Schmücken & Helfen

NN-Aktion erreichte rund 150 Familien, Rentner und Kranke

26.12.2021, 13:31 Uhr
NN-Aktion erreichte rund 150 Familien, Rentner und Kranke

© Foto: Karen Görner-Gütling

Thomas Knauber, der "Schmücken & Helfen" leitet, hatte zum Beispiel einen Mann besucht – schon über 60 Jahre alt –, der an einer seltenen, kaum erforschten Krankheit leidet. "Ich muss mir selber helfen", sagt er. "Ich sitze am Computer, ich weiß nicht, wie viele Stunden im letzten Jahr. Über Tausend. Ich google weltweit, soweit es englischsprachig geht. Es ist wie die Quadratur des Kreises, fast nicht lösbar. Aber ich hab‘ eine Spur." Sein langes Suchen brachte ihm so viele Erkenntnisse, dass er inzwischen auch anderen helfen kann. "Das tröstet."

Stärke und Geduld

Im nächsten Fall half die NN-Aktion einer Familie mit einer geistig und körperlich behinderten Tochter. Für sie war das Jahr sehr kritisch, weil die Ärzte bei dieser jungen Frau eine brutale Diagnose gestellt hatten: zu schwache Muskeln, entzündete Sehnen, also am Besten operieren – und dann in den Rollstuhl.

Die Mutter weigerte sich. Sie ging von Arzt zu Arzt. "Ich hab ein großes Herz und viel Kampfgeist. Man braucht Stärke, Geduld und Menschenverstand, dann sieht man, was durchsetzbar ist", sagt die Frau. Ihre Odyssee war eine enorme Anstrengung. "Ohne den Herrgott, ohne Glauben, ohne eine tiefe Überzeugung hätte ich das nicht durchgehalten. Man ist nur noch verrückt und fragt sich: Wie kann ich meinen Kopf klar kriegen?"


Wie wertvoll die NN-Aktion "Schmücken und Helfen" ist


Am Ende stand ein guter Ausgang: "Sie hat Abwehr. Sie hat überlebt. Und wir trainieren jetzt ihre Muskeln. Sie kann im Haus gehen. Sie war bei 42 Kilo und hat nichts mehr gegessen, aber das wird wieder."

Die Spenden unterstützen auch eine junge Frau, die vor einigen Jahren vergewaltigt wurde und seitdem innerlich wie gelähmt war, sich abschloss. Sie musste ihre Arbeit aufgeben und lebte trotz Therapie immer wie bedrückt. Aber heuer erreichte sie einen Wendepunkt: Sie traut sich wieder das Arbeiten zu und selbstständiges Wohnen. "Meine Therapeutin hilft mir bei der Wohnungssuche", berichtet sie.

Der nächste Besuch galt einer jungen Frau, die von heute auf morgen in die Grundsicherung kam – wegen 80 Prozent Schwerbehinderung. Schuld ist eine Immunerkrankung. Das Gespräch mit ihr vergisst Thomas Knauber nicht. Sie umriss ihre Lage ganz kurz: Ein lebenswichtiges Organ war betroffen und die Psyche mit. "Es ging relativ schnell. Dann kam die Therapie, dazu Medikamente, aber das ist zu schwach. Wenn jetzt zum Beispiel die Sonne zu heiß wird, halte ich das nicht aus. Oder wenn ich mal Durchfall hab‘, leide ich eine ganze Woche. Mach‘ ich im Garten was zu lang – drei Stunden, muss ich das drei Tage büßen. Der Kopf will, aber der Körper sagt: Stopp."

Sie müsse sich immer bremsen und auf ihre Ernährung achten, "auch die Psyche freihalten". Und rechnen, weil die 450 Euro im Monat schnell weg sind. "Geh ich einmal ins Bad, ist das schon eine Ausgabe." Sie hat viel Zeit, über die Welt nachzudenken. "Es geht uns zu gut mittlerweile. Das hab ich im Krankenhaus gelernt. Das wird nicht mehr wertgeschätzt." Ähnliches sagt eine ältere Dame, deren Sohn wegen einer zu spät erkannten Erkrankung früh gestorben ist: "Man sollte sich viel mehr Gedanken machen." Sie verbrachte Weihnachten allein und wird an Silvester allein sein: "Es ist schwer, das auszuhalten."

Thomas Knauber brachte auch einem älteren Mann eine Spende, der in die Obdachlosigkeit geraten ist. Wie kann das passieren, aus einem kleinen Dorf mitten in der Fränkischen Schweiz heraus? Der Mann war immer fleißig gewesen, hatte Nebenjobs und kam gut zurecht. Aber dann starb seine Frau. Und Verwandte, bei denen er eine Wohnung hatte, verkauften ihr Haus. Auf seine Tochter, die krank in einem Pflegeheim lebt, kann er nicht setzen. So wandte er sich an die Caritas und ans Pfarrbüro der nächsten Stadt. Die haben für solche Fälle eine kleine Wohnung. "Da bin ich jetzt. Ich schlafe mit der Matratze auf dem Fußboden. Ich bräuchte eine Waschmaschine. Und eine eigene Wohnung."

INFO: Wenn Sie auch für "Schmücken & Helfen" spenden möchten, können Sie das noch bis Mitte Januar direkt bei Schreibwaren Löhr an der Hauptstraße 59 tun. Jeder, der mehr als 2,50 Euro gibt, darf eine von ihm signierte Kugel am NN-Christbaum aufhängen. Oder Sie überweisen an "Freude für Alle", Konto DE 62 7735 0110 0038 0645 72 bei der Sparkasse. Für eine Quittung bitte die Adresse vermerken. Wenn es anonym sein soll, auch.

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