Jubiläum

Aus dem Heroldsberger Pretschersweiher wurde ein modernes Erlebnisbad

10.6.2021, 18:30 Uhr
Im Jahr 1932 war das Schlossbad in Heroldsberg gerade mal ein Jahr alt. Zahlreiche Besucher nutzten die lang ersehnte Möglichkeit zum Erfrischen und Schwimmen.

© Dieter Kaletsch Im Jahr 1932 war das Schlossbad in Heroldsberg gerade mal ein Jahr alt. Zahlreiche Besucher nutzten die lang ersehnte Möglichkeit zum Erfrischen und Schwimmen.

Eberhard Brunel-Geuder, der Leiter des Museums im Weißen Schloss und Vorsitzender der Kulturfreunde, sowie Kunsthistoriker und Kurator Alexander Racz hatten zahlreiche Dokumente ausgewertet und Zeitzeugen befragt, um einen detaillierten Eindruck von der Entwicklung der Freizeiteinrichtung zu erhalten. Niemand hätte einst ahnen können, was aus dem kleinen Pretschersweiher in der Senke vor dem Weißen Schloss einmal werden würde.

1929 begannen die Aushubarbeiten, um den Weiher zu einem Teichbad zu vergrößern. Hierfür gründeten die Mitarbeiter der Vereinigten Papierwerke in Heroldsberg, die bekanntlich auch die berühmten „Tempo“-Taschentücher produzierten, einen Badeverein.

Finanzielle Unterstützung bekam der Verein von den jüdischen Firmeneigentümern Oskar und Emil Rosenfelder. Die Einweihung des Schlossbades erfolgte im Juni 1931. Fortan konnten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Becken unweit ihres Arbeitsplatzes erfrischen und auf der Liegewiese sonnen.

Die Machtergreifung der Nazis änderte die Stimmung im Ort. Zuerst wurde das Bad wegen der beiden Unternehmer als „Judenbad“ diffamiert, um anschließend von den Nationalsozialisten selbst beansprucht zu werden.

Die Mitglieder des Badevereins wehrten sich zunächst dagegen, dass auf dem Gelände Hakenkreuzflaggen aufgestellt wurden, mussten sich aber am Ende den Machtverhältnissen in der Diktatur beugen. Die Vereinigten Papierwerke und somit auch das Bad wurden 1933 bis 1935 arisiert und für einen Bruchteil ihres Wertes vom Fürther Unternehmer Gustav Schickedanz gekauft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Firmenbad schließlich in den Besitz der Gemeinde Heroldsberg über. Anfang der 1970er Jahre war es Zeit für eine Modernisierung des Bades. Das Becken wurde erneuert und der markante rote Sprungturm aufgestellt.

Erneute Sanierung

Bereits 30 Jahre später wurde alles wieder abgebrochen, um das heutige Schlossbad mit neuen Aluminiumbecken für Nichtschwimmer und Sportschwimmer, Rutschen und Sprungtürmen zu bauen. Mit der Einweihung nach diesem kompletten Umbau am 28. Juli 2000 bekam der Ort Heroldsberg ein modernes Erlebnisbad, das bei einem Wettbewerb zu den schönsten Bädern Deutschlands gekürt wurde.

Die Sonderausstellung im Weißen Schloss widmet sich mit historischen Fotografien der 90-jährigen Geschichte des Schlossbades. Bereichert wird die Schau durch Malereien von Fritz Griebel (1899-1976), Fritz Heidingsfeld (1907-1972) und Eitel Klein (1906-1990).

Besichtigt werden kann sie bis 12. September zu folgenden Öffnungszeiten: mittwochs von 10 Uhr bis 13 Uhr; freitags, samstags und sonntags von 15 Uhr bis 18 Uhr.

Führung durch das Museum

Gruppenführungen sind nach vorheriger telefonischer Anmeldung unter Telefon (0911) 518 75 35 möglich.

Eine Museumsführung findet am Sonntag, 20. Juni, ab 15 Uhr statt. Hierzu ist eine Anmeldung an die E-Mail-Adresse mail@weisses-schloss-heroldsberg.de erforderlich. Dies gilt auch für einen Besuch des Museumscafés im Hof, das sonntags bei schönem Wetter geöffnet ist.

Wenn nichts dazwischen kommt, will das Bayerische Fernsehen im 3. Programm innerhalb der "Frankenschau" am Sonntag, 13. Juni, ab 17.45 Uhr einen Betrag über das Schlossbad senden.

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