Bayern-Boom: Bevölkerung im Freistaat wächst rasant

6.1.2020, 05:27 Uhr
In Mittelfranken weist die Stadt Fürth (+7,9 Prozent) das mit Abstand größte Bevölkerungswachstum auf.

© Winckler In Mittelfranken weist die Stadt Fürth (+7,9 Prozent) das mit Abstand größte Bevölkerungswachstum auf.

Die Kurve zeigt weiterhin deutlich nach oben. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre ist die Bevölkerung im Freistaat um knapp 146.000 Menschen gewachsen, was der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Regensburg entspricht. Das ist auch für einen wirtschaftlich starken Flächenstaat wie Bayern eine gewaltige Herausforderung, zumal sich die Zuwächse relativ ungleich auf die verschiedenen Regionen verteilen.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach denn auch von einem "Wachstum, das in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss", als er im Bayerischen Landesamt für Statistik die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat bis zum Jahr 2038 vorstellte. In vielen Bereichen wie Wohnen und Verkehr stoße man in manchen Regionen inzwischen an die Grenzen, zumal sich auch die Altersstruktur der Menschen in Bayern in den kommenden 20 Jahren merklich verändern wird.

Bayernweit wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung in diesem Zeitraum um zwei Jahre, von heute 43,8 auf 45,9 im Jahr 2038 steigen. Bleibt der Anteil der unter 20-Jährigen angesichts der zuletzt wieder kräftig gestiegenen Geburtenzahlen mit 18,6 Prozent in etwa auf dem Niveau von heute, so wird in zwei Jahrzehnten mehr als ein Viertel der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein. Aktuell liegt dieser Anteil nur bei einem Fünftel.

1,6 Millionen Menschen in München

Und auch angesichts der wachsenden regionalen Ungleichheiten wird sich die Politik gewaltig anstrengen müssen, um eine vernünftige Balance zu finden. So wird vor allem die Metropolregion München aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke auch in Zukunft eine enorme Sogwirkung entfalten. 2038 wird die Landeshauptstadt voraussichtlich etwa 1,6 Millionen Einwohner haben und damit rund 136.000 Personen mehr als 2018.

Die stärksten Zuwächse werden entsprechend in den angrenzenden Landkreisen Dachau mit einem Plus von 12,4 Prozent und Ebersberg (12,3 Prozent) erwartet. Alles in allem soll Bayerns bevölkerungsmäßig mit Abstand größter Regierungsbezirk laut der Prognosen bis zum Stichjahr 2038 um 8,0 Prozent wachsen.

Ganz andere Zahlen haben die in Fürth sitzenden Statistik-Experten aber zum Beispiel für den Landkreis Kronach errechnet. Für den nördlichsten Zipfel von Oberfranken prognostizieren sie einen Bevölkerungsrückgang von 11,8 Prozent. Immerhin: Bei der Vorausberechnung vor zehn Jahren war das Landesamt noch von einem Minus von 15,4 Prozent für die an Thüringen angrenzende Region bis zum Jahr 2028 ausgegangen.

Arbeitsmigration als Ursache

"Es ist anders gekommen, was vor allem mit der enormen Zuwanderung zusammenhängt", erklärte Herrmann. Seit vielen Jahren kommen erheblich mehr Menschen in den Freistaat als wegziehen.

Diese Wanderungsgewinne erziele Bayern sowohl gegenüber den anderen Bundesländern als auch gegenüber dem Ausland – und da vor allem aus anderen europäischen Nationen. "Die Zuwanderung in den vergangenen zehn Jahren wurde nicht dominiert vom Flüchtlingsgeschehen", betonte der Innenminister, und Thomas Gößl, der Präsident des Landesamtes für Statistik, legt Wert auf die Tatsache, dass auch in den kommenden 20 Jahren die Zuwanderung in den Freistaat durch Arbeitsmigration und nicht durch Fluchtmigration geprägt werde.

Verluste in Unter- und Oberfranken

Und obwohl die Geburtenzahl in Bayern 2018 die höchste seit 1997 war, zeigt die Prognose, dass die Bevölkerungszahl im Freistaat ohne diesen Zuzug von Menschen aus anderen Ländern schrumpfen würde: Bis zum Jahr 2038 immerhin um rund vier Prozent.

So aber dürften neben Oberbayern auch die Regierungsbezirke Schwaben (+5,1 Prozent), Niederbayern (+4,3 Prozent), Mittelfranken (+2,5 Prozent) und die Oberpfalz (+1,8 Prozent) von einem spürbaren Bevölkerungswachstum profitieren, während Unterfranken (-1,8 Prozent) und Oberfranken (-4,0 Prozent) Bevölkerungsverluste erwarten müssen – wobei es auch hier wieder regionale Unterschiede gibt. So sollen etwa die Landkreise Forchheim und Bamberg sogar noch ein Wachstum verzeichnen können.

Fürth wächst am stärksten

In Mittelfranken weisen die Städte Fürth (+7,9 Prozent) und Schwabach (+5,6) das mit Abstand größte Bevölkerungswachstum auf. Eine eher konstante Bevölkerungsentwicklung werden Nürnberg und Erlangen mit einem Plus von 2,4 und 1,9 Prozent erwarten können. Ebenso der Landkreis Fürth, für den sogar ein kleines Minus von 0,3 Prozent errechnet wurde – übrigens der niedrigste Wert im Regierungsbezirk. Insgesamt soll die Einwohnerzahl Mittelfrankens um etwa 45.000 auf 1,82 Millionen Menschen im Jahr 2038 steigen.


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"Damit die ländlichen Regionen für junge Menschen attraktiv werden beziehungsweise bleiben, müssen sie nicht nur ausreichend bezahlbaren Wohnraum bieten", betonte Herrmann. Es müssten auch dort attraktive Arbeitsplätze geschaffen sowie eine gute Infrastruktur insbesondere in den Bereichen Verkehr, Internet, Kinderbetreuung, Bildung und Gesundheit aufgebaut werden.

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