Kommunalwahl

Auch die Kleinen schicken in Erlangen ihre Kandidaten ins Rennen

9.3.2020, 12:27 Uhr
Nicht nur die großen, etablierten Parteien schicken ihre Kandidaten ins Rennen. Auch die kleineren sind dabei.

© Bernd Böhner Nicht nur die großen, etablierten Parteien schicken ihre Kandidaten ins Rennen. Auch die kleineren sind dabei.

Denn auch wenn viele Beobachter von einer Stichwahl zwischen Janik und Jörg Volleth (CSU) bzw. Susanne Lender-Cassens (Grüne) ausgehen, sind die vier weiteren OB-Bewerber doch in den vergangenen Wochen auch sehr selbstbewusst aufgetreten. OB zu werden, können sie sich (fast) alle — mehr oder weniger — vorstellen: Joachim Jarosch (ÖDP), Anette Wirth-Hücking (FWG) und Johannes Pöhlmann (Erlanger Linke).

Anette Wirth-Hücking

Anette Wirth-Hücking © Privat

Die 57-jährige Biologielaborantin Anette Wirth-Hücking etwa kandiert wieder. "Es ist Zeit für einen Neuanfang und einen klaren Politikwechsel in Erlangen", sagt die FWG-Politikerin. Die Stadtgesellschaft sei nach sechs Jahren "gespalten wie noch nie zuvor". Ein Stadtoberhaupt, das polarisiere und Parteipolitik über das Stadtwohl stelle, wäre da denkbar ungeeignet. Sie ist überzeugt: "Bei dieser Kommunalwahl ist alles offen." Deshalb wirft sie nach einem Versuch 2014, bei dem sie drei Prozent bekam, erneut ihren Ring in die OB-Waagschale. "Es ist wichtig, dass die neue Stadtspitze auch über Parteigrenzen hinaus ausgleichend ist, und so breite Mehrheiten im Stadtrat hinter sich bringen kann", sagt sie.

Das funktioniere nur mit "Transparenz und ehrlichem Dialog". Dass sie dafür die Freien Wähler als die geeignete Partei sieht, versteht sich von selbst.

Hoffnung macht ihr indes eine kleine, aber feine Veränderung im Maximilianeum: Denn seit der letzten Landtagswahl 2018 sitzen die Freien Wähler mit in der Staatsregierung: "Freie Wähler sind drittstärkste Kraft in Bayern und stellen in den Gemeinden fast jeden dritten Bürgermeister", sagt sie. Darüber hinaus, betont sie, sind die Freien Wähler ja schließlich seit 38 Jahren ohne Unterbrechung im Erlanger Stadtrat vertreten.

Joachim Jarosch.

Joachim Jarosch.

Auch Joachim Jarosch will als OB-Kandidat für die ÖDP Umwelt- und Klimaschutz voranbringen. Der 39-jährige Sparkassenbetriebswirt rechnet sich "gute Chancen" aus, da er nach eigenen Angaben über "die erforderliche wirtschaftliche Kompetenz" verfüge sowie "mit sozialer Sensibilität und einem ökologischen Herz" agiere. Seine Zuversicht nimmt er beispielsweise aus dem von der ÖDP mitinitiierten Bürgerentscheid zur Nichtrealisierung der Landesgartenschau in "einem Naturschutz- und Überschwemmungsgebiet". "Wir haben mit 69,3 Prozent Zustimmung gewonnen – und das gegen die SPD, gegen die CSU, gegen die FDP und auch gegen die Grünen", sagt er stolz.

Auch der von seiner Fraktion initiierte Ratsentscheid zum, wie Jarosch formuliert, " Erhalt des Naturraums" im Erlanger Westen (West III) stimmt ihn siegessicher: "Wir haben mit 54,33 Prozent ebenfalls gegen fast alle anderen Parteien und auch gegen die Grünen gewonnen, die die Bedeutung unserer Erlanger Naturschutzgebiete und unserer bio-andwirtschaftlichen Flächen wohl nicht erkennen."

Johannes Pöhlmann.

Johannes Pöhlmann.

Der 59-jährige Softwareentwickler Johannes Pöhlmann und seine Partei, die Erlanger Linke (Erli), haben es sich "gut und lange" überlegt, ob sie einen OB-Kandidaten ins Rennen schicken sollen — und sich dann mit Pöhlmann dafür entschieden. Als OB-Kandidat habe er in den vergangenen Wochen in vielen Diskussionsveranstaltungen aufzeigen können, welch "wichtiges Korrektiv gegen das Durchregieren" der Ampelkoalition die Erli sei, und wie sie für eine "Abmilderung der sozialen Verwerfungen" kämpfe, sagt Pöhlmann. Bei der Einschätzung seiner Chancen bleibt er wohl realistisch: "Meine Chancen, als Oberbürgermeister gewählt zu werden, sind gering".

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