Eckental: Rollstuhlfahrerin sucht neue Bleibe

17.2.2015, 19:33 Uhr
Eckental: Rollstuhlfahrerin sucht neue Bleibe

© privat

Wenn Tina Jahns aus ihrem Wohnzimmerfenster in Illhof bei Eckental im Landkreis Erlangen-Höchstadt schaut, sieht sie ihre beiden Pferde auf der Koppel grasen. Ihre Arbeitsstelle als Qualitätsmanagerin in einem ambulanten Pflegedienst ist nur wenige Kilometer entfernt. Für die schwerbehinderte Frau, die an einer angeborenen Spinalen Muskelathrophie (SMA) leidet, ist das Zweifamilienhaus, in dem sie seit dreieinhalb Jahren lebt, die „perfekte Wohnung“.

Doch das ist bald vorbei. Die Vermieterin schickte Jahns und ihrem Mitbewohner Daniel Karpe Ende vergangenen Jahres die Kündigung. Ein schwerer Schlag für die 30-jährige Rollstuhlfahrerin. Besitzt sie doch zwei Pferde, zwei Hunde und zwei Katzen, die im Haus und den angrenzenden Stallungen gut untergebracht sind. Die Tiere bedeuten der zierlichen Dunkelhaarigen alles. Vor allem ihre Stute Lavinia, die sie mit einem Spezialsattel reitet, aber nicht ohne Hilfe streicheln kann.

Jahns weiß, dass sie es auf einen langen Rechtsstreit ankommen lassen könnte und gute Aussichten auf Erfolg hätte. „Aber das will ich nicht. Wir wohnen mit der Vermieterin unter einem Dach und die Situation ist sehr belastend.“ Die studierte Sozialpädagogin muss bis zum 30. Juni aus ihrer derzeitigen Bleibe ausgezogen sein. Sie wünscht sich ein Häuschen oder eine Wohnung im Erdgeschoss auf einem Bauernhof, wo sie ihre Vierbeiner unterbringen kann. „Das Wichtigste sind mir die Tiere. Auf ihre Nähe kann ich nicht verzichten, sie geben mir Kraft“, sagt Jahns.

Über das soziale Netzwerk Facebook hat die Qualitätsmanagerin bereits auf ihre Notlage aufmerksam gemacht. Über 6000-mal wurde ihr Hilferuf geteilt, sie bekam Dutzende von Nachrichten. Doch bislang ohne Erfolg. Deshalb entschied sich Jahns es mit einer speziellen Plattform bei einer Internet-Immobiliensuchmaschine zu versuchen. Das Unternehmen unterhält eine kostenfreie Plattform für Menschen in Wohnungsnot mit speziellen Bedürfnissen.

Jahns hofft sehnlichst, dass sich dort bald jemand meldet, der ein neues Zuhause für sie und ihren Kleinzoo zu vermieten hat.

Das neue Heim sollte rund 30 Kilometer im Umkreis von Schnaittach im Landkreis Nürnberger Land liegen, damit die Anreise zur Arbeit für die Rollstuhlfahrerin nicht zu weit wird.

Es muss nicht komplett barrierefrei sein. Denn Jahns benötigt für alles, was mit Bewegung zu tun hat, Hilfe. Daniel Karpe, ihr Mitbewohner, ist gleichzeitig auch ihr Assistent. Er unterstützt sie im Alltag.

Trotz ihrer misslichen Lage blickt Jahns optimistisch nach vorne: „Erst bei vollem Gegenwind entfalten sich meine Flügel gänzlich“, sagt sie und die blauen Augen dieser lebenslustigen Powerfrau blitzen.

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