Bamberg: Gemütliches Trinken oder schon "Sauftourismus"?
19.6.2019, 16:28 UhrBier hat in Bamberg seine besondere Bedeutung und Geschichte. So gilt die Stadt an der Regnitz unter Kennern als die wahre Hauptstadt des Bieres. Einheimische und Gäste gehen gerne auf die Keller, in Brauereiwirtschaften oder auch in die einschlägigen Kneipenstraßen. Sie vergnügen sich bei Bier, Wein und Cocktails. Geselliges und moderates Trinken steht dabei übermäßigem Alkoholkonsum und "Sauftourismus" gegenüber. Letztgenannter Aspekt stellt gerade jetzt im Sommer ein Problem dar.
Es sind wohl nicht nur die Touristen, die sich in Gegenden wie der Sandstraße bei hohem Alkoholkonsum nicht benehmen. Auch Einheimische schlagen über die Stränge. Egal ob diese oder jene – Resultate sind Ruhestörung, Verunreinigung und Belästigung. Liegt es an den Wirten, dem breiten Alkoholangebot und den langen Öffnungszeiten, dass Phänomene, wie diese, ausufern? Oder an den immer höher werdenden Tourismusströmen, die Bamberg auch als eine Stadt besuchen, in der man gut trinken kann?
Gesucht wird krampfhaft nach dem Schuldigen. Herhalten müssen nicht nur die Wirte, sondern auch der Tourismus- und Kongress-Service (TKS), der unter anderem mit Biertourismus–Angeboten wirbt. Tourismusdirektor Andreas Christel wehrt sich gegen die Anschuldigungen. Bei diesen Führungen gehe es nicht um übermäßigen Konsum, sondern um Genuss, entgegnet er.
Ein Stadtführer äußert sich
Erik Berkenkamp, der stadtbekannte Geschichtenerzähler, führt selbst Bierverkostungen samt Biertouren durch. Er sieht diese Angelegenheit so: "Auf unseren Bierveranstaltungen präsentiere ich aus der fränkischen Biervielfalt im Schnitt zehn Biere in Verkostungsgrößen von 0,1 Liter. Mehr als zwei Seidla werden also in den drei bis vier Stunden nicht getrunken. Die Teilnehmer lernen ungewöhnliche fränkische Biere kennen.
Dass auch hier Biere mit schokoladigen oder floralen Aromen gebraut werden, streng nach dem Reinheitsgebot, wird immer wieder mit Erstaunen und Begeisterung wahrgenommen. Wir propagieren den Genuss-Tourismus."
Die Attraktivität der Welterbestadt
Im Endeffekt sind die oben beschriebenen Erscheinungen Zeichen der sich wandelnden Zeit. Vergnügungssucht spielt dabei genauso eine Rolle wie die steigende Zahl der Touristen. Außerdem zieht es Jahr für Jahr immer mehr Menschen in gastronomische Einrichtungen samt ihrer Außenflächen. Cafés und Kneipen stellen bereits beim ersten Sonnenstrahl Tische auf die Straße. Insbesondere in Bamberg, denn die Domstadt ist eben schön und man kann hier wunderbar Abende auf Kellern & Co. verbringen. Schließlich ist das Lebensqualität, und zwar eine sehr hohe. Mit etwas Vernunft könnte diese Lebensqualität erhalten bleiben.
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