-Armee Garnison Bavaria werden auf 103,8 Millionen Euro geschätzt. Trotz einer eigenen Versorgung in der Kaserne profitieren Souvenir-, Lebensmittel- und Bekleidungsgeschäfte, Friseure, Taxiunternehmer und andere Dienstleister. Die Gastronomie und das Hotelgewerbe florieren, zudem besuchen die Amerikaner gerne die vielen Feste und Veranstaltungen in ihrem Gastgeberland.

Zahlreiche Autoverkäufer bieten vor den Kasernentoren US-Versionen der verschiedensten Marken an. Die Ausgaben der täglich mehreren Hundert Besucher, die dienstlich auf den Truppenübungsplätzen zu tun haben und dann oft die deutsche Infrastruktur mitnutzen, sind in den genannten Zahlen nicht eingeschlossen.

Im US-Haushaltsjahr 2018 wurden 283,1 Millionen Euro für Bauaufträge, Instandhaltungsmaßnahmen, Serviceleistungen und die medizinische Versorgung in der Garnison ausgegeben. Momentan laufen Baumaßnahmen für etwa 120 Millionen US-Dollar, für die nächsten Jahre sind Projekte für etwa 400 Millionen US-Dollar in Planung.

Gerade in den vergangenen Jahren hat die US-Armee viel den Standort Grafenwöhr investiert. Nach Ansicht von vielen Experten ist es deshalb der modernste Truppenübungsplatz weltweit. Angesichts dessen halten sie es für militärisch wenig sinnvoll, einen Teil der dort stationierten Soldaten abzuziehen.

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