Aus Israel zum HCE: Daniel Mosindi nach dem U23-Start

27.8.2019, 13:45 Uhr
Große Freude nach dem ersten Sieg: Tarek Marschall (links) und Daniel Mosindi (zweiter von rechts).

© Thomas Hahn/Zink Große Freude nach dem ersten Sieg: Tarek Marschall (links) und Daniel Mosindi (zweiter von rechts).

Am meisten, sagt Daniel Mosindi, vermisst er das Essen. "Das musst du mal probieren", schiebt er sofort nach. Israelische Küche, Falafel, Hummus oder Couscous, gibt es zwar auch hier. Doch nirgends schmeckt es so gut wie zu Hause. Und das ist für Mosindi weit weg. Seit einigen Wochen ist der gebürtige Nigerianer, dessen Vater seit vielen Jahren in der Botschaft in Israel arbeitet, in Erlangen. "Am Freitag war es genau ein Monat."

Mosindi wohnt nur vier Minuten von der Hiersemannhalle entfernt. Mitspieler und Trainer helfen ihm bei der Integration. Ein paar Worte Deutsch kann er schon. "Handballspieler" zum Beispiel. Das ist er schließlich, deshalb zog er aus der Großstadt Tel Aviv nach Erlangen.

"Es ist ein bisschen seltsam für mich", sagt der 18-Jährige, der so gar nicht aussieht wie ein Teenager. Mosindi ist 1,92 Meter groß, hat breite Schultern, muskulöse Arme, seine Haut ist braun, die Haare, ganz kurz rasiert, sind tiefschwarz. Auch der Bart lässt ihn älter wirken. Doch tatsächlich könnte er noch für die A-Jugend spielen. In seiner Heimat gehörte er immer zu den Allergrößten, in Deutschland, auch in der dritten Liga, ist das anders.

"Ich opfere einiges, um hier zu sein", sagt Mosindi, "ohne meine Familie und Freunde aus Israel. Ich vermisse sie, spreche mit ihnen immer über Facetime. Aber ich lerne neue Freunde kennen und fange ein neues Leben an." Vor allem die Sprache macht dem Handballer noch Probleme. Im Team verständigen sich alle auf Deutsch, auch Coach Tobias Wannenmacher hält seine Ansprachen auf gewohnte Weise. So muss immer jemand übersetzen. "Ich möchte Deutsch lernen", dann will er auch anfangen zu studieren.

"Es ist schwer für mich, alles zu verstehen"

"Es ist schwer für mich, alles zu verstehen und an den Gesprächen teilzunehmen", sagt Mosindi. "Doch alle helfen mir. Die Mitspieler sind toll." Zumindest das Spiel ist das gleiche. Handball, das kann Mosindi. "In Israel spielen wir schneller, weil wir kleiner sind", doch er sagt auch: "Ich bin harten Handball gewöhnt." Der Rückraumspieler ist auch für die A-Nationalmannschaft Israels im Einsatz, beispielsweise im Juni im Länderspiel gegen Deutschland.

Am Samstag gegen den TV Hochdorf verletzte er sich an der linken Hand. "Ich spüre den Schmerz", sagte er direkt nach dem Spiel, wie schlimm es ist, ergaben erst die Untersuchungen zu Wochenbeginn. Wie Kevin Schmidt, der Sportliche Leister des HCE am Dienstag bestätigte, wird der Rückraumspieler mehrere Woche ausfallen.

"Ein weiterer Schritt, um meinen Traum zu verwirklichen"

Am Samstag sagte Mosindi noch: "Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Wir haben gut gespielt. Es war für mich sehr besonders, das erste Mal für den HC Erlangen zu spielen. Darauf habe ich mich lange gefreut. Das ist ein weiterer Schritt, um meinen Traum zu verwirklichen." Der israelische Nationalspieler möchte sich mit den besten Handballern der Welt messen, das Ziel ist die Bundesliga. Beim HCE, glaubt er, kann er das erreichen. "Hier kann ich mich gut entwickeln."

Aus Israel zum HCE: Daniel Mosindi nach dem U23-Start

© Thomas Hahn/Zink

Für den Linkshänder ging es zu Beginn direkt mit der Bundesliga-Mannschaft ins Trainingslager. Er gehört zum erweiterten Kreis des Kaders. Ähnlich wie Benedikt Kellner im Vorjahr soll er sich über Spielpraxis und Trainingsleistung für die erste Mannschaft empfehlen. "Für uns ist das eine gemeinsame Aufgabe, ihn nach vorne zu bringen", sagt Coach Wannenmacher.

Mosindi ist ehrgeizig, muss aber auch mit der neuen Situation klarkommen. "Auf dem Feld sieht man, dass er schon sehr reif ist in der Spielanlage", lobt der Trainer. Tatsächlich trat der Rückraumspieler nach der wackeligen Anfangsphase sehr routiniert auf und zeigte wuchtige Angriffe. Nach dem 27:24-Sieg ging es dann wieder um die Integration außerhalb des Feldes, wie immer stand ein gemeinsames Abendessen an. Wenn auch ohne Falafel.

HC Erlangen U23: Goebel, Klein; Froschauer 1, Hoffmanns, Neuß 2, Poser 1/1, Bauer 3, Marschall 5, Walz 3, Spörke, Duvancic 1, Banik, Mosindi 5, Mangen 1, Müller 3, von Alvensleben.

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