Franke spendete Knochenmark an junge Amerikanerin - jetzt ist die Frau wieder gesund

17.2.2020, 15:56 Uhr
Franke spendete Knochenmark an junge Amerikanerin - jetzt ist die Frau wieder gesund

© Foto: Ralf Münch

"Ich habe früher in Pottenstein Fußball gespielt", erzählt Wohlfahrt. "Da war mal eine Typisierungsaktion vor 20 Jahren." An der haben er und seine Kameraden teilgenommen. Damals lief das noch über eine Blutentnahme, heute genügt ein Wangenabstrich. Er habe dann jahrelang nichts mehr davon gehört.

Franke spendet Knochenmark: "Gab überhaupt keine Überlegung"

Bis kurz vor Weihnachten 2008. "Ich war gerade mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter im Rotmaincenter in Bayreuth einkaufen", erinnert sich Wohlfahrt. Da bekam er einen Anruf von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Er käme als Spender in Frage und solle sich möglichst sofort entscheiden, ob er dafür zur Verfügung stehe.

Er sei für eine junge Amerikanerin bereits der dritte potenzielle Spender, zwei andere seien kurzfristig ausgefallen, das Immunsystem bei der möglichen Empfängerin sei bereits heruntergefahren worden, es müsse schnell gehen. "Ich hatte nie darüber nachgedacht, ob ich mal gefragt werde, und für mich war es überhaupt keine Überlegung. Klar, habe ich zugesagt", so Wohlfahrt.

Schon ein paar Tage später hatte er einen Termin im Nürnberger Klinikum Nord zur Vorsorgeuntersuchung. Es wurde ein Vollcheck gemacht, EKG, die Lungenfunktion getestet, 15 Ampullen Blut abgenommen.

DKMS rief an Weihnachten an - und dann musste es schnell gehen

Am nächsten Tag bekam er von der DKMS einen Anruf, dass das genommene Blut nicht ausreiche, ein Expressfahrer würde leere Ampullen bringen, und der Hausarzt dann noch mal welches abnehmen. "Das war an Heilig Abend und alles eng getaktet", erinnert sich Wohlfahrt.

Für den 8. Januar war dann der Termin für die Knochenmark-Entnahme in Nürnberg. Einen Tag vorher hatte ihn sein Vater Manfred ins Klinikum gefahren. "Ich war eigentlich völlig relaxed", sagt Wohlfahrt, Angst hatte er keine. Seine Mutter Elisabeth war schon ein bisschen aufgeregt. Wie bei einer Operation üblich, musste der Waischenfelder seit dem Vorabend nüchtern sein, der Eingriff selbst war vormittags angesetzt.

"Das Ganze hat dann rund eine Viertelstunde gedauert", berichtet Wohlfahrt. Aus dem rechten hinteren Hüftknochen wurde das Knochenmark mit einer großen Spritze entnommen. Das hat alles gut geklappt, nur die Narkose hat Wohlfahrt nicht vertragen. "Aber das ist jedes Mal so", berichtet der Familienvater.

Wohlfahrt wusste nicht, wohin seine Spende ging - bis er einen Brief bekam

Auf die Entnahmestelle hat er ein Pflaster bekommen. Am nächsten Tag hat ihn sein Vater wieder abgeholt. Er war dann noch zwei Wochen krank geschrieben. "So lange etwa dauert es, bis sich das Knochenmark wieder nachgebildet hat", erklärt der 41-Jährige.

Die Spende war anonym, Wohlfahrt wusste nur, dass sie in die USA gehen wird. Ein gutes Jahr später hat er einen Brief von der DKMS bekommen, dass die Empfängerin seine Spende gut vertragen habe und es ihr inzwischen wieder gut gehe. Wieder ein Jahr später erhielt er einen weiteren Brief. "Sie ist lebhaft und hat guten Appetit", stand darin. Noch einmal ein Jahr später hat Wohlfahrt bei der DKMS schließlich nach dem Namen der Empfängerin gefragt und kurz darauf die Kontaktdaten der jungen Frau – Tashia Navarro aus Oregon an der Pazifikküste – bekommen.

Über Facebook hat Bernd Wohlfahrt dann zu ihr Kontakt aufgenommen. Sie hat sich bei ihm bedankt, sie schreiben sich immer mal wieder. Im vergangenen Dezember hat sie ihn gebeten, ihm den Schriftzug "alive" (Am Leben) zu schicken. Sie wolle ihn sich auf den Unterarm tätowieren lassen.

Warum brauchte Tashia Navarro eine Knochenmarkspende? "Als ich elf Jahre alt war, wurde bei mir eine aplastische Anämie diagnostiziert. In diesem Fall produziert das Knochenmark keine Blutplättchen oder roten oder weißen Blutkörperchen", erzählt die 24-Jährige, die jetzt in der Verwaltung eines Krankenhauses arbeitet. Nach mehreren fehlgeschlagenen Behandlungen sei eine Knochenmarktransplantation ihre einzige Überlebenschance gewesen.

Ein Tattoo zum Jubiläum

Navarros Dankbarkeit gegenüber Bernd Wohlfahrt ist groß: "Er war auf der anderen Seite der Welt und wusste nichts über mich, war aber bereit zu helfen. Er hat mir das Leben gerettet." An ihrem elfjährigen "Transplantationsjubiläum" habe sie sich zu dem Tattoo "alive" entschieden.

Wollen sie sich mal treffen? "Ja", sagen Tashia Navarro und Bernd Wohlfahrt übereinstimmend. Sie sind zuversichtlich, dass es mal klappen wird. Schließlich sind sie ja jetzt genetische Geschwister.

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