Juragruppe

Zoff um Zahlungen für sauberes Trinkwasser

23.6.2021, 09:00 Uhr
Zoff um Zahlungen für sauberes Trinkwasser

© Foto: Andy Conrad

Dieser bezeichnete die seit 1987 laufenden Ausgleichszahlungen an Landwirte als "Schutzgeld an die Grundwasserverschmutzer" und machte sogar "mafiöse Strukturen" aus. Mit den Zahlungen – bisher rund 1,5 Millionen Euro – solle erreicht werden, dass die Landwirte das Grundwasser "etwas weniger" verschmutzen.

Vorwürfe wie diese wurden vom Geschäftsführer der Juragruppe, Hans Hümmer, "entschieden" zurückgewiesen. Auf NN-Anfrage erklärte Hümmer: "Die Zahlungen an Landwirte wegen Bewirtschaftungseinschränkungen im Wasserschutzgebiet beruhen auf gesetzlicher Grundlage" sowie "rechtlich geprüfter und mit der Land- und Wasserwirtschaftsverwaltung abgestimmter Kooperationsvereinbarungen".


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Der Geschäftsführer fügte hinzu: "Eine Doppelförderung ist in unseren Verträgen ausgeschlossen. Für uns sind die Landwirte, mit denen wir kooperieren, Partner und mit Trinkwasserqualitätsbewahrer."

Hier machte aber auch Wasserkritiker Zschuppe deutlich: "Ich habe nichts gegen Landwirte." Wohl aber gegen die auch von ihm beobachtete Praxis, mit Druckfässern Gülle "hoch in die Luft" auszubringen. Das stelle eindeutig eine Umweltbelastung dar. "Diese Gülleeinbringung ist nicht akzeptabel", sagte der Wasserkritiker weiter. Er befürchtet: "Den Schaden tragen nachfolgende Generationen".

Freilich beruhe das Ausbringen von Gülle auf einer historischen, bäuerlichen Tradition. "Das waren damals lächerliche Mengen". Diese Belastung für das Grundwasser habe aber in der heutigen Zeit wegen der "Riesenviehbestände" eindeutig zugenommen.

Weiterer Kritikpunkt: die "Umwidmung" eines Teils der Wasserbeiträge von Kunden für solche "Ausgleichszahlungen". Zschuppe bezweifelt, dass es dafür eine ausreichende gesetzliche Grundlage gebe.

Auf Seite der Juragruppe hält man solche Aussagen für absolut nicht stichhaltig, betont Hümmer. "Aus unserer Sicht ein krasser Einzelfall, der in einer über 40-jährigen Tätigkeit des Verbandsvorsitzenden Manfred Thümmler und einer über 30-jährigen Tätigkeit des Werkleiters Hans Hümmer für die Juragruppe so noch nicht auftrat."

"Keinerlei Aufbereitung"

Natürlich gebe es "immer interessierte Bürger und Bürgerinnen, denen die Ausgleichs- und Prämienzahlungen im Einzelfall erläutert werden müssen". Aber "die überwiegende Mehrheit" könne das sehr gut nachvollziehen und sei dankbar, "ein Naturprodukt geliefert zu bekommen, das von Menschenhand nicht berührt wird, keinerlei Aufbereitung erfährt und allen Parametern der Trinkwasserverordnung entsprechend so aus dem Wasserhahn fließt."

Der Geschäftsführer weiß von Beispielen anderer bayerischer Wasserversorger, wo bis zu "35 Cent pro Kubikmeter Wasser" für technische Aufbereitungsmaßnahmen des Trinkwassers aufgewendet werden müssten. Im Versorgungsgebiet der Pegnitzer Juragruppe sei das mitnichten der Fall.


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Nicht ohne ein Quäntchen Stolz zitierte Hümmer das bayerische Umweltministerium. Dieses habe die Juragruppe als "Juwel im Trinkwasserschutz der bayerischen Wasserversorger" bezeichnet.

Von offizieller Stelle würden Leistungen zum Trinkwasserschutz sehr wohl gewürdigt, sagt der Geschäftsführer. "Die Behörden sind froh, wenn die Wasserversorger vorsorgenden Trinkwasserschutz auch auf freiwilliger Basis betreiben." Denn das führe zu weniger Verstößen gegen die geltenden Regelungen und entsprechend "weniger Verwaltungs- und Sanktionsaufwand".

Für Politiker gelte dasselbe wie für alle Bürger: "Die überwiegende Mehrheit ist froh und dankbar, dass die Juragruppe diesen vorbeugenden Trinkwasserschutz tätigt."

Bereits frühzeitig habe man bei der Juragruppe "die Zeichen der Zeit" erkannt. Wörtlich erklärte der Wasserfachmann: "Das Vorsorgeprinzip konsequent umzusetzen ist für Wasserversorgungen gerade aufgrund des Klimawandels unerlässlich."

Nicht vergleichbar

Der bisher geleistete absolute finanzielle Betrag hänge jedoch von vielen Faktoren ab und könne "nicht direkt mit den Zahlungen anderer Wasserversorger verglichen werden". Je nach den aktuellen Messwerten im Trinkwasser, den hydrogeologischen Bedingungen und der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe, ergäben sich unterschiedliche Hektarbeträge.

Besonders wehrt sich der Juragruppen-Geschäftsführer gegen den Vorwurf der "mafiösen Strukturen". Hümmer: "Das ist mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen, sofern es nicht in einen offenen Informationsaustausch mündet. Im Wiederholungsfall sollte eine Unterlassungsklage erwogen werden." Doch dafür ist es wohl noch lange nicht soweit.

Gerade an den aktuellen Hitzetagen freuen sich viele Verbraucher auf kühles, absolut sauberes Trinkwasser aus der Leitung.

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